NFL Woche 13: Halleluja und der ganz normale Wahnsinn

17 Minuten Lesedauer

Nach der Niederlage der New England Patriots gegen die Denver Broncos in Woche 12 bleiben die Carolina Panthers das letzte ungeschlagene Team. Im Divisionsduell sollte es für die Panther nach New Orleans gehen, für die wiederum nur ein Sieg zählt, will man die kleine Playoff-Chance noch am Leben halten. Auf dem Papier eigentlich eine eindeutige Sache, die Panthers sollten da drüber fahren. Wer eine Defensive in New Orleans sucht, muss sich sehr geduldig zeigen. Allerdings ist Quaterback Drew Brees gegen Teams die 5-0 oder besser stehen, ungeschlagen. Warum sollte also die Serie der Panthers nicht gegen die Saints reißen?
Und tatsächlich, die Saints starteten fulminant in das Spiel. Nachdem man Cam Newton und Co sofort three and out schicken konnte, legte Brees los und fand seinen Tight End Watson zur 7:0 Führung. Newton wollte logischerweise gleich anschließend antworten, sein Passversuch wurde aber intercepted. Guter Spielverlauf für New Orleans, allerdings kann man nichts zählbares mitnehmen. Sogar das Field Goal geht daneben. Es bleibt beim 7:0. Für Carolina ist also noch einmal alles gut gegangen. Dann die erste „echte“ Szene des Spiels: Panthers‘ Runningback John Stewart fumbelt, New Orleans schnappt sich den Ball in Form von Anthony. Der macht das allerdings so geschickt, dass sich vorerst niemand auskennt. Anthony fällt zwar, aber nicht auf den Boden sondern nur auf am Boden liegende Spieler, ergo war er noch nicht down.
Das Schützenfest war endgültig eröffnet, wie immer gilt, wer das Spiel nicht gesehen hat, soll sich bitte die Zusammenfassung ansehen. Sämtliche Highlights aus diesem Spiel hier schön aufzuarbeiten würde den Rahmen sprengen. Ein hin und her an Führungswechseln, schöne, weite Pässe, Interceptions, aber leider auch strittige Schiedsrichterentscheidungen sollten folgen. Überhaupt konnten die Saints sogar das erste mal in der Geschichte der NFL einen PAT (Point after Touchdown) blocken und in eigene zwei Punkte verwandeln. Vorne fand Newton Ginn und Brees Cooks, das sieht man einfach gerne!
Am Ende wars ein wirklich knappes und sehr spannendes Spiel, dass die Panthers mit 41:38 für sich entscheiden konnten. Aber sie wankten. New Orleans muss die Saison damit endgültig beenden. Vielleicht sollte man im Draft einen Defensivspieler wählen. Grad schon egal wen, quasi auf allen Positionen sollte man aufstocken. Die Panthers bleiben das Team der Stunde und sind als erstes auch schon für die Playoffs qualifiziert. Cam Newton klopft heftig an die MVP-Tür. Sein Teamkollege Kurt Coleman, Safety, klopft ganz stark an die Defensive Player Of The Year (DPOTY)-Tür. Coleman kam erst vor dieser Saison von den Kansas City Chiefs zu den Panthers und spielt seitdem groß auf. In den letzten vier (!) Spielen konnte der 27-Jährige jedes mal eine Interception beisteuern. Insgesamt steht er hinter Reggie Nelson von den Bengals an zweiter Stelle der Interceptions. Würde es keinen J.J. Watt geben, Coleman wäre vermutlich schon zum DPOTY gewählt worden.

Spektakel in Nashville

Wie, was Nashville? Die Tennessee Titans spielen dort, gestern gegen die Jacksonville Jaguars. In den vergangenen Jahren wahrlich kein Gassenhauer, war diese Partie ungefähr gleich spannend wie jene in New Orleans. Die Quaterbacks Black Bortles (Jaguars) und Marcus Mariota (Titans) schenkten sich nichts. Bortles hält seit gestern auch den Franchsie-Rekord für die meisten Touchdownpässe in einer Saison (27). Gestern war er gleich fünf davon, drei davon zu einem anderen Rekordspieler: Allen Robinson. Robinson ist der erste Jaguars-Spieler seit Jimmy Smith 2005 der in einer Saison auf über 1000 Receiving-Yards kam. Dennoch, das Spiel wollte lange Zeit nicht entschieden werden, es brauchte einige kuriose Szenen um eine Entscheidung zu erzwingen. Egal wer vorlegte, die Antwort folgte sofort. Bitte auch hier wieder die Highlights ansehen!
Da geht Mariota selbst für 87 Yards. Die Titans konnten endlich wieder ein (Heim)Spiel gewinnen. 42:39 lautete am Ende das Ergebnis.

