Eine Österreichische Mythologie: #1 theogonie

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(c) Jagadip Singh, Vienna glowing in early morning sun, https://www.flickr.com/

von Thomas Sojer


Gaia, die braune Erde, befruchtete sich selbst, so zumindest Hesiod, der alte Biobauer – vielleicht mit Eugenetik. Und sie gebar Uranos, den Himmel, der nie wirklich wusste, ob er blau oder schwarz sein wollte. Wie es sich für heimatverbundene Naturfreunde so gehört, wurde im Hause der Gaia innerfamiliäre Sexualität natürlich ganz großgeschrieben. Uranos ließ sich das nicht zwei Mal sagen, und bestieg seine Gebärerin sogleich und immer wieder, oder wie Joseph Freiherr von Eichendorff dies zu umschreiben pflegte: Es war, als hätt‘ der Himmel die Erde still geküsst.
Dass Inzest genetische Tücken mit sich bringt war dem Ödipusvorbild und der kulturhistorischen Wurzel des Schimpfwortes Motherf***er Uranos schlicht und ergreifend nicht klar, denn er schaute ziemlich blöd aus der olympischen Wäsche, als ihm die Frucht seiner Lenden in Form von zu großen, naturgrünen Titanen, einäugigen, rot unterlaufenen Kyklopen und fraktionspermeabelen, hundertarmigen Hekatoncheiren aus dem Schoß seiner Mutter entgegentrat. Nach klassischer schwarz-blauer Manier, machte er das einzige, was man mit einer missratenen Brut wirklich machen kann: er sperrte sie in den Keller, oder wie die Politikwissenschaftler es nennen: Oppositionsbank.
Das gefiel der braunen Mutter, die neben anderem ja auch noch irgendwo sozial sein wollte, gar nicht und sie entwickelte das härteste und unzerstörbare Metall Adamant. Gerüchte besagen ja, dass die Bundesregierung 2002 glaubte, dass die Eurofighter ebenfalls aus diesem mythischen Material gegossen werden würden. Gaia versuchte daraufhin ihre Kellerkinder zu einer neuen Kulturrevolution zu bewegen, doch niemand traute sich gegen das schwarz-blaue Firmament. Schließlich wagte es aber doch der Titan Kronos und Gaia übergab ihm die neue Wunderwaffe. Als sich Uranos wiederum wie jeden Tag lüstern auf seine Mutter stürzte, lauerte Kronos und beendete die Erektion seines Vaters, pardon Bruders – Sie wissen schon, wen ich meine – mit einem sauberen Adamantschnitt. Interessantes Detail am Rande: Das Blut des abgeschnittenen Gliedes beinhaltete offensichtlich so viel Sperma, dass Gaia allein von den herumspritzenden Tropfen gleich mit allen Giganten, Erinyen und Meliaden schwanger wurde.
Was lernen wir daraus: Auch wenn sich Demokratie oft wie ein Kastration anfühlt, ermöglicht sie doch eine schön pluralistische Politlandschaft. Der Penis selbst fiel ins Meer und verwandelte sich in die pinke und wunderschöne Aphrodite, die Göttin der Liebe, gemeinsam mit Irmgard Griss natürlich. So erfreuten Gaia die Geschehnisse sehr, zumal alles, wie wir sehen, recycelt werden konnte. Noch wusste aber keiner, dass der grüne Kronos sich und seine grünen Titanen in große Schwierigkeiten bringen würde. Fortsetzung folgt…

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