Versteckte Aufklärung

In Zeiten von Fakenews: Gehören alle journalistischen Inhalte hinter Paywalls oder nicht?

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Foto von Joshua Hoehne auf Unsplash
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Wer in den vergangenen Jahren Nachrichten im Internet konsumiert hat, dem wird aufgefallen sein, dass die Anzahl an Paywalls, also bestimmten Geschäftsmodellen, die das Lesen von Inhalten an Bedingungen wie monatliche Abonnements knüpfen, in ihrer Anzahl stetig zugenommen haben.

Das ist an sich auch nachvollziehbar, denn der Konsum von Nachrichten verlagerte sich mit der zunehmenden Digitalisierung vom Print-Medium immer mehr in den Online-Bereich, also auf die jeweiligen Websites der Zeitungen oder auf deren Kanäle in den sozialen Netzwerken.

Durch diese einschneidende Veränderung, die eine geringere Anzahl an gedruckten Zeitungen zur Folge hat, sind die Redaktionen dementsprechend darauf angewiesen, auch anderweitig Geld zu verdienen. Und neben Werbungen kommen an dieser Stelle die zuvor genannten Paywalls gerade recht. Diese Bezahlschranken sind zwar auf den ersten Blick lediglich störend und nervig, auf den zweiten jedoch auch durchaus gefährlich.

Gewiss meine ich damit jedoch nicht alle hinter Paywalls versteckten Artikel. Denn Inhalte nicht ausschließlich kostenlos zur Verfügung zu stellen, ist an sich natürlich nicht dramatisch, sondern vollkommen verständlich. Insbesondere wenn es sich um längere, gut recherchierte Artikel handelt, die ein Thema vertiefen oder bestimmte Nischen abdecken.

Problematisch sind allerdings die Paywalls, deren Inhalte mit einem kurzen Lead eingeleitet werden, dann jedoch mit den Worten „Jetzt Weiterlesen für…“ enden und die Themen behandeln, die für die Bevölkerung zu dem jeweiligen Zeitpunkt von einem hohem Interesse sind. Wie die Corona-Pandemie mitsamt ihren Maßnahmen und der Aufklärung bezüglich der Impfung gegen Covid-19 oder der Krieg in der Ukraine.

Themen bei denen es von besonderer Relevanz ist, dass sie faktenbasiert, verständlich und klar bei der Bevölkerung ankommen, weil vermeintliches Fehlverstehen größere soziale Probleme mit sich bringen können. Dass sich Artikel, seien es Interviews oder andere Inhalte mit einem beträchtlichen Rechercheaufwand, zu solch gesellschaftlich relevanten Themen hinter einer Paywall verstecken, führt zwar in manchen Fällen bestimmt dazu, dass Leser:innen ein etwaiges Abo zum Freischalten der Inhalte abschließen, aber auch zu dem Gegen-Szenario, dass sich diese ihre Informationen von Medien beschaffen, die ihre Inhalte kostenlos zur Verfügung stellen.

Das können nun Online-Auftritte von anderen Zeitungen sein, die weniger auf Features wie eine Paywall angewiesen sind, allerdings auch diverse Social-Media-Accounts, wie jene der AfD oder von Donald Trump. Kanäle, die anders als die Redaktionen von seriösen Zeitungen nicht mit ihrer Recherchefähigkeit oder mit Fakten punkten, sondern mit gezielt verbreiteten Fake-News. Dass solche Falschmeldungen besonders in Verbindung mit fehlender Aufklärung gefährlich sind, muss ich nicht weiter erläutern, denn das wurde zuletzt durch die Corona-Pandemie „erfolgreich“ bewiesen.

In diesem Sinne wäre es also durchaus sinnvoll, wenn Zeitungen bestimmte Artikel, also solche, die eine wichtige Rolle zur Aufklärung der Bevölkerung bei gesellschaftlich relevanten und besonders heiklen Themen innehaben, eben nicht hinter einem Bezahlmodell verstecken, sondern der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen und die Macht von Fake News damit bedeutend minimieren würden. In Zeiten wie diesen hätten wir dies nämlich bitter nötig.

2000er-Jahrgang. Student. Schreibt gelegentlich Bücher und Texte. Mag alles was mit Sport zu tun hat. CR7 > Messi.

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