New Yorker Derby

Nur alle vier Jahre treffen die New York Giants auf die New York Jets. Die Mannschaften teilen sich bekanntlich das Stadion, weshalb dieses Duell auch als „shortest trip in the League“ bezeichnet werden kann. Alle Giants-Fans müssen jetzt ganz stark sein: Heuer wird’s nichts mit dem Super Bowl-Gewinn. Auch wenn der zeitlich Abstand für eine Serie stimmen würde (2008, 2012, 2016?), seit gestern ist die Chance dahin. Nicht, dass man die Playoffs verpasst hätte. Nein, man verlor das Spiel gegen die Jets. Die letzten beiden Duelle konnten die Giants für sich entscheiden, 2011 war dieses Spiel sogar „Turningpoint“ in einer sehr durchwachsenen Saison: mit dem Sieg gegen die Jets fand man in die Spur, zog in die Playoffs ein und gewann den Super Bowl. Das ist aber vergangen, gestern setzen sich die Jets durch. Aus Giants Sicht wieder einmal Mann des Spiels: Odell Beckham Jr.
Obwohl die Giants lange in Führung lagen, Ryan Fitzpatrick konnte die Jets kurz vor Schluss in die Verlängerung führen. Brandon Marshall fing wieder einmal einen Ball in der Endzone. In der anschließenden Verlängerung starteten die Jets. Ein Touchdown würde das Spiel beenden, ein Field Goal den Giants noch einmal den Ball geben. Fitzpatrick marschierte in die gegnerische Endzone, es roch schon nach Touchdown. Doch plötzlich, aus dem nichts, kam die Giants Defensive und zwang die Jets zu einem Field Goal. Auftritt Eli, eigentlich genau seine Situation. Eli kam bis an die gegnerische 30 Yard-Linie, auch die Giants kickten darauf hin ein Field Goal. 48 Yards sind für Josh Brown heuer noch kein Problem, gewesen. Keiner seiner Kicks ging nicht zwischen die Pfosten. Gestern schon. Die Jets gewannen das Derby mit 23:20.

Gestatten, Blaine Gabbert

Gut, Blaine Gabbert spielt jetzt nicht erst seit gestern in der NFL. Von den Jaguars als zehnter Pick 2011 ausgewählt wurde er nach drei Jahren zu den San Francisco 49ers abgegeben. Jim Harbaugh, damals noch Trainer der 9ers sah in ihm einen sehr talentierten Quaterback, mit dem Abgang Harbaughs schien aber auch die Karriere Gabberts am seidenen Faden zu hängen. Wäre da nicht Colin Kaepernick. Was nun genau die Gründe für die Degradierung Kaepernicks waren, kann man nur spekulieren (fehlende Übersicht, Verletzung). Heuer spielt Kapernick verletzungsbedingt nicht mehr, ob er nich einmal den goldenen Helm trägt bleibt abzuwarten. Für Gabbert ging es also gestern in sein viertes Spiel 2015 gegen die Chicago Bears.
Die Bears sind nach dem Sieg gegen die Green Bay Packers vergangene Woche immer noch im Playoff-Rennen, die 49ers eher im Rennen um den Overall-First-Pick 2016. Aber was solls, mit Gabbert konnte man immerhin die Atlanta Falcons besiegen. Gestern begann alles gemächlich, Beas Kicker Gould verwandelte zwei Field Goals sicher zur 6:0 Führung. Mit Jay Cutler sollte ein weiterer Bär im Mittelpunkt der Geschehnisse stehen, seinen Pass konnte Jimmy Ward abfangen und für die 49ers in die Endzone bringen. PAT wird überbewrtet 6:6. Forte konnte die Bears vor der Pause in Führung bringen, Draughn auf Seiten der 9ers nach der Pause ausgleichen. Im vierten Viertel legten die Bears abermals mit einem Touchdown vor, ehe dann endlich der große Auftritt von Blaine Gabbert folgte.
Die Bears bekamen noch einmal denn Ball, ließen die Zeit geschickt runter laufen, stellten sich für ein Field Goal auf und scheiterten. Gould konnte den Sack nicht zumachen und so musste auch dieses Spiel in die Verlängerung. Auch hier wieder Auftritt Gabbert.
Ja, San Francisco kann noch Spiele gewinnen. Gabbert machte gestern nicht einmal das Spiel seines Lebens – rein statistisch gesehen – konnte aber einige Verrückte, die ihn im Fantasy Football aufstellten glücklich machen.

