Das Jahr 2017 wird absolut furchtbar werden

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Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass das Jahr 2017 besser als das Schweine-Jahr 2016 werden wird. 2017 wird genau wie das Jahr 2016 beschaffen sein, nur noch viel schlimmer. Seine unfassbar hässliche Fratze hat es bereits am 01.01. gezeigt.
Noch kaum wach und verkatert hat es einem schon laut und schamlos-aufdringlich ins Gesicht geschrieen. Wo man sich eigentlich die beschaulich-beschwingten Töne des Neujahrs-Konzertes als erste Botschaft erhoffte dringen bereits Nachrichten von einem Anschlag in Istanbul in die eigenen vier Wände, in denen man noch nicht wirklich für Ordnung sorgen konnte. Die Entsprechung der Unordnung in der Welt und der Unordnung der Wohnung lässt sich nur schwer ertragen.
Kurze Zeit später gibt es weitere Hiobs-Botschaften. Frauen sind bei den Silvester-Feierlichkeiten systematisch sexuell belästigt worden. Köln ist in Innsbruck angekommen. Sogar BBC berichtet und Johann Ü. gibt einem russischen Sender ein Interview, das die katastrophale Lage in Innsbruck ins rechte Bild rückt. Geflüchtete Menschen lungern auf den Straßen herum und warten geradezu darauf, unsere schönen österreichischen Frauen zu begrapschen.
Das alles wäre schon schlimm genug. Man kann aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass der Gevatter Tod auch 2017 nicht vor den großen Berühmtheiten und den wirklich wichtigen Künstlern halt machen wird. 2016 hat er es sich erdreistet den wichtigsten Pop-Künstler der letzten 30 Jahre aus dem Leben zu reißen. Auch wenn einem ad hoc kein Musiker einfällt, der eine ähnliche Relevanz hat, wird sich 2017 zweifellos jemand finden, um den man exzessiv trauern kann und aufgrund dessen Todes sich bestürzte Whats-App-Nachrichten an Gleichgesinnte verschicken lassen.
2017 wird außerdem ein paradoxes Jahr. Es wird das Jahr des „Ich bin in Sicherheit“ Buttons auf Facebook. Nach jedem Anschlag und wohl bald nach jedem kleineren Unglück gerät unsere Welt 2017 für wenige Momente aus den Fugen. Wir werden Facebook öffnen, unseren Newsfeed ansehen und hoffen, dass sich möglichst viele unserer Freunde in Sicherheit befinden und sich auch in dieser Hinsicht markiert haben. Das wird uns vorübergehend beruhigen, bis zum nächsten Ereignis, bei dem wir uns womöglich bald selbst als „In Sicherheit“ taggen. Die Omnipräsenz dieses Themas belegt 2017 endgültig, dass nichts und niemand mehr sicher sein wird.
Wenn spätestens 2017 Köln in Innsbruck angekommen ist, Flüchtlinge unsere Frauen bei jedem Anlass sexuell belästigen und weitere wichtige Musiker aus dem Leben gerissen werden hat man ohnehin schon kaum mehr Freude am Leben. In diese Dystopie hinein platzt eine weitere Schreckensmeldung, die man eigentlich schon im Jahr 2016 gehört aber doch erfolgreich verdrängt hatte: Im Jahr 2017 wird es in Innsbruck kein Feuerwerk mehr geben. Dafür aber eine mega-supere Licht-Show.
Wenn das Jahr 2017 so beschissen wie das Jahr 2016 wird, und es ist dringend davon auszugehen dass es sogar noch beschissener wird, dann wurde einem damit der letzte Hoffnungsschimmer genommen das dann vergangene Jahr doch noch mit einem Knall abzuschließen. In einem Jahr wie 2017 wird sich sehr viel aufstauen. Ein Feuerwerk ist dazu in der Lage, zumindest ein bisserl, kathartische Wirkung zu haben. Dinge stauen sich an und entladen sich im lauten Knall des Feuerwerks. Danach ist ein symbolischer Neuanfang möglich geworden. Aber klar: Die Hunderl und die Katzerl fürchten sich halt und in Sachen Feinstaub ist das Feuerwerk auch nicht vernünftig.
Bei all den Schreckens-Szenarien die hier schon skizziert wurden steht tatsächlich auch noch zu befürchten, dass das Jahr 2017 ein Jahr der Vernunft wird. In all dem Trubel und in all der Unordnung der Welt muss man den Blick fürs Wesentliche behalten. Man muss Maß halten. Die Umwelt schützen. Den Müll brav trennen. Auf der Autobahn nicht rasen. Die richtige Partei wählen. Sich politisch korrekt über die Englischkenntnisse des Johann Ü. aufregen.
Ich bin sicher, dass dieser Weg richtig ist. Wenn nur die Grund-Koordinaten der eigenen Haltung korrekt sind, dann lösen sich alle andere Probleme der Welt bald in Luft auf. Wagen wir spätestens Silvester 2017 einen Neustart in eine bessere Welt. Die Laser-Show wird uns zum Ausdruck einer besseren Welt, die plötzlich in greifbare Nähe gerückt ist.

Titelbild: (c) Innsbrucker Nordkettenbahnen

Elfenbeinturmbewohner, Musiknerd, Formfetischist, Diskursliebhaber. Vermutet die Schönheit des Schreibens und Denkens im Niemandsland zwischen asketischer Formstrenge und schöngeistiger Freiheitsliebe. Hat das ALPENFEUILLETON in seiner dritten Phase mitgestaltet und die Letztverantwortung für das Kulturressort getragen.

2 Comments

  1. Witzig, aber auch irgendwie deprimierend. Als nichtbegrapschte Innsbruckerin, die in einer Wiener Privatwohnung nett begleitet in dieses Neue Jahr 2017 gerutscht ist, und in der nächsten Morgenzeitung von den Marktplatzgräueln in Innsbruck gelesen hat, dachte ich mir hoffnungsfreudig: Wie schön, dass nun die FPÖ wieder ein Top-Thema fürs ganze Jahr und für den Innsbrucker Gemeinderatswahlkampf gefunden hat! Johann Ü.’s Interview hörte ich nicht selbst, aber ich fühlte mich durch den Bericht in der TT auf jeden Fall in meiner Prognose bestätigt. Ob die „Russen“ nun aufhören werden, Tirosl Immobilien im Sonderangebot zusammen zu kaufen? Der Partnerschaftsvertrag mit Straches und Hofers mit Putins Partei lässt erahnen, dass das eher nicht der Fall sein wird. Ich krame mal schnell die Kursprogrammer heraus. Es muss doch irgendwo einen Russischkurs geben…. Eine neue Sprache zu lernen ist auf jedenfall eine positive Herausforderung für 2017. Nein, also ich sehe sehr optimistisch in die Zukunft.

  2. Sie hatten recht. 2017 war ein absolut furchtbares Jahr in globalen und persönlichen Angelegenheiten.Alle netten Dinge waren 1:10 überschattet mit Problemen und Hiobsbotschaften.

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