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Umwelt-News

5 Minuten Lesedauer

Unter diesem Titel bringt eine seriöse österreichische Tageszeitung in ihrem ebenfalls als seriös anerkannten Wissenschaftsteil einschlägige Kurzmeldungen. Eine davon möchte ich gerne in voller Länge zitieren: „Bohrungen I: Zu Ötzis Zeiten waren Gipfel nicht eisfrei. – Gebirgsforscher der ÖAW zeigen, welche Auswirkungen natürliche Klimaschwankungen auf die Gletscher in den Alpen haben und hatten. Eiskernbohrungen an der Weißseespitze im Tiroler Kaunertal belegen, daß die Gipfel der Ostalpen vor mindestens 7000 Jahren schon einmal eisfrei waren. Erst vor 5900 Jahren, auch zu Ötzis Lebzeiten vor 5300 Jahren, kühlte das Klima ab und die Gletscher rückten vor. Die Forscher warnen, dass in der aktuellen Klimaerwärmung die Weißseespitze bald wieder eisfrei würde.“

Es ist sicher schwierig, einen wissenschaftlichen Artikel für die Zeitung auf ein paar Sätze zu kürzen, ohne ihn rätselhaft werden zu lassen. Aber der Sinn einer solchen Übung liegt doch wohl darin, den einigermaßen interessierten Laien über bisher nicht bekannte Umstände aufzuklären, ohne sich zu sehr im Detail zu verlieren. Hier nun wird für meine laienhafte Wenigkeit etwas zu viel auf zu kleinem Raum zusammengefaßt. Die hauptsächliche Meldung ist ja wohl die, daß es vor 7000 Jahren schon einmal wärmer war als jetzt, wo es erst allmählich so warm wird (und laut der zweiten der Kurzmmeldungen war es vor gut 100.000 Jahren mit vier Grad über dem heutigen Durchschnitt sogar sehr viel wärmer). Das sind beides Erkenntnisse, die der derzeit herrschenden Klima-Ideologie widersprechen, die ja seit Michael Manns legendärer Hockeyschläger-Kurve die Mär verbreitet, es sei vor der Jetztzeit immer so ungefähr gleich warm gewesen, und erst jetzt, seit 1840, durch den verderblichen Einfluß des Menschen, werde es rapid unerträglich warm werden, wenn wir nicht usw.usf. Diese neuen Erkenntnisse in bezug auf die Historie deuten nun auf ein wiederholtes Ab- und Zunehmen der Temperaturen ohne menschliches Zutun, zu dessen Ursachen ich hier nicht einmal eine Vermutung lesen kann. Das wäre aber nicht gerade uninteressant, da wir ja seit 30 Jahren zunehmend mit „Menschengemachter Klimaerwärmung“ beschäftigt sind.

In der hier vorgestellten Form grenzt die Information allerdings an das, was uns aus dem Reich des Bösen als „Fake News“ bekannt ist. Wenn man nicht zufällig zu den Twitter-Brieffreunden des nun schon bald ehemaligen amerikanischen Präsidenten zählt, dann begegnen einem diese im Informationsalltag gerne als Nachrichten, die nicht wirklich (oder jedenfalls nicht erkennbar) falsch sind, aber einen Drall, einen Unter- oder Oberton haben, der ungefähr das Gegenteil des vielleicht ursprünglich Gemeinten besagt, so wie hier. Hier ruft zuerst die Überschrift: Berge waren früher immer voll Eis, jetzt schmelzen sie ab, Botschaft: Klimakrise. Der Text sagt zunächst das eine, dann das andere, vergißt allerdings hinzuzufügen, daß es sich, soweit hier erkennbar, um Einzelbeobachtungen handeln muß, von denen nicht klar ist, inwieweit man sie verallgemeinern kann. Abschließend fragt man sich dann, wie man einem Eisbohrkern Nachrichten zu der Zeit entnehmen können soll, wo das Eis nicht hier war, im Sinne des bedeutenden Satzes von Professor Galetti: „Ich sehe viele, die nicht hier sind.“

Anderes Beispiel von vor 14 Tagen: In den Nachrichten auf Ö1 ist davon die Rede, daß wir gerade den drittwärmsten November der Meßgeschichte hinter uns haben. Ich schaue auf der praktischen und überhaupt allgemein wunderbar informativen ZAMG-Seite nach, für Innsbruck finde ich gleich für die ersten Jahre zurück mehr als drei wärmere November. Für welchen Bereich gilt also diese Aussage? Jetzt hab ich es gefunden: „auf den Bergen“ ist es mit 3,9° C Abweichung nach oben der drittwärmste November, im Tal mit 0,6°C unter ferner liefen. Und, sind das nun Fake News, ist es also im engeren Sinn gelogen oder eher in einem weiteren oder gar nicht?

Walter Klier, geb. 1955 in Innsbruck, lebt in Innsbruck und Rum. Schriftsteller und Maler.
Belletristik, Essays, Literaturkritik, Übersetzungen, Sachbücher. Mitherausgeber der Zeitschrift "Gegenwart" (1989—1997, mit Stefanie Holzer). Kommentare für die Tiroler Tageszeitung 2002–2019.
Zahlreiche Buchveröffentlichungen, u.a.: Grüne Zeiten. Roman (1998/Taschenbuch 2014), Leutnant Pepi zieht in den Krieg. Das Tagebuch des Josef Prochaska. Roman, 2008. Taschenbuch 2014). Der längste Sommer. Eine Erinnerung. 2013.
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1 Comment

  1. Ich weiß es ist ein Kommentar, ich weiß Sie überspitzen, überzeichnen usw um Ihren ach so wichtigen Standpunkt Kund zu tun. In Anbetracht der Faktenlage wäre es aber nur redlich zu prüfen ob Ihr Standpunkt wirklich so wichtig ist und nach Veröffentlichung schreit.

    https://orf.at/stories/3197863/

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