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Maskerade – wie lang noch?

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24 der 50 Staaten der USA haben inzwischen die Maskenpflicht wieder aufgegeben, sofern sie überhaupt je eingeführt worden war. Zu deren Wirksamkeit gibt es von der Johns-Hopkins-Universität ein Diagramm, das so ziemlich für sich spricht. Bei der 7-Tage-Inzidenz sind die Staaten am schlechtesten dran, die noch an der Maskenpflicht festhalten. Interessant ist auch der Unterschied zwischen North und South Dakota. Einer der beiden Staaten ging den schwedischen Weg mit minimalen Einschränkungen, der andere eher einen Ostküsten- oder Mitteleuropa-Weg, mit zahlreichen solchen. Das Endergebnis schaut ziemlich gleich aus, mit anderen Worten: das ganze Affentheater war ein solches und gewissermaßen für die Katz.

Im europäischen Vergleich schaut es gleich aus. So kommt etwa Schweden auf 1413 Verstorbene/Million, bei Österreich ist die Relation 1161/Million, bei Deutschland 1038/Million. Die Unterschiede sind also, sagen wir, eher gering.

Indien kommt übrigens gerade auf 206/Million, Brasilien mit seiner besonders schauerlichen Mutante und dem mutantischen Staatschef, den wir Wohlmeinenden alle hassen wie die Pest, liegt mit seinen 2054/Million vor Belgien (2127) und komfortabel vor Ungarn (3043). Bei Ungarn liegt es wahrscheinlich auch an dem besonders mutantischen Orbán. China ist übrigens in dieser Weltrangliste auf den 97. Platz zurückgefallen mit insgesamt 4636 Verstorbenen, das macht 3/Million. Sollte das irgendwer glauben, bitte umgehend melden! Schon vor einiger Zeit, als ich diese Zahl einem Bekannten gegenüber erwähnte, sagte dieser mit einer wegwerfenden Handbewegung: „Ja mei, die Chinesen …“ Ich weiß bis heute nicht, was er damit genau meinte.

Mittlerweile sind es in den USA schon 25 Staaten, Massachusetts ist dazugekommen. Der immer vergnüglich zu lesende Howie Carr vom „Boston Herald“ hat die Szene so beschrieben: „Es sah aus wie ein Geiselvideo, als Gouverneur Charlie Baker am Montagmorgen das bevorstehende Ende seines beliebten Maskenregimes verkündete. Er schluckte, er murmelte, seine Stimme brach, wie bei einem tapferen Aushilfslehrer, der ein randalierendes Klassenzimmer zu beruhigen versucht. ‚Wir haben vom ersten Tag an gesagt‘, gluckste er, ‚daß wir das gemeinsam durchstehen würden.‘ Ja, wir stecken da alle gemeinsam drinnen. Genau: Er gibt die Befehle, du befolgst sie. Er und seine Schreiberlinge haben keinen Gehaltsscheck ausgelassen, und tausende von ihnen haben im Prinzip 14 Monate Urlaub bei vollen Bezügen gemacht, während du gekündigt wurdest oder in die Kurzarbeit geschickt, und dein Geschäft ist inzwischen den Bach hinunter. O ja, wir haben das alle gemeinsam durchgemacht …“

Im übrigen sei hier noch auf den Text „Corona-Aufarbeitung: Es wird sie kalt erwischen“ von Thomas Maul, erschienen am 16.5. auf der „Achse des Guten“, verwiesen. Ich meine auch, daß dieses unerfreuliche Kapitel der jüngeren Geschichte ziemlich bald den Weg aller Ozonlöcher und sonstigen aufgebauschten Katastrophen gehen wird, mit denen wir uns mangels realer Herausforderungen die Zeit vertreiben. Vielleicht kommt bald eine reale Herausforderung auf uns zu, wie so oft menschengemacht. Ich tippe auf China.

Walter Klier, geb. 1955 in Innsbruck, lebt in Innsbruck und Rum. Schriftsteller und Maler.
Belletristik, Essays, Literaturkritik, Übersetzungen, Sachbücher. Mitherausgeber der Zeitschrift "Gegenwart" (1989—1997, mit Stefanie Holzer). Kommentare für die Tiroler Tageszeitung 2002–2019.
Zahlreiche Buchveröffentlichungen, u.a.: Grüne Zeiten. Roman (1998/Taschenbuch 2014), Leutnant Pepi zieht in den Krieg. Das Tagebuch des Josef Prochaska. Roman, 2008. Taschenbuch 2014). Der längste Sommer. Eine Erinnerung. 2013.
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