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Über Misstrauensanträge und Trainerwechsel

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Schasst den Trainer und alles wird gut!

Zuerst ein riesiger Hype: Ein neuer Trainer, jetzt wird alles besser! Die Presse war gegenüber der vorigen Mannschaftsführung nicht schmal mit guten Ratschlägen und bösen Anwürfen. Millionen von Fußball-Couch-Potatoes hätten genau gewusst, was zu tun ist, damit die Mannschaft endlich mal gewinnt. Doch die Gegner waren einfach stärker und besser eingestellt. Die Taktik hat nicht gegriffen. Das Zusammenspiel in der Mannschaft hat nicht geklappt. Ein anderer Trainer muss her! Diesmal ist es der richtige! Der sagt den Spielern, was sich alles ändern muss.

Es stellt sich leider heraus, die Mannschaft ist immer noch dieselbe.

In der Politik ist es nicht anders: Da schreit einer, der bisher nur zugeschaut hat: „XY muss weg! Alles muss anders werden!“ und dann wird mit großem Trara eine neue Regierung/Landesregierung, was auch immer gewählt, von der man sich das Blaue vom Himmel erhofft. Die haben schließlich vorher versprochen, sie würden alles ändern. Sie würden uns auf die Siegerstraße zurückführen!  Aber schon nach den ersten Runden wird klar: Die Mannschaft macht in Krisensituationen die gleichen Fehler wie davor. Schließlich lassen sich eingefahrene Verhaltensmuster nicht von heute auf morgen ablegen. Und auch die beste neue Taktik des Spielleiters nützt nichts, wenn ein paar immer, wenn´s drauf ankommt, querschießen oder am falschen Platz stehen.

Und überhaupt, die Taktik: Ein Fußballtrainer muss seine elf Leutchen auf andere elf einstellen, die er vorher studiert hat, und dann hoffen, dass alle zweiundzwanzig nach Plan funktionieren und die Fans Zufriedenstellendes zu sehen kriegen. Ein Politiker, eine Politikerin muss dagegen Abertausende mit ihren individuellen Eigenheiten und Bedürfnissen und ihrem Können richtig einsetzen, um erfolgreich zu sein. Noch dazu sind die gegnerischen Mannschaften unzählige und in ständig wechselnder Zusammensetzung unterwegs. Man weiß somit nie genau, wer im nächsten Spiel mit am Platz steht. Auch der Platz ist nicht normiert, mal ist er größer, mal kleiner, oft vermatscht und voller Löcher. Nicht einmal das Tor steht immer am gleichen Platz. Um da ein ordentliches Spiel hinzukriegen braucht es die totale Hingabe und Kooperation der gesamten Mannschaft, viel Kreativität und noch mehr Vertrauen und Unterstützung von Fans und Presse — und auch mal Nachsicht, wenn trotz größter Anstrengung Fehler passieren.

Wundert es da noch einen, dass sich für dieses komplizierte und undankbare Spiel keine guten Trainer mehr hergeben, sondern nur noch eitle, raffgierige Großmäuler, die entweder auf schnelle Korruptionsgewinne oder auf eine lukrative „Zeit danach“ in der Privatwirtschaft hinarbeiten? Die wissen wenigstens eines sicher: Spätestens nach der ersten Krise sind sie geschasst. Und dann, dann sind sie gemachte Leute.

Geboren 1954 in Lustenau. Studium der Anglistik und Germanistik in Innsbruck Innsbruck. Lebt in Sistrans. Inzwischen pensionierte Erwachsenenbildnerin. Tätig in der Flüchtlingsbetreuung. Mitglied bei der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung Tirol, der IG Autorinnen Autoren Tirol und beim Vorarlberger AutorInnenverband. Bisher 13 Buchveröffentlichungen.

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