Der Ramadan ist vorbei, die christliche Fastenzeit geht auf ihr Ende samt Wiederauferstehung und Fressgelage zu. So zumindest ist es versprochen.
Im Großen wie im Kleinen wird aber zurzeit noch gründlich abgespeckt, damit Platz für Neues entstehe. Ärzte warnen zwar vor kontraproduktiven Rosskuren, aber das hat noch niemanden gehindert, es trotzdem mit radikalen Mitteln zu versuchen, um eine unangenehme Last loszuwerden. Man will sich schließlich nicht mit mühsamen Verhaltensänderungen herumquälen, wenn es auch schnell gehen kann.
So ungefähr argumentieren auch Kettensägen-Anhänger wie die Trumpisten in den USA, brasilianische Bolsonaro-Wähler und österreichische Kickl-Fans ebenso wie der Eigentümer des Weißen Rössl in Gries am Brenner — während Gemäßigtere lieber von bewältigbarer Rezession reden, von Gesundschrumpfen, von wertvollem Altbestand, den es zu schützen gelte, aber gegen die lauten Kettensägenschwinger kein Gehör finden. Vielleicht ist es einfach eine Frage des Temperaments. Vielleicht auch eine Frage des Kur-Marketings: Positiver Kaufanreiz oder Angstkauf? Bequemer Abbruch oder beschwerlicher Umbau?
Irgendwie erinnert der Diskurs sehr an die Futuristen zu Anfang des 20. Jahrhunderts, die sogar den Ersten Weltkrieg als heilsame Abrissbirne für alles Überholte herbeisehnten und dann tatsächlich auch bekamen.
Und natürlich schielen, ganz nebenbei, Abrissbirnen- und Kettensägen-Fabrikanten auch auf lukrative Gewinne. So verkauft ein Donald Trump ungeniert digitale Münzen mit seinem Konterfei und lukriert Spekulationsgewinne aus selbstfabrizierten Aktienmarktschwankungen, während die Pensionsersparnisse des kleinen Mannes schwinden. Dieser kleine Mann wird dann auch im heraufdräuenden Krieg der Großen seinen Kopf hinhalten und sich am Ende wundern, wo der geblieben ist.
Doch ihm wurde ja, nach der finanziellen, physischen und geistigen Fastenzeit, nach all seinen Opfern und Entbehrungen die Auferstehung versprochen, nicht wahr? Bloß: Wer aller wird bei dem Fest der Auferstehung wirklich dabei sein? Schließlich besitzen nur wenige Auserwählte das nötige Abrissgerät, um den Stein vom Grab zu wälzen …