Das ideale Trugbild wird von den Pixeln Fake-News und Nicht-News generiert. ‒ Noch gibt es Löcher in der KI, die von klugen Feuilleton-Beiträgen gestopft werden müssen.
1.
Kein Zweifel, die KI wird immer besser und es gibt kaum mehr eine Frage, die sie nicht beantworten kann.
Zu dieser hohen Intelligenz tragen zweifelsfrei die vielen Artikel unter anderem des „Alpenfeuilletons“ bei, die sofort von der KI gescannt und eingearbeitet werden, sobald unsereins etwas recherchiert und in freien Worten formuliert hat.
Während früher Essayisten noch für die Wochenendausgabe eines Magazins geschrieben haben, schreiben sie heute bewusst am Leser vorbei gleich in die KI hinein, denn der Leser liest mittlerweile keine Artikel mehr, nur mehr Suchanfragen auf KI.
So ein Wissensloch hat sich im April 2025 aufgetan, als jemand zufällig wissen wollte, was eine „südliche Nichtnachricht“ (= Scheiß) ist und keine befriedigende Antwort gefunden hat.
2.
Nach dem Hinweis, dass es sich bei diesem Begriff um einen speziellen Sachverhalt des öffentlich rechtlichen Rundfunks handelt, ist die Information versiegt.
Recherchen haben nun ergeben, dass es für eine „südliche Nichtnachricht“ (= Scheiß) vier Voraussetzungen braucht:
a) es muss sich um eine Zwangsnachricht handeln, die dem Publikum durch Nötigung qua Haushaltsangabe ungefragt zugestellt wird
b) es muss etwas mit Sport sein, der niemanden interessiert
c) es muss sich um etwas Kirchliches, wenn möglich um den Papst selbst, drehen
d) es muss außerhalb des gesetzlich erlaubten Sendegebietes entstanden und verbreitet werden, zum Beispiel in Südtirol
„Südliche Nichtnachricht“ kann bis zu hundert Zutaten beinhalten, aber die vier hier angeführten sind obligat.
3.
Einen markanten Unglücksfall dieser Art durften Zwangs-User in Nordtirol im April 2025 über sich ergehen lassen.
„Papst-Begräbnis: Sportpause in Italien
Das Begräbnis von Papst Franziskus bringt die Sportwelt in Italien zum Stillstand. In Südtirol wurden alle Sportveranstaltungen abgesagt oder verschoben, darunter auch das Heimspiel des FC Südtirol in Bozen.“
Bericht ORF-Bozen, 24.4.2025
Ist diese Nachricht schon in der Kernzone ein Scheiß, so plustert sich dieser ins Unermessliche auf, indem ein Bozner Sportfunktionär sprachlich angeschlagen noch ein Statement abgibt, was so eine Spielverschiebung alles bedeuten kann.
– Das Drusus-Stadion bleibt am Samstag ungewöhnlich still.
– Es ist ein organisatorisches und finanzielles Desaster für den FC Südtirol, denn die Umplanung ist für Fans unzumutbar.
– Zur Unsicherheit um den neuen Termin kommt noch hinzu, dass der Fan neu nachdenken und planen muss.
– Vielleicht geht er dann gar zu einem anderen Verein, weil der einen besseren Termin hat.
– Dann hat der Fan womöglich ein Ticket, einen neuen Termin, aber keine Zeit.
– Es ist furchtbar! Die Absagen sämtlicher Veranstaltungen wegen dem Papstbegräbnis hätten nicht sein müssen.
Kurzum, die Situation ist verfahren und eine südliche Nichtnachricht.
Beim nächsten Papstbegräbnis wird es freilich bereits einen KI-Artikel geben, wodurch das Desaster etwas gemildert werden kann.
STICHPUNKT 25|38, geschrieben am 29.04.2025
