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Shop till we drop!

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Muss ich jetzt ein schlechtes Gewissen kriegen? Gerade habe ich meine Kästen entrümpelt und beschlossen, dass ich kein Kleidungsstück mehr kaufen werde, bevor nicht ein altes wegen totaler Unbrauchbarkeit ausrangiert wurde. Auch sagte ich mir, dass ich die Armut in Bangladesh vielleicht besser durch die Unterstützung eines Mädchenbildungsprogrammes als durch Kauf eines weiteren T-Shirts bekämpfen könnte.

Und überhaupt: der Klimawandel! Überflüssige Baumwollkleidung, das wissen wir inzwischen, ist da ganz schlecht! Und mein Auto wollte ich nur noch möglichst wenig fahren und das, bis es auseinander fällt oder ich altersbedingt keines mehr fahren darf. Und sonst, wenn überhaupt, nur noch elektrisch. Fahrrad wäre ja noch besser, aber fürs Biken – mit und ohne Unterstützung – sind mir die Tiroler Straßen zu steil. Nur jedenfalls keine Ressourcen mehr verschwenden! Keinen Abfall mehr produzieren! CO2 bei jedem Atemzug einsparen!  Immer überlegen: Brauche ich das wirklich? Mein altes iPhone funktioniert schließlich noch, wenn auch mit Tücken, also brauche ich kein neues. Wozu auch? Damit sie auf einer afrikanischen Abraumhalde unter Lebensgefahr und ohne Schutzausrüstung die wertvollen Stoffe händisch auseinanderklauben müssen, um sich so das (dadurch stark verkürzte) Leben zu verdienen?

Und jetzt das! Jetzt bricht unsere Wirtschaft zusammen, und nicht nur unsere, die ganze Weltwirtschaft!  Die vielen Geschäfte, egal ob sie Sinnvolles oder Unsinniges verkaufen,  müssen Pleite gehen und mit ihnen die vielen, vielen fleißigen Angestellten,  wenn ich nicht sofort wieder helfe die Wirtschaft anzukurbeln und den Handel zu stärken! Klimawandel und 3. Welt müssen deshalb jetzt warten, denn ohne das nötige Wirtschaftswachstum, wird es auch dafür in Zukunft keine Hilfsmittel geben können. Also, was tu ich jetzt? Wohl oder übel schließe ich mich, mit Mundschutz bewehrt, den Massen an, und pilgere sofort, aber wirklich am allerersten Tag schon,  zu Media Markt, in den Einkaufspark, zu Ikea und rette, was noch zu retten ist …

Geboren 1954 in Lustenau. Studium der Anglistik und Germanistik in Innsbruck Innsbruck. Lebt in Sistrans. Inzwischen pensionierte Erwachsenenbildnerin. Tätig in der Flüchtlingsbetreuung. Mitglied bei der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung Tirol, der IG Autorinnen Autoren Tirol und beim Vorarlberger AutorInnenverband. Bisher 13 Buchveröffentlichungen.

2 Comments

  1. Indeed! Bin gespannt, wie sich das einpendelt. Ich denke aber, bei 1,7 Mio. Menschen in Kurzarbeit oder arbeitslos wird nicht so schnell die Kaufwut ausbrechen und vielleicht hilft das ja beim vorsichtigen Herantasten an ein weniger wachstumslastiges Wirtschaften? Meine Hoffnung ist klein, aber noch nicht tot.

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