2025.
Drei Freunde wandern im goldenen Herbst.
In einem abgelegenen Tal treffen sie auf eine kleine Steinkapelle.
Auf der Bank davor sitzt eine alte Frau. Augen geschlossen. Gesicht der Sonne entgegen.
Ohne aufzusehen fragt sie:
„Was trägt euch? Was hält euch oben?“
Paul sagt sofort:
„Arbeit. Leistung. Ich bin ein guter Verkäufer.“
Die anderen nicken.
Tim denkt kurz:
„Meine Familie. Meine Frau. Meine Kinder.“
Patrick schweigt.
Lange Sekunden.
Warten.
„Ich habe einen miesen Job. Und keine Familie.“
Er lächelt gekünstelt.
„Also… Bier mit den Jungs. Rumhängen. Zeit. Das ist es.“
Die Frau öffnet die Augen und legt ihm die Hand auf die Schulter.
„Du bist sicher. Du bist der, der nicht fällt.“
Die anderen lachen ungläubig.
Ein Funke Unsicherheit wird sie auf ihrem weiteren Weg begleiten.
2045.
Die Welt hat sich in wenigen Jahren umgedreht.
Arbeit ist Maschine. Denken ist KI-Programm.
Was der Mensch einmal war, braucht niemand mehr.
Wieder treffen sie auf die alte Frau.
Paul:
„Mein Job ist weg. Eine Software verkauft besser als ich. Seitdem weiß ich nicht, wer ich bin.“
Tim:
„Meine Frau hat mich verlassen. Die Kinder mitgenommen. Ich habe nichts mehr, woran ich mich festhalten kann.“
Die Frau sieht zu Patrick.
Patrick zuckt mit den Schultern:
„Die Jungs haben jetzt alle Zeit der Welt. Wir sitzen jeden Abend zusammen. Eigentlich ist es ganz gut.“
Die alte Frau nickt langsam.
Nicht lächelnd.
Schwer.
„Ich habe euch gewarnt.“
Sie sieht Paul und Tim an.
Die beiden senken den Blick.
Es gibt nichts zu sagen.
Dann sieht sie Patrick an:
„Du hattest nichts. Deshalb blieb dir alles.“