Back-2-back Niederlagen

Die New England Patriots haben es nicht leicht. Die Liste der Verletzten wird immer länger, trotzdem will man sich für die erste Saisonniederlage von vergangener Woche revanchieren. Die Philadelphia Eagles kommen da genau richtig. Weder haben die Eagles einen fitten bzw. sich in Form befindenden Quaterback, noch eine Defensive die diesen Namen auch verdient (man denke nur an das Spiel gegen die Lions). Also alles angerichtet für Tom Brady. Amendola steht ihm wieder zur Seite, wenigstens einer, der wieder von der Verletztenliste verschwindet. Und was soll man sagen: totgeglaubte leben länger. Im ersten Viertel passiert genau gar nichts. Und die Eagles rochen Lunte, schon vor dem Spiel:


Wer bis hier her gelesen hat, wird schon gemerkt haben: Serien reißen gerne in letzter Zeit. Die Patriots gingen im zweiten Viertel aber schnell mit 14:0 in Führung. Für jede Mannschaft eine sehr ungünstige Situation. Sam Bradford, auch wieder fit, kann die Eagles aber mit einem erfolgreichen Drive zum Anschlusstouchdown führen. Und dann wieder was Neues: ein geblockter Punt, direkt umgewandelt in einen Touchdown.
14:14 zur Pause. New England drückt im dritten Viertel steht schon mitten in der gegnerischen Endzone und erlebt einen Super Bowl-Seattle-Seahawks-Moment.
100 Yard-Return. Der nächste Drive der Patriots wird von einem Punt beendet, Sproles returnt in die Endzone für 83 Yards. New England probiert es weiter, kann noch einmal punkten, sogar einen Onside-Kick recovern, aber nicht gewinnen. Den Eagles gelingt die Sensation – 35:28 Sieg gegen die Patriots, die damit nicht mehr alleine an der Spitze der AFC stehen.

Party bei den Steelers, Rodgers auf den Spuren von Tebow

Pittsburgh Steelers – Indianapolis Colts. Die Colts sind immer noch ohne Andrew Luck unterwgs, allerdings auch noch ungeschlagen mit QB Hasselbeck. Jetzt sind sie es nicht mehr. Gegen Big Ben, Brown und Bryant waren die Colts chancenlos. 45-10. Roethlisberger mit 364 Yards und vier Touchdowns, Brown mit drei TD’s, Bryant mit einem. Auch hier wieder die Szene des Spiels, diesmal allerdings auch wegen des Jubels. Ladies and Gentlemen: Antonio Brown.
So und zum Schluss natürlich noch einmal der Wahnsinn von Donnerstag. Green Bay Packers gegen die Detroit Lions. Für die Lions die erste Chance seit 1991 die Packers zwei mal in einer Saison zu besiegen. Lange sah es sehr gut danach aus. Im dritten Viertel führte man schon 23:0. Doch die Packers gaben sich nicht auf, eine strake defensive Leistung (in Form von Julius Peppers forced Fumble) ließ das Spiel kippen. Die Packers kamen zurück und scheiterten auch schon. Nur durch eine Strafe, kam es zu einem letzten Play. Man könnte sich eigentlich denken, dass der lange Pass kommt. Lions Head Coach sah das anders, er stellte die Verteidigung auf ein Lateral-Play ein (kurze Pässe, immer wieder nach hinten). Falsche Entscheidung, Rodgers mit dem Tim Tebow Gedächtniswurf (ok, Tebow hätte den natürlich nicht zusammengebracht) 61 Yards, eine Granate in die Endzone, wo er auch Rodgers findet. Seinen Tight End.
Die Packers gewinnen ein Spiel, in welchem sie nie führten. Aus Lions-Sicht eine Katastrophe, wer Megatron auf der Bank hat und den nicht zum verteidigen raus schickt ist selber Schuld. Die Packer damit wieder an der Eins der NFC North. Die Vikings bekamen von den Seahawks nämlich dick auf die Mütze. Aber das ist eine andere Geschichte.

