US-Wahl 2020: Ein Thriller in Rot-Blau!

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Was wir derzeit in den USA erleben ist ein echter Wahl-Thriller. Die Präsidentschaftswahl 2020 ist nicht die umkämpfteste aller Zeiten, aber ausgerechnet mit einem unberechenbaren Präsidenten Trump, birgt dieses knappe Rennen besondere Gefahren. Was passiert gerade in den USA? Wie wird die US-Wahl ausgehen?

Die Ausgangslage

Seit Wochen machen uns Umfrageinstitute und Analysten in den USA klar, dass Joe Biden meilenweit vor Donald Trump liegt. Nicht nur im US-weiten „popular vote“, sondern auch in den entscheidenden Bundesstaaten, die besonders umkämpft sind. Teilweise liegt Biden mehr als acht bis zehn Prozentpunkte vor seinem Kontrahenten. Die Umfrageinstitute versichern, dass sie aus der Wahl 2016 gelernt haben und bereits eingerechnet haben, dass sich Trump-Wähler in Umfragen seltener deklarieren als Biden-Wähler. Skeptiker sehen immer noch ein gewisses „Gefahrenpotenzial“ in den Umfragen, gehen aber davon aus, dass Biden ein Vorsprung von vier bis fünf Prozentpunkten in den Umfragen reichen dürfte. Eines der wenigen Umfrageinstitute, das aus der Reihe tanzt, ist die Trafalgar Group, die bereits 2016 den Wahlsieg von Donald Trump vorausgesagt hat. Auch im Jahr 2020 sagt Trafalgar Group Gründer Robert Cahaly einen Sieg von Donald Trump voraus.

Der Wahlabend

Als die ersten Ergebnisse aus den einzelnen Counties eintrudeln wird schnell klar, dass die Umfragen auch im Präsidentschaftsrennen 2020 nichts wert sind. Der deutliche Vorsprung von Joe Biden wird zum hauchdünnen Kopf-an-Kopf Rennen. Nicht einmal jene Vorhersage hält, dass Biden das „popular vote“, also die generelle Gesamtzahl der Stimmen in den USA, deutlicher als Clinton 2016 gewinnen wird.

Florida

Besonders spannend ist es im traditionell hart umkämpften Florida, das dem Gewinner 29 Wahlmännern im „electoral vote“ einbringt. In zahlreichen Counties des Bundesstaates Florida kann Joe Biden sogar besser abschneiden als Hillary Clinton im Jahr 2016. Die wichtigste – und am Ende auch entscheidende – Ausnahme, bildet das County Miami-Dade. Das bevölkerungsreichste County in Florida – 2016 noch mit 63,68 Prozent zu 34,07 Prozent an Hillary Clinton gegangen – kann Joe Biden nur mit 53,4 Prozent zu 46,1 Prozent für sich entscheiden. Zu wenig, um Florida zu gewinnen. Trump kann Florida nicht nur halten, er kann seinen knappen Vorsprung aus dem Jahr 2016 von 1,2 Prozentpunkten auf Hillary Clinton, sogar noch ausbauen und liegt laut letztem Auszählungsstand 3,4 Prozentpunkte vor Joe Biden.

Texas

Kaum jemand hat wirklich geglaubt, dass Texas ein umkämpfter Bundesstaat sein wird. Der letzte demokratische Kandidat, der Texas gewinnen konnte, war Jimmy Carter im Jahr 1976. Seitdem ist Texas fest in republikanischer Hand. Bei der letzten Wahl 2016 hatte Donald Trump mit einem Vorsprung von fast 9 Prozentpunkten über Hillary Clinton triumphiert. Joe Biden kann das Rennen in Texas deutlich offener halten. Die ersten Ergebnisse aus den Counties, vor allem aus den größeren Vorstädten, sind vielversprechend. Am Ende setzt sich Donald Trump in Texas aber mit einem Vorsprung von knapp 6 Prozentpunkten durch.

