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Die Guten und die Schlechten

Grauzonen unerwünscht - wenn Migrant:innen über Migrant:innen schimpfen.
11. April 2025
1 Minute Lesezeit

Sie sind schon lange da, fast schon Österreicher, wären da nicht die andere Staatsbürgerschaft oder der Akzent. Früher waren sie das, was ihnen jetzt Sorge bereitet: „Ausländer“.

Jetzt aber, da es Menschen aus ganz anderen Ländern gibt, die es nach Österreich zieht, haben sie den Begriff hinter sich gelassen. Und mit dem Begriff offenbar auch das Verständnis dafür, was es heißt, im eigenen Land nicht mehr sicher zu sein, sich nichts aufbauen zu können, keine Zukunft für sich und die Familie zu sehen.

Schon damals, als die Ära Strache noch in den Kinderschuhen steckte, traf ich bei meinem Studentenjob als Küchenhilfe auf eine liebenswerte Serbin, kurz vor der Pension. Sie war Straches Charme voll und ganz verfallen und teilte beim Salatwaschen gern ihre Überzeugung mit uns, dass „Ausländer“ eine Gefahr für Österreich seien. Faul wie sie wären, wollten sie nur das Sozialsystem melken. Einen Satz später wurden die vermeintlichen Sozialschmarotzer zu hinterhältigen Arbeitsplatzdieben.

Das ist nun schon Jahre her und immer noch begegnen mir Frauen und Männer wie diese ehemalige Arbeitskollegin, die trotz Migrationshintergrund über Ausländer:innen schimpfen. Dabei machen sie klar: Ausländer:innen, das sind die anderen. Diese anderen wollten immer schon ihre Heimat, Familien und Freunde verlassen und den Weg ins Unbekannte wagen, koste es, was es wolle. Fremdes Land, fremde Kultur und Sprache, eventuell auf dem Weg dorthin sterben? Aber sicher, immer her damit!

Was für ein Traum, nach dem Rechtsstudium in arabischer Sprache österreichische Toiletten putzen zu dürfen. Eine wahre Konkurrenz für die ehemaligen Ausländer:innen, die sich nun davor fürchten, Arbeitsplatz und Sozialleistungen teilen zu müssen. (Nur gut, dass es genug österreichische Staatsbürger:innen gibt, die per Wahlschein lieber generell im Sozialen sparen…)

Aber ja, warum nicht die Chance ergreifen, sich selbst von der Bürde des „Ausländer:innen-Seins“ zu befreien, indem man neue Kategorien etabliert: Die der guten und schlechten Ausländer:innen. Die guten sind dabei ganz klar die bereits integrierten, im Idealfall auf der richtigen tektonischen Platte geborenen. Die schlechten… Nun, man frage Menschen wie meine ehemalige serbische Arbeitskollegin und bringe viel Zeit und Geduld mit, sie werden viel dazu zu sagen haben.

Geboren 1992 in Südtirol, Studium der Germanistik und Spanisch in Wien, lebt in Innsbruck. Jahrelange Tätigkeit als Texterin im Print- und Online-Marketing, schreibt Essays, Gedichte, Kurzgeschichten.

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