Glaube und Zugehörigkeit
Ich werde nicht müde, der unsinnigen Überzeugung, Religion sei Privatsache, ins Wort zu reden; schon deswegen, weil der christliche Glaube auf ein „Wir-Gefühl“ und nicht auf das „eigennützige Ich“ hin ausgerichtet ist. Hierzu einige Gedanken:
- Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Jesus Christus, den Mensch gewordenen Gott, der uns das Gebot der Nächsten- bzw. Feindesliebe gegeben hat, indem er sagte: „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe.“[1] Durch diesen einfachen Satz, der das Zentrale des christlichen Glaubens darstellt, wird die verantwortungsvolle Gemeinschaft mit allen gestiftet, wodurch unmissverständlich klar wird, dass der Glaube und die Religion nur mit und für andere, also keinesfalls in der Einsamkeit, lebendig werden.
- Gemeinschaftsgeist
Erst durch den Dialog und im tätigen Austausch mit anderen kann der Glaube wachsen und sich vertiefen; Überzeugungen und Ideale aller Art werden nämlich spröde und ausgehöhlt, wenn sie einzig in der persönlichen (will sagen: isolierten) Reflexion geprüft und umständlich angepasst werden. Glaube und Religion dürfen also schon deshalb nicht privat sein, weil jede vernünftige Wahrung oder Veränderung nur im Wechselspiel mit Gesellschaft und Gegenwart erkannt bzw. umgesetzt werden kann.
- Gesellschaftssinn
Zusammengenommen bedeutet das, dass vor allem Gläubige die Pflicht haben, sich aktiv in Gesellschaftsfragen aller Art (auch jene der Politik) einzubringen; einerseits, um sich in der gebotenen Nachfolge Christi zu verantworten, andererseits, um durch eine alltägliche (Selbst-)Prüfung den etwa notwendigen Wandel im religiösen Leben (ohne allerdings auf das Zentrale des Glaubens zu vergessen) mit Kenntnis und Verständnis zu vollziehen.
Martin Kolozs, 28. Feber 2017
(Die nächste Folge erscheint zum Monatsmitte März 2017)
[1] Joh 15,12