Nevada und Arizona

Die beiden Nachbarstaaten im Westen der USA sind heuer ein wichtiges Zünglein an der Waage. Bei einem Auszählungsstand von mehr als 80 Prozent der Stimmen führt Joe Biden in Arizona mit knapp 90.000 Stimmen vor Donald Trump. Viele Wahlbeobachter haben den Bundesstaat Arizona bereits Joe Biden zugerechnet, was Donald Trump besonders sauer aufstößt. Ob er Joe Biden in Arizona noch einholen kann? Eher unrealistisch! In Nevada zeichnet sich ein besonders knappes Rennen ab. Nachdem Biden zunächst relativ komfortabel vorne liegt, schrumpft sein Vorsprung auf knapp 8.000 Stimmen. Bei einem Auszählungsstand von knapp 86 Prozent ist in Nevada noch alles offen. Wahrscheinlicher ist jedoch ein Sieg von Joe Biden.

Wisconsin, Michigan und Pennsylvania

In diesen drei Bundesstaaten im Norden der USA zeichnet sich ein ähnliches Phänomen ab. In allen drei Staaten hat Trump zunächst einen komfortablen Vorsprung, der jetzt dahinschmilzt. Warum ist das so? In diesen Bundesstaaten sind zunächst jene Stimmen ausgezählt worden, die direkt an der Wahlurne abgegeben wurden. Diese Stimmen kommen eher von Republikanern. Jetzt werden vor allem Briefwahlstimmen ausgewertet. Diese Stimmen kommen je nach Bundesstaat und County mehrheitlich von Demokraten. Außerdem sind noch deutlich weniger Stimmen in jenen Counties ausgezählt, die traditionell demokratisch wählen. Städte wie Green Bay, Milwaukee und Kenosha in Wisconsin, Detroit und Grand Rapids in Michigan und Pittsburgh und Philadelphia in Pennsylvania können hier den Unterschied zugunsten von Joe Biden ausmachen. In Wisconsin führt Biden mittlerweile mit 20.000 Stimmen, in Michigan sogar mit mehr als 30.000 Stimmen. Besonders interessant wird es in Pennsylvania. Dort führt Trump derzeit noch mit fast 500.000 Stimmen. Eigentlich nicht aufzuholen oder? Doch! Es fehlen nämlich noch fast 1,4 Millionen Briefwahlstimmen. Die Auszählung in Pennsylvania könnte sich allerdings noch zwei Tage hinziehen. Es bleibt spannend.

North Carolina und Georgia

Auch in North Carolina und Georgia hat Joe Biden zwar aufholen können, der Vorsprung von Donald Trump wird angesichts des weit fortgeschrittenen Auszählungsstandes aber wohl halten.

Der Weg ins Weiße Haus

Mit Stand 18 Uhr MEZ am 04. November 2020 steht Joe Biden bei 227 Wahlmännern. Donald Trump kann bisher 213 Wahlmänner für sich beanspruchen. Für einen Sieg braucht einer der beiden Kandidaten 270 Wahlmänner oder mehr. Offen sind noch die Bundesstaaten Nevada (6 Wahlmänner), Arizona (11 Wahlmänner), Wisconsin (10 Wahlmänner), Michigan (16 Wahlmänner), Pennsylvania (20 Wahlmänner), North Carolina (15 Wahlmänner), Georgia (16 Wahlmänner), Maine (1 Wahlmann noch offen/3 bereits vergeben) und Alaska (3 Wahlmänner).

Mein Tipp zur US-Wahl

Joe Biden gewinnt Arizona, Nevada, Wisconsin, Michigan und Pennsylvania. Damit kann er 290 Wahlmänner auf sich vereinen und wird die Präsidentschaftswahl 2020 gewinnen. Donald Trump wird wohl Alaska, North Carolina und Georgia gewinnen. Für ihn ist das zu wenig!

Ausblick

Der unberechenbarste Präsident aller Zeiten wird diese Niederlage nicht so einfach hinnehmen. Er verdreht Tatsachen und spricht davon, dass immer noch Stimmen ins System „eingepflegt“ werden. Das sind aber Stimmen, die bereits lange vorher per Briefwahl abgegeben wurden. Jedenfalls sicher ist, dass erste Klagen vom Team Trump eingegangen sind. Die Wahl wird wohl am grünen Tisch entschieden. Wann? Das weiß derzeit niemand.

Politischer Mensch. Ausgeprägtes Bewusstsein für Umwelt, Ökologie und Gerechtigkeit. Hat Politikwissenschaften studiert. Arbeitet aktuell in der Politik. Auf Landesebene. Interessiert sich für Weltpolitik. Schreibt gerne Analysen.

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