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Die Angst um’s Schnitzel

Schweine jubeln, Schweine leiden.

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Österreich hat einmal mehr Angst um sein Schnitzel. Zumindest behauptet es dies. Grund dafür ist das böse Tierwohl, das nach einem Antrag der burgenländischen Landesregierung zumindest ein Stück weit verbessert wird.

Diese ließ nämlich die ursprünglich bis 2040 (eine völlig normale Dauer natürlich) geplante Übergangsfrist für das Verbot von Vollspaltenböden in der Schweinehaltung kippen. Wodurch dieses – Stand jetzt – bereits im kommenden Jahr in Kraft tritt.

Nun gibt es – selbstverständlich, wenn es um Tierleid und das damit verbundene große Geld geht – laute Gegenstimmen von Personen aus der Industrie, für die die Abschaffung dieser Frist einer Katastrophe ähnelt. Und die nun damit drohen, dass unser heiß geliebtes Schnitzel aufgrund besserer Haltungsbedingungen für die Schweine, die maßgeblich für das Produkt verantwortlich sind – vor dem Aus steht.

Weil diese ab dem 1. Juni 2025 nicht mehr auf Vollspatenböden und ohne Stroheinstreu gehalten werden dürfen. Also auf Betonböden, in die Spalten eingelassen sind. Durch die der Kot und Urin der Tiere in eine darunter befindliche Güllegrube fällt. Spalten, die bis zu 1,8 cm breit sind und auf denen sich meist nicht ein Halm Stroh befindet. Wodurch die Tiere dann quasi ihr gesamtes Leben über ihren eigenen Exkrementen verbringen. Damit sich die klagenden Landwirt:innen bequem Zeit und Geld sparen.

Ein Umstand, der nach dem Antrag der burgenländischen Landesregierung auch dem Verfassungsgerichtshof auffiel, der die 17-jährige Frist kippte. Unter anderem mit der Begründung, dass die Dauer angesichts der Abwägung zwischen Investitions- und Tierschutz sachlich nicht gerechtfertigt ist.

Was Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) zum Toben brachte. Der sieht darin nämlich das österreichische Schnitzel gefährdet und verweist – wie immer wenn Argumente fehlen – auf das böse Ausland, das uns nun mit Importen zuschütten wird. So wie ja mit dem Ende der Legebatterien in Österreich der Markt von ausländischen Käfigeiern überschwemmt wurde. Ups, wurd‘ er ja nicht. 

Den Vogel abgeschossen hat allerdings Kurt Tauschmann, Aufsichtsratsvorsitzender der Styriabrid, einer gänzlich auf das Schwein spezialisierte Vorteilsgemeinschaft. Er positioniert sich nämlich klar für die Vollspatenböden – aber nicht ob des Geldes, sondern wegen des Tierwohls. Natürlich. Gegenüber der Kleinen Zeitung erklärte er nämlich, dass Schweine die Betonböden aufgrund der kühleren Temperaturen präferieren würden und richtete dabei auch weise Worte an uns alle: „Nur weil Menschen denken, dass etwas besser für Tiere ist, muss das nicht so sein“

Was so schön zu hören ist von einem Mann, der wie bereits erwähnt Mitglied der Styriabrid ist und damit sicher keine neutrale Position einnimmt. Und das, obwohl sich die Vorteilsgemeinschaft so gern als schweinefreundlich darstellt. Schließlich geben sie auf ihrer Website den Tipp, dass man bei Schweinen den Stress tunlichst vermeiden sollte…während daneben Bilder platziert sind, die eng zusammengepferchte Tiere in ihren Käfigen zeigen. Und damit die Doppelmoral und Heuchelei ihrer „Besitzer“ aufdecken. Weil jemand, der Tiere unter solchen Bedingungen guten Gewissens halten kann, ganz sicher nicht an deren Wohlbefinden interessiert ist.

2000er-Jahrgang. Student. Schreibt gelegentlich Bücher und Texte. Mag alles was mit Sport zu tun hat. CR7 > Messi.

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