Urin-Mangos, nein danke!

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Illustration (c) Felix Kozubek und Stefanie Aigner.

Als ich neulich noch später am Abend vor dem Fernseher saß, sah ich auf ARTE einen Ausschnitt einer Fernsehrarität: Der junge David Bowie (noch ohne Künstlernamen als David Jones) war mit seiner damaligen Band (Manish Boys oder Lower Third) zu ihrem ersten Interview bei der BBC geladen. Die jungen Herren versuchten cool in die Kamera zu schauen und irritierten mit ihren langen Haaren das damalige Publikum. So fragte der Interviewer, ob das nicht ein Problem sei, wenn sie als Männer lange Haare tragen würden, denn dann gäbe es ja keinen Unterschied mehr zwischen Mann und Frau. Eines der Bandmitglieder verneinte und meinte, da gäbe es noch deutlich mehr Unterschiede. Ich gebe ihm recht.
Ein ganz wesentlicher Unterschied zwischen Frau und Mann ist die Verwendung eines Pissoirs. Da das Pissoir und speziell die Pissrinne sehr platzsparend untergebracht werden können, gibt es davon meist mehr als WC’s in der Damentoilette. Der Effekt ist immer der gleiche: die Schlange ist kürzer. Darüber hinaus hat das Pissoir einen hygienischen Vorteil, da man nur mit den Schuhen in den Resten des Vorgängers (da kommt es dann offenbar doch auf die Länge oder die Prostata an) stehen muss und nicht darin sitzen. Bisher kann ich also festhalten: das Pissoir lohnt sich.
Ein faszinierender Nebeneffekt dieser Einrichtung ist der Urinalstein. Der Unterschied der Produkte ist dabei nicht zu unterschätzen. Früher hatten besagte Steine oft eine sehr poröse Konsistenz. Speziell in Bierlokalen führte dies oft zu inneren Wettkämpfen: Wie viel Stein kann ich mit meinem Strahl auflösen? Später gab es dann neue Formen und Gerüche. Ich kann mich noch gut erinnern, wie mir ein Gastronom eine Dose roter Urinsteine unter die Nase hielt und sagte: „Riech mal, Kirsche“! Ich muss gestehen, ich roch keine Kirsche.
Neuerdings gibt es eine ganz besondere Entwicklung mit internationaler Verbreitung. Es handelt sich dabei um Pissoir Pads aus Kunststoff. Wie auf der Homepage eines der Hauptproduzenten zu lesen ist, setzen sich nicht nur Enzyme frei, die für extreme Hygiene sorgen, sondern die Pads verfügen auch über eine Anti-Splash Oberfläche (sozusagen für den Gegenpol des Prostatapatienten). Dass Enzyme statt des Reinigunspersonals die Pissoirs sauber halten und Herrenrunden keinen Spaß mehr haben, wenn einer mit angespritzter Hose zum Tisch zurückkehrt, ist ja in Ordnung. Doch eines ist in der Entwicklung schief gegangen: waren die früheren Urinsteine geruchlich zurückhaltend oder penetrant chemisch, so sind diese Pads eine komplett neue olfaktorische Herausforderung. Das marktführende Unternehmen hat sich beim Aroma für eine edle Frucht aus den fernen Tropen entschieden, die Mango. Nun steht man am Pissoir in der Skihütte, am Pissoir im Bierkeller, am Pissoir im Traditionsgasthaus, am Pissoir in der Hipsterkneipe oder am Pissoir am Bahnhof und immer riecht es penetrant nach Mango! Wieso Mango? Eine bescheuerte Idee lohnt sich nicht!

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