Innsbruck Wahlplakate 2024

Innsbruck und die fehlenden Prozent

Wahl aus der Sicht eines jungen Menschen.

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Es wurde von meinen Kolleg:innen schon so viel G‘scheites zur kommenden Gemeinderats- und Bürgermeisterwahl geschrieben, dass für mich fast nichts mehr übrig bleibt.

Als nicht-wahlberechtigter Nebenwohnsitzbekleider und Student sind mir bei der Wahl aber ohnehin die Hände gebunden. Womit mir unweigerlich sogar etwas geholfen ist. Weil ich mir als junger Mensch wirklich schwer damit tue, geeignete Kandidat:innen zu finden.

Das liegt vor allem daran, dass die Anliegen der jüngeren Generation in den Wahlprogrammen der Parteien nur eine geringe Rolle spielen. Und das obwohl in Innsbruck über 30.000 Menschen studieren.

Ein Paradoxon, das damit erklärt wird, dass viele davon in Innsbruck eben nur einen Nebenwohnsitz besitzen und damit nicht zur Zielgruppe gehören – womit sie schnell aus der (Prozent)-Rechnung fallen. Vielleicht (oder wohl eher vermutlich) findet man genau deswegen fast gar nichts zum großen Club-Sterben und mit Ausnahme der üblichen Floskeln nur wenig Konkretes zur Rettung respektive Wiederaufbereitung des Sonnendecks.

Stattdessen wird ausgewichen, verwiesen und um den heißen Brei geredet. Der Kern der Thematik bleibt eine Randerscheinung. Weil er für die Politiker:innen schlicht und ergreifend keine Relevanz hat und deren Zeit eben lediglich in jene Themen investiert wird, die ihnen konkrete Prozente bringen. Also Hunde oder die ohnehin vorhandene Meinungsfreiheit.

Ansonsten wird aktuell vor allem das Wohnthema brav diskutiert. Was auch wichtig ist. Dass sich ein großer Teil der Student:innen allerdings eine Bleibe außerhalb einer Wohngemeinschaft nicht leisten kann, scheint vielen Beteiligten egal zu sein. Weil’s keine Prozente bringt.

Viel eher rätselt man darüber, wie man weitere Anreize dafür schaffen könnte, dass sich das Vermieten mehr auszahlt. Die Lösung dafür soll ein Mietzuschuss sein. Selbstverständlich aber nur für die armen Vermieter.

Nebenbei sind die Kandidat:innen aber ohnehin mit einem viel wichtigeren Thema beschäftigt: Und zwar dem (peinlichen) Heruntermachen ihrer Gegner:innen.

Dazu zählen auch die unzähligen Plakate, die Innsbruck überfluten und zwar nichts über eigene (vielleicht nicht existente?) Punkte aussagen, aber zumindest jemand anderes schlecht darstellen lassen – und damit exzellent zu einem Wahlkampf passen, der wohl als einer der schwächeren und peinlicheren der jüngeren Zeit in die Geschichte eingehen wird.

2000er-Jahrgang. Student. Schreibt gelegentlich Bücher und Texte. Mag alles was mit Sport zu tun hat. CR7 > Messi.

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