Es werden immer mehr: Die Katholische Kirche hat´s geschafft, ebenso verhaberte Parteibonzen und einzelne Polizeibedienstete, ein Wohltätigkeitsverein, und jetzt auch noch die Wirtschaftskammer – jeder für sich hat einen oder mehrere dicke Sargnägel in die Stabilisatoren des ehemaligen Supercruisers „System“, der unter österreichischer Flagge fährt, geschlagen. Das Kopftuchverbot und die neuen Sozialregelungen verursachen weitere Leckagen, diesmal am Heck. Das sogenannte „Günstiger-Strom-Gesetz“ und die Preiserhöhungen beschädigen Steven und Schiffsschraube. Lauter kleine Schäden, jeder für sich harmlos, die sich aber zu einem gefährlichen Großschaden summieren. Frustwasser tritt ungehindert an vielen Stellen, sogar schon in den Motorraum, ein. Die oben auf der Brücke werden langsam nervös, würden gerne wenden und zurückfahren, auch weil links und rechts vom Bug dauernd Fontänen vom Granatbeschuss durch die international tätige sogenannte „Systemsprenger“-Bande aufsteigen, welche das angeschlagene Schiff ins Schlingern bringen und Passagiere wie Besatzung ängstigen.
Dabei sitzt diese Bande, zumindest ihre österreichischen Ableger, ja längst selbst an Bord, und zwar seit Fahrtbeginn am Luxusdeck. Diese Leute wollen in Wahrheit gar nicht, dass das Schiff, die „System“, wirklich umkehrt und einen anderen Kurs fährt, wie sie ständig beteuern. In Wahrheit tun sie alles, um es auf kürzester Route nach Autokratien, zu bringen — jenem Land, das man bisher immer anzulaufen vermieden hatte, weil es als gefährlich, zurückgeblieben und wirtschaftlich unprofitabel galt. Der dortige Haupthafen von Corruptia (in welchem die „System“ übrigens in Vorzeiten schon einmal für längere Zeit ankerte) wurde stets nach Möglichkeit gemieden. Die Mitglieder der Systemsprenger-Bande wollen jedoch genau dort hin und freuen sich deshalb über nichts mehr als über die vielen kleinen Schäden im Rumpf, für die sie selbst nicht einmal verantwortlich zeichnen und die kein Umkehren, keinen Kurswechsel, keine Verzögerung mehr erlauben, sodass das nahe gelegene Autokratien als einzig mögliches Zielland erscheint. Überdies ist die Bande inzwischen klammheimlich zum größten Anteilseigner an der „System“ avanciert, sodass sie ein großes Interesse daran haben, ihren Zielhafen baldmöglichst zu erreichen, um dort endlich die Gewinnanteile einstreichen zu können.
Mit den an Bord befindlichen Kanonen – ehedem installiert zur Verteidigung gegen Seeräuber –beschießen sie nun, um auch noch die letzten Zweifler an diesem Kurs zu überzeugen, täglich sogar die harmlosen Vögel, die das Schiff auf jeder Fahrt begleiten, grüne wie pinkfarbene und weiße, ebenso wie die roten und schwarzen Fische, die immerzu mitschwimmen. Passagiere wie Besatzung werden gewarnt, diese Tiere nur ja nicht auch noch zu füttern! Und das Spatzenschießen mit Kanonen wird damit erklärt, dass es sich dabei möglicherweise um — geschickt getarnte — Kampfdrohnen handle, gesteuert von übermächtigen Feinden! Die müssen natürlich mit allen Mitteln bekämpft werden! Dazu noch das ständige Aufklatschen von Nebelgranaten Backbord und Steuerbord …!
Da kann sich der Kapitän dem — inzwischen auch von einem Großteil der Passagiere eingeforderten — Kurs nach dem nächstgelegenen Rettungshafen in Autokratien nicht mehr verschließen. Derart hat die sogenannte Systemsprenger-Bande, langsam aber sicher, nun alle an Bord auf Linie und den Tanker „System“ auf direkten Kurs zu ihrem seit Langem angestrebten Heimathafen gebracht.
Und wenn sie nicht gestorben sind, werden sie dort ankommen.