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„Pro-Black“ zu sein ist nicht rassistisch

4 Minuten Lesedauer

Ein Lehrplan, der um Kunstwerke von schwarzen Künstlerinnen und Künstlern erweitert werden soll. Eine Musikerin, die ein Lied ausschließlich ihren schwarzen „Schwestern“ widmet. Ein amerikanischer Film einer schwarzen Sängerin, der die „Traditionen“, die „Schönheit“ und das „Erbe“ Afrikas beschwört.

All das führt stets zu Kontroversen. Es sei per se rassistisch, Kunstwerke auf die Hautfarbe der dahinterstehenden „Produzenten“ zu reduzieren und deren künstlerischen Wert eben danach zu bemessen. Es ist die alte Frage: Würde besagter Song, besagter Film oder besagtes Kunstwerk auch dann als künstlerisch bemerkenswert und relevant gewertet werden, wenn dessen Produzent weiß wäre?

Vor allem schwarze Frauen müssen sich diesen Vorwurf immer wieder gefallen lassen. Es scheint fast so zu sein, dass je selbstbestimmter und selbstbewusster eine Frau in diesem Kontext auftritt und künstlerisch agiert, desto größer und stärker der Hass und die Häme sind. Ein lenkender reicher Mann hinter ihnen oder sonstige Abhängigkeiten von dem eigentlichen Verantwortlichen für das Kunst-Produkt sind meist schnell ausgemacht.

Dass sich dabei eine „Schwesternschaft“ findet und etabliert, ist somit letztlich verständlich. Es geht diesbezüglich um Empowerment, um gegenseitige Unterstützung, um Ermutigung. Ähnlich verhält es sich damit, wenn eine schwarze Filmemacherin sich auf ihre afrikanischen Wurzeln beruft und daraus Kraft schöpft.

Nicht zuletzt ist es schließlich ein feministischer Gemeinplatz, dass sich einige Theoretikerinnen aus diesem Segment auf eine Art matriarchalen Ur-Zustand der Gesellschaft berufen oder diesen auch zum Teil imaginieren. Es ist eine Mischung aus bewusster Vereinfachung und in Kauf genommenem strategischem Essentialismus.

Besonders dieser Begriff ist für die Rassismus-Diskussion relevant. Natürlich sind nicht alle schwarzen Frauen gleich und haben die gleichen Intentionen oder Weltanschauungen. Aber ob der Vereinzelung, Abwertung und Fragmentierung kann es ungeheuer kraftvoll tun, so zu tun, als ob das so wäre. Man bildet eine temporäre, wesenhafte Einheit, mit der die Durchschlagskraft deutlich erhöht wird.

Gemeinsam lassen sich womöglich tatsächlich Kunstwerke in einen männlich-weiß-dominierten Kultur-Kanon hineinreklamieren. Gemeinsam lässt sich ebenfalls auch auf diesbezügliche blinde Flecken hinweisen. Nicht weil Kunst viel mit Hautfarbe zu tun haben sollte. Sondern weil sie es bisher stets so war. Der überwiegend weiße Künstler wurde nur allzu oft „neutral“ bewertet, weil die Hautfarbe eben vermeintlich kein Thema war.

Mit der Thematisierung von Hautfarbe wird dieser bislang kaum wahrgenommene Diskurs sichtbar gemacht. Denn eine vollständig „neutrale“ Bewertung von Kunstwerken war zu keiner Zeit möglich. Die eingeschworene männlich-weiße Gemeinschaft hat das Bewerten und das Kunstverständnis von gut und schlecht sehr lange unter sich ausgemacht und so getan, als ob das so naturgegeben, apodiktisch und notwenderweise so wäre.

Die gegenwärtige Berufung auf die eigene schwarze Hautfarbe von Künstlerinnen und Künstlern ist also so lange notwendig, bis diese Diskurse Allgemeingut sind und Hautfarbe in der Bewertung von Kunst eben keine Rolle mehr spielt. Bis zu einer Zeit, in der Kunst tatsächlich „neutral“ bewertet und eingeschätzt wird. Temporäre Essentialismen werden spätestens dann obsolet sein. Allein die Reaktion von weißen Männern, wenn es um Lehrpläne, Kunst-Kanons oder ähnliches geht zeigt aber, dass das in absehbarer Zeit wohl nicht der Fall sein wird. Bis dahin ist der „Kampf“ um „schwärzere“ Lehrpläne und Kunst-Kanons mehr als nur berechtigt.

Elfenbeinturmbewohner, Musiknerd, Formfetischist, Diskursliebhaber. Vermutet die Schönheit des Schreibens und Denkens im Niemandsland zwischen asketischer Formstrenge und schöngeistiger Freiheitsliebe. Hat das ALPENFEUILLETON in seiner dritten Phase mitgestaltet und die Letztverantwortung für das Kulturressort getragen.

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