Lohnt sich das: E-Bikes

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Foto (c) Mr ThinktankDSCI3194, flickr.com

Die E-Bikes sind im Anrollen. Seit Beginn der aktuellen Outdoor-Saison ist kaum ein Berg mehr vor ihnen sicher. Plötzlich radeln Mittsiebziger an einem vorbei und das scheinbar ohne große Mühe und mit einem breiten Genießerlächeln auf den Lippen. War das Bezwingen von Hütten mit dem Rad früher nur jungen, fitten Menschen oder jugendlich gebliebenen Personen vorbehalten, so scheint heutzutage ein jeder in den Genuss eines verdienten Kaspressknödels inklusive Serotonin-Einspritzung zu kommen. Der Grund ist ein circa 20 Zentimeter großer und sechs bis zehn Kilo schwerer Elektromotor. Dieser erleichtert das Treten und verhilft selbst untrainierten Wadeln zu ungeahnten Höhenflügen. Doch wie bei jeder technischen Innovation scheiden sich auch hier die Geister. Die sportbegeisterte Szene teilt sich in zwei Lager: dafür oder dagegen. Da fährt das Rad drüber!
Ich habe mich (noch) für keine Fraktion entschieden. Beide Seiten liefern überzeugende Argumente. Da wären die vielen alten und/oder faulen Menschen, die nicht einmal im kühnsten Traum daran gedacht hätten jemals aus eigener Kraft und im Fahrradsattel sitzend einen Berg zu erklimmen. Dem nie enden wollenden Teufelskreis hilflos ausgeliefert, hätten die Couchpotatoes und Omas noch tiefere Wurzeln geschlagen und wären irgendwann der eigenen Inaktivität er- und dem Gesundheitssystem auf- der Tasche gelegen. Der kleine Motor und die kleine Batterie sind demnach eine Art Ausfahrtsticket aus dem (kollektiven) Fegefeuer. Auf der anderen Seite unterstützen Hilfsmittel die eigene Trägheit. Dass ein E-Bike der Einstieg zum unmotorisierten Mountainbike-Sport sein soll, ist in etwa so wahrscheinlich, wie dass der Besuch der Weihnachtsmette aus irgendjemandem einen guten Katholiken macht.
Nicht zu vergessen wären dann noch die Umwelt-Stimmen. Fahrradfahren war bis vor kurzem noch eine der wenigen Bastionen des Co2-neutralen Fortbewegens. Dass ein Elektromotor mitsamt Akku am Einsatzort kaum einen ökologischen Radabdruck hinterlässt, mag stimmen. Aber am Herstellungsort von Akkus und Co. schaut die Welt ganz anders aus und die Welt auf der wir Akkus produzieren und E-Bike-Fahren ist nun mal ein und die selbe. Die E-Bike-Diskussion findet zwar auf unseren Hütten statt, ist aber eine zutiefst globale. Kein Wunder also, dass der Weisheit letzter Schluss noch nicht gefunden ist. Klar ist nur eines. Wer am E-Bike sitzt, braucht sich um die Spannung nicht zu sorgen.
In unserer Serie „Lohnt sich das“ beschäftigen wir uns regelmäßig mit den wichtigen Dingen des Lebens. Mit Dingen, die uns unmittelbar betreffen, faszinieren oder erschüttern. Das Fahrradfahren in den Alpen, die steigende Faulheit in Wohlstandsgesellschaften und der Umweltschutz sind Themen, die ein ALPENFEUILLETON bewegen.
 

Glaubt an das Gute im Menschen. Eigentlich Betriebswirt. Hat das ALPENFEUILLETON ursprünglich ins Leben gerufen und alle vier Neustarts selbst miterlebt. Auch in Phase vier aktiv mit dabei und fleißig am Schreiben.

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