Und wieder einmal werden Tiere und Menschen unterschiedlich behandelt.
Während Menschen nämlich den freien Willen einsetzen dürfen, ehe die Bodycam losgeht, müssen Tiere ungewarnt und entwürdigt in die Wildfallen tappen, die bei Bewegung losgehen.
Der Unterschied zeigt sich auch an den Positionen, an denen die Kameras zum Einsatz kommen. Während die einen Geräte an toten Bäumen hängen, schaukeln die anderen an atmenden Brüsten.
Die beiden Kameratypen werden oft auch als Spezialanfertigungen von Handys angesehen.
Sie unterscheiden sich von einem normalen Gerät, wie wir es mit bloßen Händen herumtragen, freilich durch die Meta-Bedeutung als Waffe, die ihnen innewohnt.
Die Wildfalle nämlich gilt als Vorstufe des Gewehrs, zuerst schießt der Jäger ein Foto, anschließend das Tier.
Ähnliches spielt sich bei Bodycams ab, zuerst wird ein Bild geschossen, anschließend amtlich.
Diese Waffen-ähnliche Funktion führt dazu, dass sich Menschen, die sich kein Gewehr leisten können, eine Wildfalle eintun.
Als vor Jahren einmal Einwegkameras in der Aktions-Schütte einer Discounter-Kette ausgelegt waren, wurden sie oft im Sixpack heimgetragen und an der nächsten Balkonbrüstung aufgehängt.
Einen ähnlichen Run lösen die Bodycams aus, seit Uniformierte in der Bahn und auf öffentlichen Plätzen mit diesen Geräten durch das Dienstareal stolzieren.
Und dann kommt der mächtige Satz, vor dem alle in die Knie gehen: „Beruhigen Sie sich, ich schalte jetzt die Bodycam ein!“
Angeblich sollen Kinder allerlei Geschlechts auf die Frage, was sie einmal werden wollen, der Reihe nach sagen: Bodycam!
Tatsächlich gilt das Tragen einer solchen Brustkamera in der Öffentlichkeit als Berufswahl, denn dieses Gerät beweist allemal den Nutzen der sie Tragenden.
Nicht umsonst flehen schon seit Jahren Beamte im Innendienst um die Tragerlaubnis einer Bodycam. Nicht dass sie jemanden damit ruhigstellen wollen, es geht ausschließlich um den Nachweis von sinnvoller Arbeit.
Wenn so ein Beamter am Vormittag sein Büro betritt und den ominösen Satz ausspricht, ich schalte jetzt meine Bodycam ein, geht die Arbeit sofort in die Knie und ist bewältigt.
Schon nach kurzer Zeit kann so ein Bodycam-Beamter wieder nach Hause gehen.
Einen Zukunftsmarkt stellen vor allem in Tirol die sogenannten Cowcams dar.
Sie werden von Landwirten, die sich gegen Zivilprozesse von Touristen schützen wollen, den Mutterkühen auf der Weide umgebunden.
Kommt so ein frecher Wanderer mit Hund oder Bike einer gefährdeten Mutterkuh in die Nähe, stößt diese eine Warnung aus und schaltet die Kamera ein.
So lässt sich vor Gericht nachweisen, wer wieder einmal der Aggressor auf der Weide gewesen ist.
STICHPUNKT 24|46, geschrieben am 24.05. 2024