Du fragst mich, was Glaube ist #13

18. Juli 2016
1 Minute Lesezeit

Der Glaube verzeiht.


 
Die Bibel ist voller Beispiele der Vergebung, und in Jesu Namen sollen wir siebenmal siebzigmal vergeben, um Gottes Barmherzigkeit selbst zu erfahren.[1]
Angesichts der Schrecknisse, die uns seit jeher heimsuchen, ist das leichter gesagt als getan; der Ruf nach Vergeltung ist oft sehr laut und weckt den Wunsch auf Rache!
Daher rufe ich mir in solche Momenten immer in Erinnerung, wie Jesus am Kreuz zu seinem (und unser aller) himmlischen Vater gebetet hat: „Vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“[2] Und ich erinnere mich auch an den Hl. Papst Johannes Paul II., der jenem Mann im Gefängnis verzieh, der ein Attentat auf ihn verübt und beinahe getötet hat.[3]
Dieses Verzeihen hat seinen Grund im Glauben, und zieht seine Kraft daraus.
Manchmal aber, verlieren wir unseren Glauben, weil wir nicht nur den Menschen die Schuld am Elend und Verbrechen auf dieser Welt geben, sondern Gott selbst, wenn wir verwirrt von Zorn und Trauer fragen: „Warum hat er das zugelassen?“
Keine Antwort, die wir darauf finden, wird uns Frieden schenken können, denn letzten Endes bleibt der Ratschluss Gottes eben unerklärlich; wir müssen einfach darauf vertrauen: Auch das ist Glaube!
Persönlich kämpfe ich wieder und wieder damit, weil ich wie jeder ein Mensch bin, der Leid sieht, es selbst erfährt und auch zufügt; dann frage ich ebenfalls: „Warum dieses, warum jenes? Du bist doch ein liebender Gott!“
Er hat mir darauf nicht geantwortet.
Aber ich glaube an ihn, und meine zu wissen, dass ich durch die Vergebung meiner und der Sünden anderer, auch Ihm vergeben kann, so wie er uns allen vergibt, wenn wir in seinem Namen und in seiner Liebe bleiben, trotz des Wahnsinns in der Welt.
Martin Kolozs, 17. Juli 2016
Die vierzehnte Folge erscheint (urlaubsbedingt) zur Monatsmitte August 2016


 
[1] Vgl. Mt 18,21-35
[2] Lk 23,34
[3] Mordanschlag vom 13. Mai 1981, durch Mechmet Ali Agca

Foto (c) Ted Van Pelt, God 1, flickr.com

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