Neulich war ich auf der Straße unterwegs. Jetzt kann ich als „Einheimische“ ja wieder unsere schöne Landschaft und ihre Errungenschaften für mich nutzen. So dachte ich. Ein wenig naiv, wie sich herausstellte.
Denn kaum wollte ich ins Tal fahren, stand ich im Stau. Dann ging es im Schneckentempo voran. Auto über Auto. Alles unterwegs. Viele Kennzeichen, die nicht von hier waren. Ich hatte gedacht wir wären endlich in meiner heiß ersehnten Zwischensaison. Denkste. Eine Zwischensaison gibt es scheinbar nur noch auf dem Kalenderpapier.
In Wahrheit überrollt uns der Tourismus. Eine nie enden wollende Welle von Autos, die in und durch unser Land zieht. Feinstaubbelastung inklusive.
Gut für die Wirtschaft.
Aber auch noch gut für uns?
Jetzt bin ich nicht prinzipiell gegen den Tourismus. Ich kann seine Errungenschaften durchaus sehen und anerkennen.
Aber wo ist die Grenze?
Und ist sie nicht längst überschritten?
Täler, in die man kaum noch hinein – und schon gar nicht mehr hinauskommt. Natur, die so überlaufen ist, dass man keine Stille mehr findet. Berge, vollgestopft mit Attraktionen.
Ein Land, das so teuer wie kaum ein anderes in Österreich wurde. Touristen, Freizeitwohnsitze, Studenten – alle bringen Geld.
Wir profitieren alle vom Tourismus. Wird uns gesagt.
Aber wer sind diese „alle“?
Kommt es wirklich bei jedem an?
Merken Sie, wie Sie profitieren?
Viele suchen verzweifelt eine Wohnung und können sich das Leben kaum noch leisten. Alles wird teurer: Wohnen, Lebensmittel, Essen gehen.
Und ich bin nicht gegen die Touristen. Ich kann jeden verstehen, der hierherkommt.
Als ich in meinen jungen Jahren eine Zeit im Ausland war und wieder zurückgekehrt bin, habe ich erst erkannt, wie schön unser Land ist. Und ich bin gerne in Tirol.
Aber das was da passiert, wie unser Land verkauft wird, wie seine Traditionen verkauft werden. Das gefällt mir immer weniger.
Und das sage ich, als jemand dessen erste Berufswahl im Tourismus lag.
Doch das Beste kommt noch:
Weil wir ja alle so sehr vom Tourismus profitieren – was früher vielleicht stimmte, heute aber fraglich ist – dürfen wir auch alle dafür bezahlen.
Tourismusabgabe nennt sich das schön.
Alle Selbstständigen werden zur Kasse gebeten. Und irgendeine Verbindung zum Tourismus wird schon gefunden, oder zumindest konstruiert.
Jüngstes Beispiel aus meinem Umfeld:
Eine Vorschreibung über 700 Euro.
Bei einem Umsatz von 2.000 Euro!
Natürlich viel zu hoch angesetzt, natürlich unbezahlbar. Aber allein, dass solche Briefe verschickt werden, zeigt doch, wie heilig der Tourismus inzwischen geworden ist.
Wir bezahlen die Straßen und Lifte mit.
Wir bezahlen unsere eigenen Liftkarten. Vielleicht ein wenig billiger. Aber das darf nicht sein, wird uns gesagt. Es darf keine vergünstigten Tarife für Einheimische geben. Im Sinne der Gleichstellung, versteht sich.
Ich frage mich nur: Wo bleibt diese Gleichstellung, wenn Urlauber gratis mit all den Liften fahren dürfen, während ich als hiesige Steuerzahlerin brav jedes Ticket berappen darf?
Wenn Tourismus anfängt, zum Terrorismus für die Einheimischen zu werden, dann läuft doch etwas gründlich schief.