Der 16er
Hier geht es nicht um mein persönliches Lieblingsbier (Represent Ottakring!), sondern um den Strophenaufbau. Eine Strophe hat normalerweise 16 Zeilen bzw. Bars, danach kommt meist eine Hook (Refrain), dann wieder Strophe, Hook, Strophe und so weiter. Die Verwendung dieses Aufbaus scheint den stillschweigend entschiedenen Konsens darzustellen, es gibt nur wenige erfolgreiche Lieder, die von diesem Schema abweichen. Als Beispiele könnte man hier „Das Urteil“ von Kool Savas, 2005 erschienen, oder „Kontrolle/Schlaf“ von Casper aus dem Jahr 2011 nennen.
Der Penislängenvergleich existiert nicht nur bei den Reimketten, auch die Anzahl der Zeilen in einem einzelnen Track scheint in den letzten Jahren zu einem Wettbewerb geworden zu sein, den Eko Fresh mit seinem Track „Die Meisterprüfung“, einem 1000 Zeilen umfassenden, 58-minütigem Video auf Youtube, vorerst ad acta gelegt hat. Übrigens, wer mehr über die Grundlagen des Raps erfahren möchte, dem ist dieses Video wärmstens zu empfehlen.
Arme hoch, Reiche runter, ich hab den Andreas-Baader-Flow
Flow ist alles und alles ist Flow. In diesen Begriff fließen zahlreiche Elemente ein: Stimmfarbe, Tempo, Rhythmus, Betonung. Flow ist neben den Inhalten der individuellste Teil des Raps. Jeder Künstler besitzt seinen eigenen, ihn ausmachenden Flow der für seinen Wiedererkennungswert sorgt. Während bereits etwas angestaubtere Rapper wie beispielsweise Sido oder Bushido nur selten vom Takt des Beats abweichen und meist im Normaltempo rappen, ist die sogenannte Doubletime heute fixer Bestandteil der Szene. Die Anzahl der Silben wird hierbei verdoppelt und in denselben Takt gepackt. Natürlich gibt’s dann auch noch den Trippletime und den Halftime, die sollten aber selbsterklärend sein.
Doch warum dieser ganze Scheiß? Um sich in Szene zu setzen. Sprache dient als Mittel zur Selbstinszenierung, zum Aufblasen des lyrischen Egos. Die eigene Persönlichkeit ist das wichtigste im Rap geworden. Und das Bild, das man von sich in der Öffentlichkeit generieren möchte, wird mit technisch raffinierten Pinselstrichen übermalt. Das Produkt an sich wirkt dennoch meist wie Massenware, da die wichtigste Triebfeder der Kunst im Mainstream in Vergessenheit gerät. Die Originalität.
Hier noch zwei Beispiele für Technikspielerei im Rap:
Chefket, Megaloh & Amewu – Live MCs
Aphroe – Kolossal
Genug jetzt. Nächstes Mal geht’s um das eigentlich Wichtige im Rap. Den Inhalt.