Das EU-Parlament hat entschieden: Vegetarische Fleischersatzprodukte sollen nicht mehr als Burger, Schnitzel und Wurst bezeichnet werden. Während konservative Abgeordnete den Schritt als „Klarstellung“ begrüßen, sprechen Kritiker von einer absurden Scheindebatte.
[Krone, 8.10.25]
1.
Naturgemäß sind es immer die kleinen Nachrichten, zu denen die kleinen Leute Luft ablassen können, damit sie die großen Nachrichten anstandslos schlucken können.
In der sogenannten EU-Wurst-Debatte ist zwar schon viel gesagt worden, aber noch nicht das Wesentliche.
Das Geplänkel um die Verwendung des Begriffes Wurst handelt ausschließlich von Nahrungsmittelsubstanzen, die zum Mund geführt werden.
Die wahre Wurst der Existenz ist freilich jene, die aus dem After abgeführt wird.
Darüber hat die EU leider kein Wort verloren, sodass die Diskussion ziemlich substanzlos ist.
2.
Wollte man einen Tiefgang in der Wurstdiskussion, so müsste man daran erinnern, dass die eigentliche Wurst nicht zum Mund geführt, sondern vom After abgeführt wird.
Die Diskussion, ob das Ei früher war oder das Huhn, ist im Falle der Wurst geklärt.
Zuerst war in der Menschheitsgeschichte die Afterwurst, erst später kam die Mund-Wurst auf den Speiseplan.
Wie ja auch in der Evolution zuerst der After kommt und später der Mund, wie wir von manchen Quallenarten wissen.
3.
Sprachpolitisch lässt die Wurstdiskussion aufhorchen. Ein simpler Ausdruck für Umhüllung, wie es auch Kanister oder Tüte sein könnte, wird politisch, indem der Inhalt von der Hülle geprägt wird. Der Inhalt der Wurst wird nämlich geregelt, nicht die Hülle selbst.
Beobachter, welche die EU gemessen an Putin oder Trump für schwach halten, vermuten daher, dass die Wurstverordnung einen emanzipativen Welt-Kraftakt setzen soll.
Putin hat den Krieg gegen die Ukraine per Befehl Sonderaktion Z genannt, Trump den Golf von Mexiko in Golf von Amerika umgewandelt.
Die EU verordnet mit der Wurst das Fleisch in die Hülle, alles andere muss sich neue Namen suchen.
STICHPUNKT 25|77, geschrieben am 12.10. 2025