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Sind die Pensionen noch leistbar?

5 Minuten Lesedauer

Das Thema „Pension“ beschäftigt die Österreicher sehr häufig. Die Fragen: Wie sicher sind unsere Pensionen? Wie lange kann sich der Staat die Pensionen noch leisten? Ruinieren die heutigen Pensionen die Zukunft unserer Jugend? und von vielen Jungen kann man hören: „Für uns wird es keine Pension mehr geben.“ Besonders in der politischen Diskussion wird bei diesem Thema gerne Angst verbreitet, mit der Kernaussage, dass in absehbarer Zeit die Pensionen nicht mehr finanzierbar sein werden.

Exorbitante Bundeszuschüsse?

Die Pensionen funktionieren nach dem Versicherungsprinzip.

Das bedeutet, wer länger und mehr in das System einzahlt, der wird am Ende auch mehr Pension bekommen. In Österreich muss man grundsätzlich zwischen den Pensionsversicherungen für Unselbständig Erwerbstätige (Dienstnehmer), Selbständige (Bauern und Unternehmer) und Beamten unterscheiden.

Oft in der öffentlichen Diskussion werden diese unterschiedlichen Systeme untereinander vermischt, um eine entsprechende Verunsicherung zu erreichen. Dabei stehen meist die Bundeszuschüsse im Vordergrund, die angeblich ins exorbitante steigen.

Deckung liegt bei 90 %

In diesem Bericht möchte ich mich vor allem auf das Zahlen- und Statistikmaterial der weitaus größten Gruppe der Pensionsversicherten, den Unselbständigen, beschränken. Als gesetzliche Grundlage gilt hier das ASVG (Allgemeines Sozialversicherungsgesetz). Im Jahresbericht der PVA (Pensionsversicherungsanstalt) aus dem Jahr 2018 (der aktuellste, der verfügbar ist) sind im Jahresdurchschnitt 3,4 Mio. (davon 1,8 Mio. Männer und 1,6 Mio. Frauen) versichert gewesen. Die Beitragseinnahmen, die von Dienstnehmern und Dienstgebern (in etwa Beitragsparität, wobei die DG einen etwas höheren Beitrag bezahlen) geleistet wurden, betrugen 27 Mrd. Hinzu kommt eine Zuzahlung aus dem Bundesbudget mit 3,7 Mrd., also ergibt das ein Jahresbudget von ca. 31 Mrd. €.

Mit diesem Betrag wurde die Altersvorsorge für 1,9 Mio. Pensionisten finanziert. Wenn man nun die Ausgaben (31,6 Mrd. und Beitragseinnahmen der Versicherten in Bezug stellt (27 Mrd.), dann ergibt das eine Eigendeckung von knapp 90 %.)

Drittelfinanzierung der Pensionen

Im ASVG, das mit 1.1.1956 in Kraft getreten ist, wird auch die Finanzierung der Pensionen geregelt. Dort heißt es: Zu einem Drittel, lautete der Beschluss, sollten die Aufwändungen durch Beiträge der Dienstnehmer (DN), einem weiteren Drittel durch jene der Dienstgeber (DG) und das letzte Drittel soll aus dem Budget abgedeckt werden. Im Jahr 2018 war der Bundeszuschuss, siehe oben, bei ca. 10 %, also weit unter dem Betrag, der im Gesetz festgehalten ist.  

Wie hoch ist eine Durchschnittspension?

Die durchschnittliche Pensionshöhe nach dem ASVG belief sich auf 1.180 € brutto (Männer € 1.530; Frauen € 960). Im Schnitt gehen Frauen um zwei Jahre früher in Pension als Männer und beziehen insgesamt um vier Jahre länger eine Pension.

Pensionen für Selbständige

Bei den Pensionen für die Selbständigen schaut die Deckung durch den Staat etwas anders aus. Hier werden die Beiträge ausschließlich von den Selbständigen selbst geleistet. Darum liegt die Deckung der Pensionsleistungen durch Beiträge bei den Selbständigen bei etwas über 30 % und bei den Bauern bei über 10 %. Hier beträgt der Bundeszuschuss etwa 5 Mrd. €.

