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150 x Alpenfeuilleton

4 Minuten Lesedauer

Also, wenn ich mich nicht verzählt habe, ist das hier mein 150. Beitrag fürs Alpenfeuilleton. Zeit für eine Selbstüberprüfung.

Ursprünglich hatte ich mir nicht zugetraut, jede Woche einen neuen, möglichst auch noch aktuellen, Text zu verfassen. Schließlich bewege ich mich ansonsten während des Schreibens längerer und fiktionaler Texte (d.h. Romane) in einer Welt, die sich nicht jederzeit ungestraft von Realität unterbrechen lässt. Überdies fällt einem auch nicht immer grad Weltbewegendes zu Tirol und Österreich, oder was immer so tief zwischen so hohen Bergen liegt, ein. Und es wiederholt sich viel vom Geschehen Jahr für Jahr mit schlichter Regelmäßigkeit, was niemandem aufzufallen scheint. Man könnte also genau so gut jede Woche eine der früheren Ideen als neu deklarieren und erneut einstellen, wie es Politiker aller Couleurs ja auch machen.

Doch das wäre natürlich keine Herausforderung. Und so überfällt mich seit drei Jahren jede Woche ab ungefähr Mittwoch die Panik, dass es nichts zu sagen gäbe, was nicht Tausend andere auch schon gedacht, gesagt oder geschrieben haben. Sicher bin ich mir diesbezüglich auch am Sonntag nicht, wenn ich auf „Senden“ klicke. Aber immerhin habe ich mich wieder einmal selbst bezwungen und bin einer Beobachtung nachgegangen, die ich anderweitig wohl übergangen hätte.

Als Recherche-Tool zu Tirol, das ja nicht unbedingt der Nabel neuester Entwicklungen und Weltgedanken ist, und um auf dem aktuellen Stand der hiesigen Ereignisse zu bleiben, habe ich mir — extra fürs Afeu!  — sogar die Tiroler Tageszeitung abonniert! Zumindest durch Todesanzeigen, Leserbriefe und regionale Kurzmeldungen ist die TT oft eine hilfreiche Inspirationsquelle. Auch zum Thema Sport vermeldet diese Zeitung sehr viel Lokalpatriotisches, doch diese Sparte mit seinen sich ewig sprachlich wie inhaltlich wiederholenden Schemata bietet leider selten eine gedankliche Herausforderung. Und was Kultur und Kunst in Tirol anlangt, wenn´s nicht grad um Volksmusik oder Seitenblicke-Galeriebesuche gehen soll, muss man sich anderweitig schlau machen. Naja, alles kann man eben nicht haben. Und so quäle ich mich auf der Suche nach einem Thema  jeden Tag schon beim Frühstück querbeet durch alles, was Tirol laut TT stark bewegt und mich oft bloß verwundert.  

Aber eigenartig: Irgendetwas passiert dann doch immer in dieser kleinen, von Bergen begrenzten Tiroler Welt, das sich mit irgendetwas in der größeren, weiteren Welt in Verbindung setzt und dadurch bedenkenswert erscheint. (Adalbert Stifter lässt grüßen!) Und das stelle ich dann eben ins Afeu.

Das Gute an dieser Plattform ist ja, dass unter dem Begriff „Feuilleton“ einfach alles Platz hat. Es stünde mir frei, auch einmal einen Lyrikbeitrag oder etwas in ganz anderer Form und zu ganz anderen Themen zu veröffentlichen, doch es haben sich inzwischen so etwas wie spezifische Afeu-Schreib- und Leseerwartungen bei jedem der Beitragenden eingeschlichen. Das zweite Gute an dieser Publikationsform ist, dass Beiträge im Netz meist ebenso schnell vergessen wie gelesen werden. Wenn also ein Text oder ein Gedankengang einmal nicht zufriedenstellend ausfällt, ist noch nicht alles verloren.

Also nix für ungut, und bis nächste Woche dann! Hoffentlich mit Weltbewegenderem als einem ganz persönlichen Alpenfeuilleton-Jubiläum!

Geboren 1954 in Lustenau. Studium der Anglistik und Germanistik in Innsbruck Innsbruck. Lebt in Sistrans. Inzwischen pensionierte Erwachsenenbildnerin. Tätig in der Flüchtlingsbetreuung. Mitglied bei der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung Tirol, der IG Autorinnen Autoren Tirol und beim Vorarlberger AutorInnenverband. Bisher 13 Buchveröffentlichungen.

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