Die Ergebnisse der Woche 13:

Green Bay Packers @ Detroit Lions, 27:23
Houston Texans @ Buffalo Bills, 21:30
San Francisco 49ers @ Chicago Bears, 26:20
Cincinnati Bengals @ Cleveland Browns, 37:3
Baltimore Ravens @ Miami Dolphins, 13:15
Seattle Seahawks @ Minnesota Vikings, 38:7
N.Y. Jets @ N.Y. Giants, 23:20
Arizona Cardinals @ St. Louis Rams, 27:3
Atlanta Falcons @ Tampa Bay Buccaneers, 19:23
Jacksonville Jaguars @ Tennessee Titans, 39:42
Kansas City Chiefs  @ Oakland Raiders, 34:20 (sechster Sieg in Folge)
Denver Broncos @ San Diego Chargers, 17:3
Philadelphia Eagles @ New England Patriots, 35:28
Carolina Panthers @ New Orleans Saints, 41:38
Indianapolis Colts @ Pittsburgh Steelers, 10:45
Dallas Cowboys @ Washington Redskins

Standings Woche 13:

AFC

AFC East W L T Per.
New England Patriots 10 2 0 .833
Buffalo Bills 7 5 0 .583
New York Jets 6 6 0 .500
Miami Dolphins 5 7 0 .417
AFC North W L T Per.
Cincinnati Bengals 10 2 0 .833
Pittsburgh Steelers 7 5 0 .583
Baltimore Ravens 4 8 0 .333
Cleveland Browns 2 10 0 .167
AFC South W L T Per.
Indianapolis Colts 6 6 0 .500
Houston Texans 6 6 0 .500
Jacksonville Jaguars 4 8 0 .333
Tennessee Titans 3 9 0 .245
AFC West W L T Per.
Denver Broncos 10 2 0 .833
Kansas City Chiefs 7 5 0 .583
Oakland Raiders 5 7 0 .417
San Diego Chargers 3 9 0 .245

NFC

NFC North W L T Per.
Green Bay Packers 8 4 0 .667
Minnesota Vikings 8 4 0 .667
Chiacgo Bears 5 7 0 .417
Detroit Lions 4 8 0 .333
NFC East W L T Per.
Washington Redskins 5 6 0 .455
Philadelphia Eagles 5 7 0 .417
New York Giants 5 7 0 .417
Dallas Cowboys 3 8 0 .273
NFC South W L T Per.
Carolina Panthers -z 12 0 0 1.000
Atlanta Falcons 8 4 0 .667
Tampa Bay Buccaneers 6 6 0 .500
New Orleans Saints 4 8 0 .333
NFC West W L T Per.
Arizona Cardinals 10 2 0 .833
Seattle Seahawks 7 5 0 .583
St. Louis Rams 4 8 0 .333
San Francisco 49ers 4 8 0 .333

z: Division Sieger, fix im Playoff

Und wer macht die Super Bowl Halftime-Show?

Titelbild: Twitter / Jacksonville Jaguars

3 Comments

  1. Unglaublich detaillierter Artikel! Da steckt viel Mühe drin behaupt ich mal. Für mich als großen Football-Fan natürlich ein Traum 🙂 P.S.: Woche 13 war einfach der Hammer!

    • Woche 13 war wirklich außerordentlich genial. Allein die missed FGs, ich wollt mir das eh noch anschauen wieviele da verschossen wurden. Das fällt heuer neben den zahlreichen Verletzungen sehr auf: die treffen einfach nicht mehr so leicht.

      • Finds auch faszinierend wieviele extra Punkte daneben gehen. Entweder sind (fast) alle Kicker außer Form oder die paar Yards nach hinten machen doch viel aus. Bin gespannt wie sich das in den Playoffs entwickelt … da könnte das noch mehr zum Faktor werden ….

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.