Leben auf Kosten der Zukunft

Österreich hat alle Ressourcen aufgebraucht.

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Foto von NASA auf Unsplash
Foto von NASA auf Unsplash

Kurz vor dem anstehenden Osterwochenende wurde Österreich gestern, am 6. April, ein weiterer Feiertag gegönnt.

Ein Feiertag, der allerdings nur wenig mit Auferstehung und Hoffnung zu tun hat, sondern mit einem deutlich weniger feierbaren Anlass daherkommt. Er zeichnet eine düstere Zukunft, zeigt uns unser eigenes Misslingen auf und dient als Warnsignal. Er lässt keine Ausreden zu, schmälert unsere Argumente und macht einmal mehr deutlich, dass es eine baldige Veränderung braucht.

Gestern „feierten“ wir nämlich den „Earth Overshoot Day“ und damit jenen Zeitpunkt, an dem die natürlichen Ressourcen eines Jahres aufgebraucht wären, wenn die gesamte Weltbevölkerung so leben würde wie in Österreich. Berechnet wird dies mithilfe des ökologischen Fußabdrucks, welcher innerhalb eines Jahres für die gesamte menschliche Nachfrage an biologischen Ressourcen im jeweiligen Land steht. 

Leichter gesagt: Er kennzeichnet jenen Tag, ab dem wir auf Kosten der nachfolgenden Generation leben und damit die Zukunft riskieren. Mit dem Datum 6. April liegt unser Land im globalen Vergleich übrigens im vordersten Feld, womit wir uns damit schmücken dürfen, dass wir immerhin hinter dem Emirat Katar (10. Februar), den USA (13. März) und Südkorea (2. April) liegen.

Einen deutlich späteren Feiertag zelebrieren beispielsweise die Schweiz (12. Mai), China (30. Mai) und der Iran (27. Juni). Und würden alle Menschen dieser Welt so leben wie in Jamaika (20. Dezember), dann würden wir fast ein ganzes Jahr mit unseren natürlichen Ressourcen durchkommen und damit an Länder wie Angola oder Pakistan herankommen, in denen besagter Tag überhaupt nicht existieren muss.

Dies bedeutet nun nicht, dass dies unser Ziel sein sollte, denn zum einen wäre das natürlich absolut unrealistisch, zum anderen haben Länder mit einem deutlich späteren Earth Overshoot Day mit ihren ganz eigenen Problemen zu kämpfen, womit ein Vergleich dahingehend etwas sinnbefreit wäre.

Dass jedoch andere Länder, mit denen wir uns sehr wohl vergleichen können (und auch müssen), einen deutlich späteren Zeitpunkt des Überschusses haben, sollte uns schon zu denken geben. Zu nennen sind hier Deutschland, England, Frankreich, Japan, Portugal, Saudi Arabien, Schweiz, Spanien und Ungarn, deren Welterschöpfungstag mindestens einen Monat später angesetzt ist. Rechnet man mit dem globalen Durchschnitt so fällt der Tag übrigens auf den 13. Mai – und damit noch ins erste Halbjahr.

Die Kosten dieses verschwenderischen Lebens tragen (zumindest kurzfristig) weder die Menschen in Österreich, noch die in Deutschland, China oder den USA. Ausbaden muss dies vor allem der globale Süden, und damit jene Region, deren Länder meist überhaupt keinen Earth Overshoot Day feiern – also auch faktisch keinerlei Schuld tragen. Diese Länder sind es, die die Konsequenzen am härtesten spüren, die mit Dürren, Hungersnöten und den Folgen des Klimawandels zu kämpfen haben. Aber auch mit dem Müll, den wir produzieren und dort auf riesigen Müllkippen abladen.

Was wir dagegen tun können? Natürlich in erster Linie weniger Lebensmittel verschwenden, vermehrt auf pflanzliche Ernährung setzen und unseren Müll korrekt entsorgen. Vor allem aber müssen wir unsere CO2-Emissionen reduzieren, auf die über 60 Prozent unseres ökologischen Fußabdrucks entfallen. Würde es beispielsweise gelingen, diese auf etwa die Hälfte zu reduzieren, dann ließe sich der Earth Overshoot Day um zirka drei Monate nach hinten verlagern. Eine Menge Zeit, die wir dringend nötig haben. Denn unsere Erde sowie ihre Ressourcen sind endlich und so ausgelutscht der Spruch auch sein mag – gibt es nun einmal keinen Planet B.

2000er-Jahrgang. Student. Schreibt gelegentlich Bücher und Texte. Mag alles was mit Sport zu tun hat. CR7 > Messi.

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