Foto von Kasia Derenda auf Unsplash
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Warnung vor Giftködern

Achtung: Es finden sich derzeit überall am Wegrand ausgelegte Giftköder!
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Das nervenzersetzende Gift ist verpackt in wohlschmeckende Leckerlis.

Früher fand man solche nur vereinzelt, wenn irgendwo ein Bürger einmal nicht damit einverstanden war, wer aller seiner Meinung nach dort langgehen durfte. Doch jetzt ist geradezu eine Epidemie ausgebrochen. Überall werden sie ausgestreut. Auch von bisher unauffälligen, vielleicht sogar von unwissenden Bürgern.

Da wurden in Niederösterreich und der Steiermark Zuckerl der Marke „Genderwahnsinn“ ausgeworfen. Damit will jemand wohl sämtliche weiblichen Tierchen und erst recht jene, die ein Sternchen im Fellmuster tragen, radikal ausmerzen. Schon aufgrund der ersten, in Bayern im Vorjahr gemeldeten Köderfunde fürchten diese harmlosen Tiere nun, bald nur noch an der Leine ihres Herrl an die Öffentlichkeit gehen zu können. Die Giftköder wurden wahrscheinlich illegal aus Fernost importiert — vielleicht als neuer Exportschlager der Taliban, nach dem dortigen Ende des Mohnanbaus? Manche der hiesigen Zuckerl-Dealer sind zwar schon amtsbekannt, wurden aber bisher nicht verfolgt.

Andere Giftköder sind bevorzugt im Umfeld von Bierzelten zu finden und wurden tückisch im Gedeck mit fetter Schweinswurst oder Wiener Schnitzel ausgegeben. Auf den Servietten finden sich Slogans wie: „ORF-Abgabe abschaffen“ oder „Klima-Wahnsinn“, mit der Aufforderung, man solle sich mit diesen Servietten nach dem Verzehr den Mund oder anderes abwischen. Leider führt das Papier nach Gebrauch zu temporärer Bewusstlosigkeit, bei schwachem Immunsystem nicht selten zu dauerhafter Verblödung. Es handelt sich, so wird vermutet, bei den Servietten um kontaminierte Überreste aus Vorkriegsbeständen. Die chemischen Labore prüfen noch, ob sich das Gift im alten Ausgangsmaterial oder in den neueren Aufdrucken befindet.

Und entlang den Staatsgrenzen werden in erschreckender Weise seit einiger Zeit sogar ganze Giftstrecken ausgelegt. Womöglich deshalb, weil manche immer noch der Meinung anhängen, man habe den Eisernen Vorhang und die Todesstreifen allzu voreilig entfernt. Es sollen schließlich keinerlei gefährliche Tiere in unser Gebiet eindringen. Leider fallen dem ausgestreuten Gift aber vorwiegend harmlose und nützliche Arten zum Opfer.

Also bitte achten Sie darauf: In nächster Zeit, bis diese Giftköder-Serie überstanden ist, nichts vorschnell vom Boden aufheben und nichts, absolut gar nichts, unüberlegt hinunterschlucken! Am besten überhaupt nichts Verdächtiges, egal wie lecker es aussieht und sich Ihnen wie ein gratis Geschenk präsentiert, auch nur berühren! Und vor allem: Suspekte Funde sofort mit einem gut sichtbaren Warnzeichen versehen und den richtigen Stellen melden.

Geboren 1954 in Lustenau. Studium der Anglistik und Germanistik in Innsbruck Innsbruck. Lebt in Sistrans. Inzwischen pensionierte Erwachsenenbildnerin. Tätig in der Flüchtlingsbetreuung. Mitglied bei der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung Tirol, der IG Autorinnen Autoren Tirol und beim Vorarlberger AutorInnenverband. Bisher 13 Buchveröffentlichungen.

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(c) Sara Leitner
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