… ist immer für Aufregung gut. Gerade ist es wieder zum x-ten Mal das Kopftuch der muslimischen Mädchen und Frauen. Vor vielen Jahrzehnten war es der Minirock, der die Gemüter erhitzte. Noch davor der Bikini. Noch früher löste es einen Eklat aus, wenn Dame in der Öffentlichkeit nicht Hut und Frau nicht züchtig Kopftuch trug, wenn sie Knöchel oder gar Knie zeigte.
Nur komisch, dass sich Verbots-Debatten immer um ein Stück Bedeckung des weiblichen Körpers drehen. Kein Mensch hat jemals daran gedacht, kurze Hosen für Männer mit dünnen, krummen Waden oder die vielgelästerten Socken in Männersandalen zu verbieten. Oder knallbunte, enge Rennfahrertrikots und allzu knappe Badehosen bei alten Männern mit Schmerbauch aus der Öffentlichkeit zu verbannen. Oder andererseits Hosen mit engem Schritt und das hormonell aufgeplusterte, behaarte Brustmuskeln vor Frauenblicken zu schützen. Es würde hier sicher keinerlei religiöse Diskriminierung vorliegen, außer man erklärte Fitnessgurus und Manosphere-Poster auf Social Media zu Priestern staatlich anerkannter Religionsgemeinschaften. Es handelt sich bei solch unerwünschter Bekleidung von Männern ja auch nur um rein kulturelle Phänomene. Allerdings könnten die Männer im Falle eines Verbots wegen geschlechtsbezogener Diskriminierung vor Gericht ziehen und würden dies – wetten? – sicherlich tun.
Bei Frauen war nämlich zu allen Zeiten das Hinsehen verboten, bei Männern das Wegsehen. Ich warte nun schon ein Leben lang auf gesetzliche Kleiderverordnungen für Männer. Dann erst hätte ich die Gewissheit, wir Frauen könnten Gleichberechtigung erreichen.