Kitzliche Intelligenz

29. April 2025
1 Minute Lesezeit
(c) Helmuth Schönauer

Auf der Kitzbühler Streif sollen ab jetzt künstliche Abfahrtsläufer die Rennen bestreiten. 

Ha, was war das heuer zu Ostern für eine frohe Botschaft, als aus China gemeldet wurde, dass Roboter erfolgreich bei einem Halbmarathon mitrennen konnten.

Anhänger der Robotik und künstlichen Intelligenz fragen sich ja schon längst, warum man die Rennerei nicht den Maschinen überlässt und sich selbst mit der Familie hinter das Absperrband des Rennens stellt, statt auf steiniger Piste verbittert dem Zusammenbruch im Ziel entgegenzulaufen.

Die Nachricht aus China hat jedenfalls schlagartig die künstlichen und andere Hirne in Tirol in Bewegung gesetzt, wie man mit der Weltentwicklung mithalten könnte.

Ziemlich weit fortgeschritten ist jedenfalls das Projekt Künstliche Hahnenkamm-Rennen. Dabei kommen Dummys menschlichen Ausmaßes zum Einsatz. 

Aus Marketing-Gründen werden diese Rennmaschinen „Kitzliche Intelligenz“ genannt, die Marke ist geschützt.

Die Vorteile erklärt der Projektleiter:
– Die KI-Typen sind witterungsunabhängig.
– Sie sind billig, weil sie keine unverschämten Verträge aushandeln.
– Sie sind verletzungsfrei, da sie als unkaputtbar konstruiert sind.
– Sie haben kein Problem mit dem Gendern, da sie je nach Gewicht bei männlichen und weiblichen Rennen zugelassen werden können.
– Sie sind mindestens so intelligent wie ihre Vorbilder aus sogenanntem Fleisch und Blut.
– Sie sind für Übertragungen in Echtzeit bestens geeignet, man erspart sich sinnlose Kamerafahrten von ausrangierten Vorläufern.
– Sie sind im Zielraum eine Wohltat bei Interviews, weil sie mit ruhigem Atem ruhige Gedanken fassen und aussprechen können, wodurch das hysterische Sportgeschrei entfällt.

Auch die politische Prominenz von Kitzbühel ist begeistert von ihrer Kitzlichen Intelligenz.
Sie verweist darauf, dass schon jetzt in etwa der Hälfte der Wohnungen Kitzliche Intelligenz lebt. Das sind Wohnroboter, die fälschlich als Zweitwohnsitzler denunziert sind.

Auch hier liegen die Vorteile wieder schlagend auf der Hand.
Der „Kitzliche Bewohner“ braucht kein Klärwerk, keine Schulen, keine Altersheime. Das bisschen Strom, das er für seine Akkus braucht, saugt er sich aus der Leitung, wenn Bitcoins über Glasfaserkabel durch das Ortsgebiet geleitet werden.

Win win! sagen alle.
Oder Kitz Kitz!, wenn sie schon digitalisiert sind.

STICHPUNKT 25|36, geschrieben am 22.04. 2025

Geboren 1953. Ist seit Gerichtsverfahren 1987 gerichtlich anerkannter Schriftsteller, bis 2018 als Bibliothekar an der ULB Tirol. Als Konzept-Schriftsteller hält er sich an die These: Ein guter Autor kennt jeden Leser persönlich.

Etwa 50 Bücher, u.a.:
* BIP | Buch in Pension | Fünf Bände (2020-2024)
* Anmache. Abmache. Geschehnisse aus dem Öffi-Milieu. (2023)
* Austrian Beat 2. [Hg. Schneitter, Schönauer, Pointl] (2023)
* Verhunzungen und Warnungen. | Geschichten, entblätterte Geschichten, verwurstete Geschichten. (2022)
* Outlet | Shortstorys zum Überleben (2021)
* Antriebsloser Frachter vor Norwegen | Austrian Beat (2021)
* Tagebuch eines Bibliothekars | Sechs Bände (2016-2019)

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