Grünes Fade-out

14. Oktober 2025
2 mins read
(c) Helmuth Schönauer

Die Lautstärke der Grünen wurde deutlich hörbar zurückgedreht.

Im Herbst zieht sich das Grün aus den Blättern zurück, damit es im Frühjahr wieder richtig grün werden kann.

Jahrzehntelang haben die Grünen diesen botanischen Satz vor sich hergetragen, wenn es wieder einmal nicht gut lief.

Der heurige Herbst verkündet freilich ein längeres Fade-out, wenn man sich die Überschriften der letzten Wochen anschaut.

a) Lobau
Der Lobau-Tunnel wird nun doch gebaut, weil sonst der Autoring um die Stadt nicht vollständig ist.
Dazu muss man wissen, dass die Lobau-Gegend für die Grünen einen sakralen Charakter hat.
Hier wurde seinerzeit mit Geweih auf dem Kopf die grüne Bewegung gegründet. Alles östlich von Wien ist Holy Land, in das man als Grüner zumindest einmal im Leben gepilgert sein muss.

b) Nachtzug
Der Nachtzug von Wien nach Paris wird eingestellt, weil Frankreich einfach keine finanzielle Kraft mehr hat, dieses Prestigeprojekt der Grünen zu finanzieren.
Und tatsächlich ist die Passagieranzahl überschaubar.
Eine Reise mit dem Nachtzug ist eher eine religiöse Pilgerfahrt, als eine sinnvollen Transaktion des Körpers von A nach B.

c) Öffi-Ticket
Die heilige Kuh „365“, also um einen Euro pro Tag in Wien überall herumfahren zu können, musste bedauerlicherweise geschlachtet werden. Denn es stellte sich heraus, dass alle grünen Aktionen der letzten Regierung mit immensen Kosten für das Staatsbudget verbunden waren.
Obwohl die Grünen angeblich Juniorpartner der Regierung waren, waren sie bei den Ausgaben federführend.
„Die haben das Geld nicht nur mit beiden Händen, sondern dazu noch mit beiden Füssen ausgegeben!“

d) Klimaticket
Das wundersame Klimaticket, das mittlerweile in der Hauptsache dafür verwendet wird, Rekruten aller Art zu transportieren und Lehrlinge in Betriebe zu locken, hat seinen Zweck verfehlt.
Natürlich sind die Beförderungszahlen in die Höhe geschnellt und haben dem Bahn-Vorstand ordentlich Boni beschert, in der Praxis aber fährt, wenn möglich, jeder mit dem Auto nach Wien, weil er diesen Lärm in den vollen Waggons selbst bei besten Kopfhörern nicht aushält. 

e) Blutbuche
Die Blutbuche ist jetzt doch Geschichte. „Dass ich das noch erleben durfte“, sagen alle, die seit vierzig Jahren dem Sterben des Naturdenkmals zusehen durften.
Offensichtlich wollten die Grünen diesen Baum einbalsamieren nach altägyptischer Art.

f) Wolfsentnahme
Wer einmal gesehen hat, wie toll der Herdenschutz am Innsbrucker Sonnendeck funktioniert, wo man auf Veranlassung des damals grünen Bürgermeisters einen Schutzzaun gegen unbefugtes Betreten des Hochwasserschutzes installierte, wundert sich, wie lange Schafbauern eigentlich zugesehen haben, wie der Wolf ihnen die Tiere wegfrisst.
Den Grünen ist es mit diesem gut gelaunten Wolfsschutz gelungen, in den kommenden Saisonen ein formidables Feindbild zu sein.

Drei Bemerkungen zur Rekrutierungskraft der Grünen:

– Wenn du eine Sache verändern willst, gehst du zu einer Partei, wenn du Schwierigkeiten mit dir selber einpflegen willst, gehst du zu den Grünen.

– Alle Parteien rekrutieren neue Mitglieder, indem sie ein Angebot machen, dass es zusammen mit Ähnlich-Gesinnten besser geht, denn als Einzelperson.

Die Grünen jedoch beäugen jedes Mitglied argwöhnisch, weil es ihnen einen Platz an er Basis wegnimmt und die eigene Karrierechancen schmälert.

– Die Grünen wissen nicht mehr, wofür sie stehen, sie eint nur der humorlose Kampf gegen andere, die scheinbar noch humorloser sind.

STICHPUNKT 25|73, geschrieben am 02.10. 2025

Geboren 1953. Ist seit Gerichtsverfahren 1987 gerichtlich anerkannter Schriftsteller, bis 2018 als Bibliothekar an der ULB Tirol. Als Konzept-Schriftsteller hält er sich an die These: Ein guter Autor kennt jeden Leser persönlich.

Etwa 50 Bücher, u.a.:
* BIP | Buch in Pension | Fünf Bände (2020-2024)
* Anmache. Abmache. Geschehnisse aus dem Öffi-Milieu. (2023)
* Austrian Beat 2. [Hg. Schneitter, Schönauer, Pointl] (2023)
* Verhunzungen und Warnungen. | Geschichten, entblätterte Geschichten, verwurstete Geschichten. (2022)
* Outlet | Shortstorys zum Überleben (2021)
* Antriebsloser Frachter vor Norwegen | Austrian Beat (2021)
* Tagebuch eines Bibliothekars | Sechs Bände (2016-2019)

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Vorheriger Artikel

Walder-Brüder

AFEU mit ChatGPT 20
Nächster Artikel

Wenn Tourismus zum Terrorismus wird

Latest from Gesellschaft

Die Innsbrucker Drogenszene

Hat Innsbruck ein Drogenproblem und wenn ja, worin besteht es? Um diese Frage soll es im ersten Artikel dieser Reihe gehen, wobei ich mir

Burnout – so trifft es auch dich!

Es ist doch einfach furchtbar traurig. Täglich kommen neue Ratgeber und Artikel heraus die Burnout vermeiden oder zumindest hinauszögern sollen. Wer in dieser Flut

Glättungen

Das Un-Wort des Jahres 2025 wurde wahrscheinlich bereits jetzt, im Jänner, geboren.