Sonderfall Beamte

Ein eigenes Kapitel sind die „Pensionen“ der Beamten. Beamte beziehen im eigentlichen Sinn keine Pension, sondern sie erhalten einen Ruhe- und Versorgungsgenuss, weil Beamte ja praktisch bis zu ihrem Lebensende im Dienst des „Staates“ stehen. Streng genommen beziehen sie eine Lohnfortzahlung bis zu ihrem (und ihren mitversicherten Angehörigen) Lebensende. Eine Beamtenpension ist um ca. 40 % höher als die eines Pensionisten nach dem ASVG.

Unsichere staatliche Pensionen

In den vergangenen Jahren, besonders seit der Jahrtausendwende, wurde von politischer Seite stets versucht, die Altersvorsorge mehr zu „privatisieren“. Das Dreisäulenmodell wurde und wird propagiert, das sich aber bisher eher als Rohrkrepierer herausgestellt hat.

Das staatliche Pensionssystem gibt es inzwischen seit fast 140 Jahren und hat nicht weniger als fünf „Geldentwertungen“ überlebt. Keine private Altersvorsorge kann damit mithalten, und darum bin ich auch der Meinung, dass es klüger wäre, die staatliche Vorsorge zu stärken oder zumindest auf dem Niveau beizubehalten und nicht die Altersvorsorge immer mehr auf die Einzelperson abzuwälzen.

Elias Schneitter, geboren und aufgewachsen in Zirl/Tirol. Lebt in Wien. Erste Publikationen ab 1976, vorwiegend in Literaturzeitschriften (Fenster, Rampe, Wespennest, Kolik, Literatur und Kritik, protokolle, etc...) und Hörspiele im Rundfunk. Zur persönlichen Website
Mitbegründer und Kurator des internationalen Literaturfestivals "sprachsalz" (www.sprachsalz.com) in Hall Tirol. Zur Sprachsalz Website
Leitung der "edition-baes" - Zur Website, wo der Schwerpunkt auf US-amerikanische Underground Literatur gelegt wird.

2 Comments

  1. Danke für die immer wieder notwendige Aufklärung zur Pension als Versicherungsleistung und NICHT, wie oft behauptet, als Generationenvertrag. Ein zwar nicht gesetzlich verankerter, aber gesellschaftlich weitgehend praktizierter „Generationenvertrag“ gab es in früheren Zeiten, als die ältere Generation im sogenannten Ausgedinge von der jüngeren Generation erhalten werden sollte.

  2. Die Frage sollte eher lauten, können wir uns so korrupte und unfähige Politiker, wie sie derzeit an der Macht sind, noch lange leisten? Millionengeschenke an die Lufthansa (ein deutsches Unternehmen), das seine Steuern in Malta abrechnet, Hilfen für Unternehmen, die in Folge der Corona Krise Personal in Kurzarbeit schickt, aber trotzdem Dividenden an ihre Aktionäre und ihre Vorstandsvorsitzenden in Millionenhöhe auszahlt, Millionenzahlungen aus dem Kulturbudget an Stefan Pierer für ein Museum, das ein Schauraum aber kein Museum ist, und hundert- bis tausendfache Rückvergütungen an großzügige ÖVP-Spender, sowie Politiker- und Aufsichtsratsposten für Großspender an unqualifiziertes Personal, etc. Übrigens lag bereits eine Pensionskürzung von 1,5 Milliarden unter der ÖVP/FPÖ Regierung am Tisch. Diesen Betrag haben sie nun wohl aus der allgemeinen Gesundheitskasse abgezogen, die seit Antritt der Regierung Kurz von einem Plus von knapp 1 Milliarde in ein Minus in Milliardenhöhe rutschte.

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