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Das richtige Rezept gegen Lehrermangel?

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Die Verkürzung des Lehramtsstudiums war längst überfällig. Alles steht und fällt aber mit der tatsächlichen Ausgestaltung dieser Verkürzung. Derzeit steht nur das Vorhaben an sich fest, die einzelnen Universitäten werden sich jetzt in den Curriculumskommissionen und den Senatsarbeitsgruppen damit befassen müssen, welche Inhalte sie ab dem Wintersemester 2024/2025 wegstreichen werden. Eine große Herausforderung, deren Bearbeitung letzten Endes darüber entscheiden wird, ob das neue Lehramtsstudium wieder an Attraktivität gewinnen kann.

Wenn die Studienverkürzung in Wahrheit keine ist…

Um das Problem zu illustrieren, orientieren wir uns an einem Beispiel aus der Praxis. Wer derzeit ein Lehramtsstudium in den Fächern Biologie und Geographie belegt, muss während des 4-jährigen Bachelorstudiums knapp 90 Kurse belegen. Bei 240 zu erreichenden ECTS-Punkten ist das wahnsinnig viel, weil pro Kurs nur knapp 2,6 Punkte vergeben werden. Wenn das Bachelorstudium jetzt von 4 auf 3 Jahre verkürzt wird, bedeutet das eine Reduktion der zu erreichenden ECTS-Punkte auf 180. Bleibt die Anzahl der Kurse ähnlich hoch, was nicht ganz ausgeschlossen werden kann, werden pro Kurs noch weniger Punkte vergeben. Ein enormer Nachteil für die Studierenden, die unabhängig der Punkte und Semester weiterhin viel mehr leisten müssten, als es vertretbar ist. Das würde dazu führen, dass die Anzahl jener Studierenden, die das Studium rasch wieder hinschmeißen, weiterhin hoch bleibt.

Warum Lehramt studieren?

Was wahnsinnig kryptisch und verzwickt klingt, lässt sich relativ simpel herunterbrechen. Die Studierenden werden derzeit mit Fachwissen in ihren beiden Unterrichtsfächern überschüttet und verlieren nach kurzer Zeit die Lust. Das pädagogische und das praktische nimmt einen wesentlich kleineren Teil des Studiums ein. Physik, Chemie, Mathematik und Informatik haben dabei ein besonderes Problem. Wenn Lehramtsstudierende praktisch das gleiche leisen müssen, wie reguläre Physik-, Chemie- und Mathematikstudierende, stellen sich viele zu Recht die Frage, warum sie diese Fächer nicht gleich alleine (ohne Zweitfach) studieren sollten, zumal derzeit auch zahlreiche Quereinsteiger in Schulen Karriere machen.

Masterpflicht für Fixanstellung?

Eine große Hürde für angehende Lehrpersonen ist weiterhin die Pflicht zum Masterabschluss. Für viele bereits tätige Lehrpersonen geht das vollkommen an der Lebensrealität vorbei. Viele von ihnen sind bereits während des Studiums von den Schulen angeworben worden und tun sich schwer, nebenbei ihren Masterabschluss zu machen. Da hilft auch die geplante „Schutzphase“ nichts, wenn die halbe Lehrverpflichtung zu weniger Einkommen und trotzdem Schwierigkeiten mit der Vereinbarkeit von Studium und Berufsausübung führt.

Alles in allem ist die geplante Verkürzung ein richtiger Schritt, allerdings bleiben viele Fragen noch ungeklärt und der Zeitraum bis zur tatsächlichen Umsetzung ist ein sehr kurzer. In einem halben Jahr spätestens muss das neue Studium auf Schiene sein. Da bleibt wenig Raum für Imagekorrekturen und das aktive Werben um Studienanfängerinnen und Studienanfänger. Generell wird es auch darum gehen, das Image des Lehramts aufzubessern. Pädagoginnen und Pädagogen nehmen eine der wichtigsten Rollen in unserer Gesellschaft ein. Wir vertrauen ihnen täglich unsere Kinder an und das für mehrere Stunden. Geben wir ihnen den Stellenwert, den sie verdienen und unterstützen wir sie dabei, den Kindern und Jugendlichen die bestmögliche Bildung und Ausbildung angedeihen zu lassen.

Politischer Mensch. Ausgeprägtes Bewusstsein für Umwelt, Ökologie und Gerechtigkeit. Hat Politikwissenschaften studiert. Arbeitet aktuell in der Politik. Auf Landesebene. Interessiert sich für Weltpolitik. Schreibt gerne Analysen.

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