Freitagsgebet #14: Soll Kunst finanziell gefördert werden?

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Der rote Adler erscheint oft. Auf Flyern, Plakaten, Ausstellungskatalogen, Konzertkarten. Kulturförderung ist ein stiller aber gewaltiger Motor des geistigen Lebens inmitten der Alpen. Markus Abwerzger von der FPÖ sieht hier Reformbedarf. Im Standard vom 12. Februar 2018 sagt er: „Jeder hat einen anderen Kunstbegriff, daher bin ich für das amerikanische System, das mit privaten Geldern arbeitet. Bei der Förderung von Kunst und Ausstellungen hat die öffentliche Hand wenig verloren. Queere und feministische Kunst braucht aus meiner Sicht keine öffentlichen Gelder. Die Tradition und das gelebte Heimatbewusstsein in Tirol wollen wir hingegen fördern, weil es kulturstiftend ist und man damit die Masse erreicht. Der ideologische Stempel in der Unterscheidung zwischen Heimatbewusstsein und feministischer Kunst ist selbsterklärend.
TROTZDEM berührt Abwerzger eine Frage, die durchaus diskutierbar ist. In wie weit sollen Kunstprojekte aus öffentlicher Hand finanziert werden? Obwohl Abwerzger und die Kritische Theorie wenig gemein haben, in einem Punkt treffen sie sich. Ein nicht allzu kleiner Bereich in der Kunstszene wird vor allem von – sagen wir es einmal so – „Menschen mit mehr Geld am Konto“ betrieben. Einige Spielarten von Kunst und Kultur sind für das feinere Volk. Natürlich sei hier gesagt, dass es viele wunderbare Projekte und Veranstaltungen gibt, die ganz anders funktionieren. Dennoch, wer Vernissagen und Lesungen besucht kann sich des Eindrucks nicht ganz wehren, dass es manchmal schon etwas elitär zugeht. Da sitzt dann das Intellektuelle am Schoß der finanziellen Absicherung und philosophiert über das Präkariat des kontingenten Menschseins. Ein Lachsbrötchen fällt auf den Boden. Egal, der Putzdienst kommt nach Mitternacht und macht dann sauber. Hier muss ich sagen, dass mir Abwerzger – hätte ich die Qual der Wahl – doch lieber ist als die Tiroler Bourgeoisie, die sich gern auch als Kunstszene bezeichnet, Stichwort: Authentizität.

Titelbild: (c) Pexels

1 Comment

  1. Einem, der „das rechte Maß in allen Dingen“ auslotet, zur Lektüre empfohlen: Studie zur sozialen Lage der Künstlerinnen und Künstler in Österreich: http://www.kunstkultur.bka.gv.at/Docs/kuku/medienpool/17401/studie_soz_lage_kuenstler_en.pdf
    „Über ein Drittel (37%) aller Kunstschaffenden verfügte (2007) über ein Äquivalenzeinkommen unter der Armutsgefährdungsgrenze.“ Lachsbrötchen gehen sich da eher nicht mehr aus…

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