Österreichische Verschwörungstheorien

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Illustration (c) Felix Kozubek und Stefanie Aigner.

Unsere soziale Heimatpartei ist ja Meister der Verschwörungstheorien. Verlieren sie bei einer Wahl, gewinnen sie bei einer Wahl oder fährt einer von ihnen besoffen mit dem Auto, fragt der Fernsehmoderator kritisch nach, egal was ihnen widerfährt, es kann nur eine Verschwörung sein. Nun muss man sich als braver F-Wähler fragen, was kann man bei so viel Unsicherheit noch glauben, was ist eine Lüge. Ein paar Fakten sind jedenfalls sicher: Österreich muss aus der EU austreten, wir brauchen den Schilling zurück, ohne Ausländer geht es uns besser oder sogar brillant und es muss aufgerüstet werden. Ein stolzes Land braucht ein stolzes Heer oder so.  Nun, als pflichtbewusster Österreicher habe ich mich am 26. Oktober in unserer Bundeshauptstadt Wien bei der Heeresschau von der Kraft und Funktionalität unseres Militärs selbst überzeugt. Kleine Kinder konnten auf Panzern herumturnen und ihnen wurde die Begeisterung für den Krieg (denn das ist der Kern von allem Militärischen) näher gebracht. Ich besah unser schweres Gerät, die neuesten Entwicklungen und versuchte mich mit verschiedenen Vertretern des Militärs zu unterhalten. Ich muss zugeben, mein patriotisches Herz schlug höher.
Doch nach einigen Stunden merkte ich, dass hier etwas nicht stimmte. Plötzlich wurde es mir klar, viel mir wie Schuppen von den Augen, alles wirkte nicht echt. Die Uniformen passten nicht, die Gesichter wirkten geschminkt, die Fahrzeuge hatten etwas attrappenartiges, das einzige Gerät, das real wirkte, war vom schwedischen Heer angemietet worden, wie mir der Hobbyschauspieler in Uniform auch noch freiwillig gestand. Keiner dieser Männer hatte jemals wirklich in einem Krieg  für Österreich gekämpft. Das Material war Schrott, jeglicher Versuch eines Manövers musste offensichtlich scheitern. An manchen Stellen hingen Zettel, auf denen behauptet wurde, dass in den nächsten Jahren irgendwelche Sachen angekauft werden, eindeutig eine lächerliche Behauptung, die natürlich nicht nachprüfbar ist. Auch von unseren Eurofightern fehlte jede Spur. Das ließ nur eine Schlussfolgerung zu: Unser Heer gibt es nicht. Alles miese Schauspieler, die mit pseudomilitärischem Material oder Geräten aus dem Heeresgeschichtlichen Museum versuchen, so zu tun, als ob. Die Eliten wollen uns seit Jahren verarschen. Das Geld, das angeblich ins Heer investiert wird, wird entweder für Taschengeld, Autos oder kostenlose Handys für illegale Asylanten verpulvert oder für Nutten- und Champagnerpartys der regierenden Eliten. Wenn sie als geneigter Leser oder geneigte Leserin nun meinen hier fehlen die Beweise, dann kann ich nur eines sagen: Manchmal lohnt es sich, nicht einfach die Lügen zu glauben, sondern seinen Hausverstand einzuschalten. Wenn Sie es immer noch nicht kapieren, dann kann ich auch nicht mehr helfen.


Boris Sebastian Schön hat noch kein Buch geschrieben, welches hier beworben werden könnte. Aber er geht mit offenen Augen und Ohren durch die Welt und ist immerhin Mitgründer des ALPENFEUILLETON. Die “Lohnt sich das”-Kolumnen sind seine ersten AFEU-Veröffentlichungen.

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