Du fragst mich, was Glaube ist #4

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Den Glauben leben bedeutet ja nicht, gemütlich vom Lehnstuhl aus abstrakte Wahrheiten zu verkünden, sondern das, woran man glaubt, im direkten Kontakt mit der Realität und den Prüfungen des Lebens zu erfahren. Wir müssen uns also selbst ständig einbringen und uns beim täglichen mühevollen Glauben und Hoffen die Hände schmutzig machen.[1]
Der Glaube darf nicht nur ein Lippenbekenntnis sein, sondern muss mit Leben erfüllt und ins Leben eingebracht werden, erst dann kann er ganz Glaube in der Nachfolge Jesu Christi sein, der uns am eindringlichsten in seiner Bergpredigt[2] dazu aufgerufen hat, wenn er u. a. sagte: „Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“[3]
Nicht gemeint ist damit aber, man solle sich etwa als „Heilige/r“ produzieren, oder solle zeigen, wie barmherzig und edelmütig man ist, indem man seine „gute Tat“ im Rampenlicht begeht, und für den lauten Applaus. Nein, „dein Almosen soll verborgen bleiben, und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“[4]
Und es ist damit auch nicht gemeint, man solle sich (etwa jetzt in der vorösterlichen Fastenzeit) besonders reumütig und zerknirscht geben, weil das bigott, aber vor allem nicht die Art Glaube wäre, dessen Anfang, Kern und Ziel die ewige und bedingungslose Liebe Gottes zu den Menschen ist.
Worum es hierbei eigentlich geht, ist das Leuchten in uns, das sich dann entzünden wird, wenn wir unser Glaubenszeugnis nicht einzig bekennen, sondern danach handeln und anderen dadurch ein Vorbild sein können, aber nicht, weil wir sie auf unser gläubiges Tun hinweisen, sondern weil wir es im und durch den Glauben begründen können, der uns mehr als Lob und Anerkennung bedeutet.
Um es klarer zu machen: Der gerechte Gläubige handelte, weil er glaubt; und glaubt, weil er in der Handlung und ihrer Wirkung die Schönheit des Glaubens erkennt, die er für andere ausstrahlt, ohne dafür allerdings einen Lohn zu erwarten.
Ich möchte es noch einfacher sagen: Wer glaubt, handelt danach; er liebt Gott und die Menschen, unbedingt und mittelbar.
Nur ein solcher Glaube ist wirklich lebendig, das heißt, er lässt uns nicht nur am Leben teilhaben und teilnehmen, sondern fordert uns regelrecht dazu auf: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten.“[5]
In diesem Sinne glaubt und tut Gutes, dann werdet ihr im Glauben gestärkt sein!
Martin Kolozs, 1. März 2016
Die fünfte Folge erscheint am 20. März 2016


[1] Franziskus, Das Evangelium des neuen Lebens, 2015, S. 11 (Vorwort des Herausgebers)
[2] Mt 5,1-7,29
[3] Ebd. 5,14-16
[4] Ebd. 6,4
[5] Ebd. 5,13
Artikelbild (c) Stephen Brace, „Spirited Away“, flickr.com

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