Klein, aber fein!

Lina Hofstädter über die Zeit "nach" dem ESC.
22. August 2025
1 Minute Lesezeit
AFEU mit ChatGPT 13
Felix Kozubek mit ChatGPT 13.

Wien hat den ESC gekriegt, Innsbruck wurde als Event-Weltstadt schnöde ausgeschaltet! So tönt es jedenfalls aus Tourismuskreisen, welche im toten Monat Mai so gerne ihre Betten und Restauranttische aufgefüllt hätten. Und die Politiker haben, wie immer, wenn der Tourismus etwas will, brav mitgemacht und wahrscheinlich auch darauf gehofft, dass der Westen gegen Wien sowieso nicht ankommt. Ich glaube, die schlafen jetzt besser.

Auch Polizeidirektion, Rotes Kreuz etc. werden freudig ihre Mannschaften nach Wien entsenden, anstatt hier im engen Talkessel die enormen Sicherheitsmaßnahmen planen und durchführen und ganze angereiste Zusatzmannschaften auch noch koordinieren und unterbringen zu müssen. Die Olympiaworld kann nun allerdings ihre schlechte Akustik wieder nicht auf Kosten des Steuerzahlers reparieren lassen und ein paar Busunternehmer werden auch schiach jammern. Natürlich wäre es nett, einmal eine Woche lang tausende junge Menschen aus aller Welt hier herumwuseln zu lassen. Aber der Innsbrucker Talkessel ist dafür einfach ein bisschen eng.

Und wenn man sich anschaut, was gerade gleichzeitig in Innsbruck so an kleineren, aber feineren Events und internationalen Treffen abläuft, dann muss man sagen: Chapeau!

Da gibt’s jetzt gerade die Festwochen der Alten Musik und das Krapoldi, das Treibhaus und viele Theaterspielstätten. In Kufstein gibt es Musical und Literatur und nicht weit davon abwechselnd Wagner und Passionsspiele.  Das soeben aufgestellte Quantenteleskop am Hafelekar wird in Zukunft internationale Größen der Physik zu Kongressen nach Innsbruck locken, wie es zurzeit gerade das Europäische Forum Alpbach tut. Und ist Alpbach nicht liebenswerter als Davos mit seinen Abfangjägern und schwerst bewaffneten Absperrungen?

Und was gibt´s nicht noch alles in und um Innsbruck: Von Hochgebirgs-Militärübungen bis zu Trainingslagern internationaler Spitzenfußballclubs oder Meteorologen-Kongressen bieten wir eine Menge qualitativ hochwertiger Veranstaltungen für Menschen aus Nah und Fern. Wir haben das Osterfestival in Hall und die Blasmusikkonzerte am Domplatz, die Volksschauspiele, das Bogenfest und die Klangspuren ebenso wie die Schürzenjäger im Zillertal. Wenn das keine Anziehungspunkte sind – wirklich für jeden Geschmack etwas?

Sind wir also kleinkariert, weil wir keine Megaveranstaltungen wie Taylor Swift und den ESC hier haben? Ja, gerne. Denn die vielen bunten Karos, die hierzulande angeboten werden, sind besser als die eine, riesige, unifärbige Plakatwand. Damit ist Innsbruck eine lebenswerte, kleine Weltstadt, oder, wenn man will, auch eine weltzugewandte Kleinstadt, in der jeder sein Platzerl findet. Und zu Ferragosto und Ostern und Weihnachten haben wir ja sowieso, ganz ohne Großevents, internationales Flair mehr als genug, oder? Bleiben wir also bei Qualität statt Quantität, bleiben wir stolz kleinkariert!

Geboren 1954 in Lustenau. Studium der Anglistik und Germanistik in Innsbruck Innsbruck. Lebt in Sistrans. Inzwischen pensionierte Erwachsenenbildnerin. Tätig in der Flüchtlingsbetreuung. Mitglied bei der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung Tirol, der IG Autorinnen Autoren Tirol und beim Vorarlberger AutorInnenverband. Bisher 13 Buchveröffentlichungen.

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