Es gibt ein paar schwierige Rätsel, die dringend noch im Sommer zu lösen wären.
Da ist das Rätsel der Freiheit der Lebensgestaltung: Friedliches Zusammenleben in einer Demokratie beruht ja darauf, sein Leben großteils frei gestalten zu können, aber zum Wohle der Gemeinschaft auf manches auch durch feien Willensentscheid (demokratische Wahlen) zu verzichten. Die 10 Gebote und die Menschenrechte wurden als prinzipielle Basis-Anleitungen dazu entwickelt. Paradoxerweise sind es aber oft dieselben Bürger, die im Namen ihrer Freiheit gegen winzigste Einschränkungen des Einzelnen zugunsten der Allgemeinheit protestieren, sich aber gleichzeitig vehement gegen — gesamtgesellschaftlich unbedenkliche — Privat-Freiheiten anderer (Partnerwahl, Abtreibung, Gendersternchen etc. etc.) auflehnen und sich noch dazu einen starken Führer wünschen, der ihnen dann in allem sagt, wo´s lang geht!?
Ebenso ist das Paradoxon der freien Meinungsäußerung bisher ungelöst: Was ist mit jenen anzufangen, die sich gedanken- und widerspruchslos von künstlich generierten Bots dazu aufstacheln lassen, Mitmenschen zu diffamieren? Die das als Äußerung ihrer höchst individuellen Meinungsfreiheit und als ganz persönlichen und eigenständigen Protest gegen Mächte ansehen, welche sie aber auch nicht wirklich benennen können? Der Einfachheit halber versehen sie das Übel einfach mit dem Namen irgendeines Prominenten und verkünden dann der Welt: „XY muss weg!“ Das ist dann aber keine Meinung, erst recht keine freie Meinung, sondern bloß eine böswillige Aufforderung.
Und da gibt es auch noch das Tyrannen-Rätsel: jene überlebensgroßen Tyrannen der Weltgeschichte, Herrscher, die ihr Volk niederknüppeln und ihr Land niederbrennen, nur um an der Macht zu bleiben. Dabei könnten sie mit ihren veruntreuten Milliarden ein Leben in Saus und Braus im Exil führen, wie die gestürzten Könige früherer Jahrhunderte. Tun sie aber nicht, weil sie in Wahrheit längst Marionetten ihres eigenen Hofstaats sind, der nun vice versa sie zum Machterhalt zwingt und als sklavische Bösewichte der Geschichte vor sich hertreibt. Wie könnte man diese armen Mächtigen bloß von ihren Anhängern und ihrer ohnmächtigen Macht befreien?
Oder das Schlaraffenland-Rätsel: Wissenschaftlich bewiesen sind sehr reiche Menschen gleich unglücklich wie sehr arme Menschen. Weshalb also versuchen wir krampfhaft, die einen nachzuahmen und das Schicksal der anderen auszublenden? Wie könnten wir — in unserem halbwegs oder sogar sehr guten Mittelmaß — glücklich verbleiben und den Reichen nicht noch mehr zu ihrem traurigen Reichtum zuschießen und den Armen noch mehr wegnehmen?
Wer für diese Rätsel im schönen Sommer eine Lösung findet, soll sie doch bitte noch rechtzeitig vor dem mit Sicherheit großräumig herandräuenden Winter kundtun. Denn wenn wir zu träge sind, um in den guten Zeiten scharf nachzudenken, wann wollen wir es dann tun?