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Leid-Kultur

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Es ist schon ein G´frett, dass wir Österreicher*innen nicht wissen, wer wir sind. Und dass den illegalen und legalen Einwanderern deshalb auch nie recht klargemacht werden kann, wie sie sich bei uns zu benehmen haben. Schließlich kann man von keinem, österreichischer oder wer-weiß-welcher Herkunft, verlangen, dass er oder sie alles durchliest, als da wäre:

Internationale Erklärung der Menschenrechte, Staatsverfassung, Bürgerliches Gesetzbuch und StVO, Immaterielle Kulturerbe-Traditionen, Benimm-Knigge (Stand 2024, ohne Handkuss), Mülltrennungsverordnungen aller Gemeinden, sämtliche verfügbaren Parteiprogramme, christliche 10 Gebote samt den Glaubensbekenntnissen aller im Land anerkannten Religionen, neueste Verkehrsregeln …

Also hat sich die ÖVP dankenswerter Weise bereit erklärt, uns das Österreichertum kurz und präzise in einfacher Sprache zusammenzufassen:

Dirndl, Blasmusik und Schnitzel. Kein Gendersternchen, das verwirrt, wenn man sich mit der Gleichberechtigung von Männchen und Weibchen schon schwertut. Sonntags zur Kirche gehen und danach ins Gasthaus. Das Geld, so vorhanden, bei Raiffeisen anlegen. Das gute hiesige Klima über den kunstgedüngten Klee loben. Und natürlich die ÖVP wählen, denn die regiert schon seit Generationen. Damit ist man immer auf der sicheren Seite. Dafür muss man halt manches in Kauf nehmen, weil es immer schon so war, Leidkultur eben. Und diese macht dann im Kern unsere österreichische Identität aus.

Warum also alles kompliziert machen, wenn es doch so einfach ist?

Geboren 1954 in Lustenau. Studium der Anglistik und Germanistik in Innsbruck Innsbruck. Lebt in Sistrans. Inzwischen pensionierte Erwachsenenbildnerin. Tätig in der Flüchtlingsbetreuung. Mitglied bei der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung Tirol, der IG Autorinnen Autoren Tirol und beim Vorarlberger AutorInnenverband. Bisher 13 Buchveröffentlichungen.

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