Foto von Sarah Donisi auf Unsplash

Hot Town, Summer in the City

2 Minuten Lesedauer

Hot town, summer in the city
Back of my neck getting dirty and gritty
Been down, isn’t it a pity
Doesn’t seem to be a shadow in the city
All around, people looking half-dead
Walking on the sidewalk, hotter than a match head

Dieser Oldie-Hit der Lovin´ Spoonful von 1966 ist grad wieder aktuell, denn am 3. Juli hatten wir den höchsten weltweiten Temperaturdurchschnitt seit Messbeginn. Bei uns herrschte an diesem einen Tag allerdings hundsmiserables Wetter, und es war zur Abwechslung mal saukalt. Das verleitet dann schlichte Gemüter dazu, den rasant sich beschleunigenden Klimawandel als Ersatz für einen Urlaub in Jesolo freudig zu begrüßen. So fiel einem FPÖ-Bürgermeister nichts Besseres zur Klimakatastrophe ein, als dass in seiner Gemeinde nun der Wein besser als früher wachse, was nach seiner Ansicht eine ganz tolle Sache sei … Und sein politischer Horizont muss ja nicht über Gemeindegrenzen hinausreichen: Wer das Wetter daheim kennt, braucht sich ums Weltklima nicht zu kümmern. Wir bauen schließlich die Festung Österreich! Stürme in Deutschland und den Niederlanden, verheerende und unzeitige Monsun-Überschwemmungen in Asien, die Ausbreitung der Wüsten in Nordafrika und Südeuropa tangieren unsereinen nicht. Hauptsache im eigenen Dorf ist´s fein sommerlich warm und es gibt einen Wein. Noch.

Da kommt einem sogar die vernichtende Schulkritik, die jedes Jahr zu Ferienbeginn aufflammt, als Erklärung (Ausrede?) zupass: Wenn nämlich ein Viertel der 15-Jährigen nicht sinnerfassend lesen kann, wenn die angehenden Lehrlinge keinen Winkel und keine Prozente mehr richtig berechnen können, wenn die armen Halbanalphabeten, die ein seit Ewigkeiten von der ÖVP ideologisch einzementiertes mittelalterliches Schulsystem erzeugt, dann ab 16 solche Bürgermeister wählen, wen wundert´s noch?

Da wird einem abwechselnd heiß und kalt —

And babe, don’t you know it’s a pity
The days can’t be like the nights
In the summer, in the city
In the summer, in the city

Aber trotzdem wünsche ich allen unseren Alpenfeuilletonleser*innen einen feinen, mäßig heißen, ab und zu problemvergessenen Sommer!

Geboren 1954 in Lustenau. Studium der Anglistik und Germanistik in Innsbruck Innsbruck. Lebt in Sistrans. Inzwischen pensionierte Erwachsenenbildnerin. Tätig in der Flüchtlingsbetreuung. Mitglied bei der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung Tirol, der IG Autorinnen Autoren Tirol und beim Vorarlberger AutorInnenverband. Bisher 13 Buchveröffentlichungen.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.