Schuld bleibt doch der Jude

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Es sei gleich zu Beginn erwähnt, den Antisemitismus  hat nicht Adolf Hitler „erfunden“. Diese Geisteshaltung zieht wie ein roter Faden durch die Geschichte Europas. Juden galten in den Augen vieler, immer schon als geldgierig, machtbessesen und hinterlistig.  Wie sonst konnte man sich erklären, dass sich die wichtigen Händler der jüdischen Religion zugehörig fühlten? Wer meint, dass Antisemitismus der Vergangenheit angehört, der irrt. Noch heute wird Juden in unserer eigentlich sekularisierten Gesellschaft auf Grund ihrer Religion mit Skepsis begegnet.

Vom Antizionismus zum Antisemitismus

Diese zwei Begriffe sind im Grunde verschieden, doch können sie sehr leicht ineinander verschmelzen. All zu leicht wird der israelische Staat mit der jüdischen Religion gleichgesetzt. Ein berühmtes Beispiel für jemanden, der beide Haltungen miteinander in einem Menschen vereint ist Horst Mahler, ehemaliges RAF Mitglied und wie vanityfair.de ihn bennent „Deutschlands Chef-Nazi“.

In diesem Interview leugnet er nicht nur die gezielten Morde an Juden in Konzentrationslagern, sondern spricht auch von einer Weltverschwörung der Juden. Dabei heißt es zum Beispiel auf die Frage: „Die Juden, was brauchen die Juden?“ „Gewalt, um sich wieder als Opfer darstellen zu können.“ Laut Mahler gab es seit dem deutschen Reich einen Seelenmord an dem deutschen Volk, alles geleitet durch die Juden, beziehungsweise den Staat Israel. Die „jüdische Herrschaft“ zeichnet sich auch dadurch aus, dass sie die Sprach- und Gedankenpolizei in Deutschland darstellt; „das ist jüdisch“.

Doch Mahler steht mit seiner Position nicht alleine da. Auch wenn eine Vermischung des Antisemitismus und Antizionismus stärker im rechten Lager ausgeprägt ist, so passiert es des öfteren, dass die Vorkommnisse – zum Beispiel im GAZA-Streifen – nicht einem Staat als solchem, sondern einer Volksgruppe, und zwar den Juden, zugeschrieben werden. Dies schürt seit dem Beginn des Nahostkonfliktes, bei einer breiten Bevölkerungsschicht einen latenten Antisemitismus.

Katholizismus und Judentum

Juni 2005. Seither ist Deutschland Papst. Benedikt XVI zeichnet sich seitdem vor allem durch konservative Werte und Reaktionismus aus. Je länger er seines Amtes weilt, desto klarer wird seine Position gegenüber dem zweiten Vatikanischen Konzil, bei dem es unter anderem, um eine Annäherung zwischen Katholiken und Juden ging. Ein Zeichen seiner Politik und seiner Werthaltung zeigte sich 2008, als er wieder die Karfreitagsfürbitte, in einer abgeänderten Form, einführte.

„Lasst uns auch beten für die Juden, auf dass Gott, unser Herr, ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus erkennen, den Retter aller Menschen.
[Lasset uns beten. Beuget die Knie. Erhebet Euch.]
Allmächtiger ewiger Gott, Du willst, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Gewähre gnädig, dass beim Eintritt der Fülle aller Völker in Deine Kirche ganz Israel gerettet wird. Durch Christus, unseren Herrn. Amen.“

So gibt es in der österreichischen katholischen Kirche Lehren davon, dass die Juden bekehrt werden müssten, damit sie Jesus als Messias anerkennen. Pfarrer Sterninger aus Bruck an der Mur zum Beispiel sieht sich selbst als Missionar an, in dem er öffentlich predigt, dass Katholiken die Juden aus dem Dunklen herausführen, damit sie endlich wissen, dass Jesus die Erfüllung ist. Das zeugt nicht nur von einer Arroganz der katholischen Kirche (das wäre nichts Neues), sondern stellt das Judentum als Religion unterentwickelt und naiv dar.

Das Anderl von Rinn

Laut der Legende, wurde das Anderl von jüdischen Kaufleuten im Zuge eines Rituals ermordet. Die Gebeine des Kindes wurden in die Pfarrkirche nach Rinn gebracht und Papst Benedikt XIV erlaubte 1755 die Verehrung der Gebeine und sprach ihn selig. Daraufhin entwickelte sich ein Wallfahrtsort. So wurde eine Kultstätte für den katholischen Antijudaismus geboren. Erst 1994 verbot der Innsbrucker Altbischof Reinhold Stecher die Wallfahrt. Doch noch heute treffen sich Mitglieder rechtextremer Gruppierungen und Katholiken am 12.Juni, um eine Wanderung zu der Kultstätte zu begehen. Und auch in den Köpfen der älteren Generationen haben sich diese Bilder eingebrannt; Juden als Ritualmörder.

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