Du fragst mich, was Glaube ist #28

31. März 2017
1 Minute Lesezeit

Glaube ist Hingabe
Zu Ostern gedenken wir der Passion Jesu und feiern die Auferstehung Christi. Aber wir sehen ebenso den Mensch gewordenen Gott in seiner zugleich schwächsten wie stärksten Stunde, wenn er, der Sohn, im Garten Gethsemane niederkniet und betet: „Mein Vater, wenn es möglich ist, gehe dieser Kelch an mir vorüber. Aber nicht wie ich will, sondern wie du willst.“[1]
Damit fügt sich Jesus nicht nur dem Willen Gottes, sondern beugt sich in Demut seinem eigenen ersten Gebot: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst!“[2], indem er sich für uns opfert und sein irdisches Leben aufgibt, um uns das ewige zu schenken.
Diese Selbstlosigkeit ist überwältigend und erregt heute wie damals Unverständnis; sei es aus grundlegender Skepsis gegenüber dem Glauben, sei es wegen der vorherrschenden Egozentrik in unserer gegenwärtigen Gesellschaft, sei es aus der verständlichen Angst, verletzt oder gar getötet zu werden.
Der Mensch Jesus kannte diese Angst ebenfalls, und er hätte fliehen können (nur eine knappe Fußstunde von Gethsemane entfernt liegt Wüstenland, wo er leicht hätte untertauchen können), aber sein Vertrauen in Gottvater war stärker als seine tiefste Verzweiflung. Dieses Wissen kann auch uns Mut geben, wenn wir schwanken, ob wir in der Nachfolge Christi bleiben sollen bzw. können.
Im Glauben sind wir nie allein, Jesus ist immer mit uns; er ist uns nicht nur als Vorbild vorausgegangen, sondern bleibt an unserer Seite, egal wie weit, verschlungen oder abseitig unser Lebensweg führt.
Er ist nämlich  nicht der enthobene Gott, sondern der Gott, der Mensch geworden ist und dessen Gesetz die Liebe ist, eine Liebe an und für die er sich für uns hingegeben hat.
Diese Hingabe ist Ursprung und Ziel unseres Glaubens; eine Hingabe, die von uns aber nicht die große Geste fordert, sondern die alltägliche gute Tat im Sinne der Liebe zum Nächsten und Übernächsten, gerade so wie sie uns Gottessohn selbst vorgelebt hat, oder es der heilige Franz von Sales ausdrückte: „Die großen Gelegenheiten Gott zu dienen sind selten; kleine gibt es immer.“
Martin Kolozs, 26. März 2017
 
(Die nächste Folge erscheint zur Monatsmitte April 2017)
[1] Mt 26, 39
[2] Mt 22, 39

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