Es gibt Wörter, die werden derart aller Bedeutung beraubt, dass man sie nur noch als Schlag-Wörter, ja, als Totschlagwörter benützen kann.
„Faschist“ ist zu so einem sinnentleerten Wort geworden. Eine Keule, die inzwischen jeder jedem um die Ohren haut, dessen Gesicht oder Tun ihm nicht gefällt. Wird einer mit diesem Wort vor den Kopf gestoßen (vulgo: hergewatscht), muss sogar der Stärkste einknicken. Ukrainische Präsidenten jüdischer Herkunft und sämtliche Juden weltweit kann man mit dieser Wortkeule sogar zu Tode foltern.
Bei Totschlagwörtern braucht es keinerlei Bezug zur Realität mehr. Weder zur Bedeutung und Wort-Herkunft, noch zur sogenannten außersprachlichen Realität – wobei man sich sowieso nicht mehr sicher sein kann, ob eine solche im politischen Diskurs überhaupt noch existiert.
Als ein weiteres Totschlagwort wurde nun auch „Kommunist“ aus der historischen Mottenkiste gezogen. In den USA hatte das Wort, trotz des Untergangs dazugehöriger Realitäten, irgendwie immer überlebt, doch nun wird es auch bei uns wiederentdeckt. Da ist es dann ohne Belang, dass auch Hitler als historischer Oberbösewicht unter diesem Begriff subsummiert wird. Demnächst kommen vielleicht ja nicht mehr nur Protestierende und Grünwähler, sondern gleich auch noch CDU/CSU (wahlweise hierzulande ÖVP) in den Genuss dieser negativen Ehrenbezeichnung. Voraussage: Es wird nicht lange dauern, bis überhaupt jeder Verfechter von Demokratie und Rechtsstaat in den Augen von Ultrarechten, Ultralinken und Autokraten zum „Kommunisten“ oder „Faschisten“ erklärt wird.
Wie harmlos, ganz ohne historisches Bewusstsein und politischen Panikbezug, dagegen die bis vor Kurzem üblichen (Halbtot-) Schlag-Wörter wie Gutmensch, Alternativler, linksversifft, rechtslastig.
Man wünscht sich aus der exponentiell zunehmenden verbalen Erderhitzung echt schon zurück in die guten alten Zeiten des Kalten (Wort-)Krieges.