Foto (c) Martin Senfter

„Des is a Wahnsinn!“

Manchmal gehen selbst im Freibad die Wogen hoch.
Start

Mittwoch, 12 Uhr.

Am Freibadkiosk hat sich eine Schlange gebildet.

Die Hungrigen und Durstigen stöhnen ob der unerträglichen Hitze.

„Forscher sagen, das ist der kälteste Sommer für viele Jahre“, erklärt ein pubertierender Junge.

„Wo sein denn deine Forscher, ha? I sieg koan“, antwortet ein Mann zwei Positionen dahinter.

„Das haben sie anhand eines Rechenmodells …“, versucht der Junge zu antworten.

„Des is mia Wuascht. Deine Forscher solln lieber amal ausrechnen warum zwei Jolly und oa Portion Pommes acht Euro koschtn“, unterbricht ihn der Mann.

„NEUN EURO!“, schreit eine Dame weiter vorne.

„Ge Leck. Des is da Wahnsinn. Nit, dass im Sommer hoaß is. Des woa imma schon so“, mischt sich eine weitere Person ein.

„Aber … “, versucht der Junge sich zu erklären.

„Nix aber. De Preisexplosion, de isch die wahre Tragödie.“

„Die, die gibt es wegen dem Krieg in der Ukraine“, stottert der Junge sichtlich eingeschüchtert.

„Ge lass mi mit dem Kriag in Ruah. Des kanni langsam a nimma hean“, bekommt er als Antwort.

„Überall isch a nit da Russ Schuld“, erwähnt jemand.

„Eine Portion Pommes bitte“, stammelt der Junge. Und bezahlt die fünf Euro gerne.

„Mach dir nichts draus. Zu viel Sonne trifft auf zu viel kahle Kopfhaut. Das erhitzt die Gemüter. War schon immer so.“

Die Kassiererin zwinkert dem Jungen zu und schenkt ihm ein Jolly.

Das Wassereis schmilzt innerhalb weniger Sekunden. Und tropft zu Boden.

Gott, die Sommerferien haben gerade erst begonnen. Denkt der Junge und stapft zurück zu seinen Eltern.

Glaubt an das Gute im Menschen. Eigentlich Betriebswirt. Hat das ALPENFEUILLETON ursprünglich ins Leben gerufen und alle vier Neustarts selbst miterlebt. Auch in Phase vier aktiv mit dabei und fleißig am Schreiben.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

(c) kozotomi
Vorheriger Artikel

Wichtige Information

(c) Michael Baumgartner
Nächster Artikel

The power of being nice XIV

Latest from Literatur

Haiku für Franz H.

Haikuist Markus Stegmayr widmet seine neusten Haikus einem Tiroler, der in New York Fuß fassen konnte.

Könnte auch spannend sein

(c) AFEU mit KI

Namenlos

Eine Ultrakurzgeschichte.
Ötzi mit ChatGPT für Janus Zeitstein

Die Bürde der Botschaft

Ötzis Prophezeiung: Mythos trifft auf Moderne.

A Bier isch ka Wein

Diskussionskultur 2025.