Royals müssen sich mit jedem Trottel abgeben, wenn es die Staatsraison verlangt, und dazu stets gute Miene machen. Den Umgang mit ihnen haben sie gottlob seit Jahrhunderten perfektioniert. Die vielen Inzuchtgeschädigten des Hochadels boten dafür ja genügend Gelegenheit. Inzwischen müssen auch gewählte Staatsoberhäupter, speziell die Möchtegern-Kaiser unter ihnen, schon übungshalber bei Staatsbesuchen auf unbequemen antiken Stühlen an überlangen royalen Tafeln ihre Zeit absitzen, unter Vermeidung deftiger Wortmeldungen unanstößiges Geschwätz namens Konversation betreiben und das richtige Besteck wählen, anstatt entspannt im eigenen Resort, wo einen immer die Mitspieler gewinnen lassen, Golf zu spielen. Sie müssen zudem lernen, dass Royals bei einem niveaulosen Witz niemals mitlachen und auch nie Beifall klatschen oder Begeisterung zeigen, außer beim Pferderennen. Wer weiß, vielleicht plant ein US-Trampel deshalb schon den Kauf einer Pferderennbahn. Manche Dinge sind in diesen Kreisen einfach ein Must-have.
Auch die niedrigeren Chargen bei Hofe hatten es zu keiner Zeit leicht. Diese müssen bei jedem öffentlichen Auftritt des Monarchen mit steinerner Miene hinter dem König stehen, an den richtigen Stellen nicken, den Kopf schütteln oder grinsen. Auch in den dafür vorgesehenen Sprechpausen begeistert dreinzublicken und zu applaudieren ist Pflicht. Das ist aber immerhin noch leichter bewältigbar als das Multitasking, das den niederen Rängen in den sogenannten Volksvertretungen, in Parlament, Landes- und Gemeinderäten, in den letzten verbliebenen Demokratien abverlangt wird. Da sollte man während den Sitzungen gleichzeitig zuhören, Zwischenrufe richtig timen und daneben am Handy die Kommunikation mit dem schnöden Wahlvolk erledigen. Kein Wunder, dass der Beruf des Parlamentariers im Aussterben begriffen ist.
Sogar die allerniedrigsten Machtträger in unserem Staatswesen, kleine Bürgermeister, haben ein schweres Los. Diese bekommen, sobald sie altersschwach geworden sind und sich nicht mehr wehren können, eine spärlich vergoldete Bronze-Verdienstmedaille umgehängt — anstatt eines Wellness-Gutscheins mit Begleitung für das lange entbehrte freie Wochenende ohne Blasmusik.
Und da wären schließlich auch noch die Allerallerletzten im Reigen der Macht: Die Ehefrauen, die sich sämtlichen lästigen Benimmregeln beugen und als lächelnder Tischschmuck danebensitzen müssen. Sie verstecken ihre misslaunigen Mienen deshalb gern unter breitkrempigen Designerhüten, falls ihre Mienen doch einmal entgleisen sollten.
Denn immer und überall sind inzwischen Beobachter und Kameras vor Ort. Die Welt will alles wissen, um den neuen Sonnenkönigen auch gebührend Referenz zu erzeigen. Die Auftritte der Machthaber orientieren sich deshalb zunehmend an den Gepflogenheiten Ludwigs XIV. Nur eines fehlt noch: Damals wurde als höchste Ehre eingeführt, eine Audienz zum Lever zu bekommen – also dem König beim Waschen, Frisieren, Ankleiden und Kacken zuzusehen, ohne die Miene zu verziehen oder sich die Nase zuzuhalten. Aber schon bald — Wetten? — ist es wieder soweit.