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Vom Schummeln und Lügen 5  – Vor- und Nachsilben

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Manchmal lügen Menschen ohne es zu beabsichtigen, weil ihnen Wörter oder auch nur unschuldig erscheinende Silben untergejubelt werden.

Da ist zum Beispiel die „Umwelt“, die es zu schützen gelte. Das klingt nach Kleingarten, den wir nicht mit Glyphosat spritzen und in dem wir ein Bienenhaus aufstellen sollten, damit alles gut wird. Richtigerweise sollte aber vom Schutz der „Welt“ die Rede sein, denn um nichts weniger geht es.

Oder die lieben „Mitbürger“, welche von Politikern gerne angesprochen werden, wenn man etwas vom Volke will. Eigentlich sind damit nicht die „Bürger“ gemeint, die in einer Demokratie der Souverän sind und welchen die gewählten Politiker zu dienen hätten. Oh nein. „Mitbürger“ sind in den Augen mancher Granden nichts als Auswüchse, die wie Mitesser das glatte Antlitz der Gesellschaft, welche sie sich wünschen, stören und deshalb durch das Auftragen eines Tonics von Phrasen ruhiggestellt werden müssen.

Oder wenn in manchen politischen Parteien viel von einer „Gesinnungsgemeinschaft“ die Rede ist, sollte eher die Nachsilbe „-heit“ Verwendung finden. Und bei diversen „Kooperationen“ könnte man die Vorsilbe oft ebenso gut auch weglassen und an kriegerische Sonderoperationen denken.

Ein Vorschlag: Lassen Sie bei häufig in offiziellen Ansprachen verwendeten Wörtern einmal zur Probe das eine oder andere Prä- oder Suffix weg. Vielleicht kommen Sie der Wahrheit dann näher, als es dem Redner lieb ist.

Geboren 1954 in Lustenau. Studium der Anglistik und Germanistik in Innsbruck Innsbruck. Lebt in Sistrans. Inzwischen pensionierte Erwachsenenbildnerin. Tätig in der Flüchtlingsbetreuung. Mitglied bei der Grazer Autorinnen und Autorenversammlung Tirol, der IG Autorinnen Autoren Tirol und beim Vorarlberger AutorInnenverband. Bisher 13 Buchveröffentlichungen.

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