Von mörderischen Flamingos und hyperaktiven Eichhörnchen

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Alleine machte ich mich letzten Dienstag auf in´s Bogentheater. Die Impropheten_innen  waren angekündigt – eine Innsbrucker Truppe, die sich dem Improvisationstheater verschrieben hat.

Impro ist weiblich

Bereits beim Betreten des Bogentheaters wurden mir zwei Dinge klar: Zum einen, dass es wohl ein kuschliger Abend werden würde, da eine halbe Stunde vor Beginn nur noch vereinzelt Sitzplätze vorhanden waren, zum anderen, dass das Impro-Theater weiblich sein muss. Beides bestätigte sich. Alles was an Sitzgelegenheiten aufzutreiben war reichte am Ende nicht für alle Besucher. Von den etwa 80 Personen im Publikum waren schlussendlich abgezählte 12 männlich.
Zum Glück hatte ich nur kurz Zeit über diese Erkenntnisse nachzudenken, schließlich begann die Vorstellung. Besser gesagt, wir begannen die Vorstellung. Gemeinsames Aufwärmen stand am Programm. Exzessives Händeschütteln, Lockerungsübungen für alle Gliedmaßen und abwechselndes Nachahmen eines Babylöwen und dessen Vaters trugen dazu bei, dass nun alle auch geistig anwesend waren. Vergessen die Hektik des Arbeitstages, die schlechte Note in der Uni-Prüfung oder die überfüllte Straßenbahn bei der Anreise.

Animalische Unterhaltung

Beim Lesen des  Titels „Humanimalisch“ konnte man sich schon ausmalen, was auf einen zukommen wird, um dann zu erkennen, dass man falsch lag. Spielte der erste Teil des Abends noch in einem Tierheim, fand man sich später in einer Love-Show für Tiere wieder, bei der auch gesellschaftskritische Szenen Platz fanden. So wurde etwa das Thema der gleichgeschlechtlichen Ehe angeschnitten.
Die gelungene Impro-Show wurde von den einzelnen Spielern bis an die Grenzen des Absurden ausgereizt. Ein Element blieb den ganzen Abend gleich: Das Publikum entschied in jeder Szene maßgeblich mit. So wurden  für die einzelnen Schauspieler die Rollen (von Tierart über Alter bis hin zu Charaktereigenschaften) und oft auch die konkrete Situation (Ort, Begebenheit, Problem) durch Herausrufen bestimmt.
Dabei konnte ich zwei Typen an Herausrufern beobachten. Die „Das-muss-schon-in-die Szene-passen-Typen“ und die „Denen-würge-ich eine-rein-Typen“. Ich fand mich definitiv in der zweiten Gruppe wieder. Schnell merkte ich jedoch, dass gerade meinTyp den Reiz für Impro-Schauspieler ausmacht. Gekonnt wurden alle gestellten Aufgaben umgesetzt und kunstvoll interpretiert. Vom mörderischen Flamingo Rosa, über den melancholischen Gorilla Christiano, bis hin zu Hans-Peter, dem hyperaktiven Eichhörnchen.

Immer wieder gerne – Improtheater in Innsbruck!

Das dritte Impro-Theater meines Lebens war das beste. Angefangen bei der passenden Location, über das gewählte Thema, bis hin zur Umsetzung. Viele klassischen Elemente des Improvisationstheaters fanden an diesem Abend die eine oder andere Neuinterpretation. So wurden zum Beispiel performative Elemente (Ausführung oder Konkretisierung des gesprochenen Wortes) mit der Figur eines Erzählers  kombiniert. Auch die klassische Aufteilung in Games (kurze Szenen), die zu einer Impro-Show (Motto) zusammengefasst werden, wurde meiner Ansicht nach mehrfach durchbrochen.  Auch wenn das übergeordnete Motto „Tiere“ durchgezogen wurde, waren die beiden Storys (Tierheim und Loveshow) doch zu weit voneinander entfernt, um eine Show daraus zu machen. So kam das Publikum eben in den Genuss von zwei Impro-Shows!
Impro-Theater steht und fällt mit der spielenden Gruppe. Unter der Führung der herausragenden Danja Außerhofer übertrafen sich die Impropheten_innen in jedem Spiel auf´s Neue und brauchen so den Vergleich zu Profis in Berlin oder Wien nicht zu scheuen.  Mit der dankbarsten Rolle des Abends, der des hyperaktiven Eichhörnchens  und einer  sehr authentischen Darbietung, konnte Lukas Schumacher den Großteil der Lacher für sich verbuchen und so über die ein oder andere verwirrende oder langwierige Szene hinweg täuschen. Alle Akteure verband jedoch eines: Die Liebe zum Theater und diese war den ganzen Abend über spürbar.
Sollte es sich zeitlich wieder ergeben, werden die Innpropheten_innen wieder in meiner Abendplanung berücksichtigt. Das kann ich auch jedem anderen raten, der für zwei Stunden dem Alltag entfliehen will, um nackte und ehrliche Theaterkunst zu sehen. Die nächste und letzte Chance vor der Sommerpause ergibt sich am 17. Juli, um  19.00 Uhr im Haus der Begegnung (hier geht’s zur Veranstaltung) So geht Improvisationstheater in Innsbruck!
 
 

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