Penis, Wasabi und Sand

9 Minuten Lesedauer

Zum dritten Mal besuchte ich aus diesem Anlass die upgefuckte Bäckerei. Wahrscheinlich um Bestätigung zu bekommen, dass auch andere ab und an upfucken. Lehrreich und lustig war es ja immer: FuckUp Nights #2 und FuckUp Nights #3
Bisher musste Bettina Wenko nach Upfuckern suchen. Sie teilte uns mit, dass mittlerweile Menschen bei ihr anrufen und auftreten wollen. Es sind nun sogar Upfucker auf einer Warteliste. Interessante Entwicklung.


 Vom Penis zur Muschi


Christian war zehn Jahre lang Angestellter und ist nun ein Jahr selbstständig. Er macht heute irgendwas mit GPS-Ortungs-Lösungen. Darüber wurde wenig gesprochen. Wichtiger ist:
„Es geht um Menschen und Prozesse!“
Das ist seine Meinung.
Nach der HAK verkaufte er Bausparverträge an alte Frauen. Dann war er zwei Wochen bei BMW. Warum nur zwei Wochen? – Er sah kein Wachstumspotential für sich. Es folgte ein Studium und ein Auslandsjahr. Im Anschluss arbeitete Christian bei Siemens und im Finanzministerium. Euphorisch wollte er im Finanzministerium die Welt retten. Heute unerklärlich, quälte er sich zwei Jahre und sagte zu allem „Ja“ und „Amen“. Vom Finanzministerium ging es zu Kelly’s-Chips. Im Handel lernte er welches Licht man im Regal verwendet um das Produkt am besten zu verkaufen. Es folgten Hemden nach Maß, Möbel und am Ende, Kupfer: „Wenn ich mit dem Kupfer-Job scheitere, mach ich mich selbstständig“, schwörte sich Christian. Und so war es dann auch. Horst, sein Chef, schmiss ihn raus.
How to draw a cat:
FuckUpNights1
Warum musste Christian zehn Jahre lang upfucken als Angestellter?
„Nichts änderte sich, weil ich mich nicht änderte. In Wirklichkeit wissen wir alle, was wir wollen.“ Aber wir sollen/dürfen auch upfucken, um zu erfahren, was wir nicht wollen. Sieht man das ganze als Prozess, lernt man immer.
Und wenn der Penis am Ende eine Muschi ist, ist das voll okay.


Wasabi: Mythos oder Asiatische-Meerrettich-Realität?


Hansjörg Steixner ist 46 und hat ein Problem mit Wasabi. Heute möchte Hansjörg sein Wasabi-Trauma aufarbeiten:
Eines Abends kam sein Freund Sepp auf ihn zu. Man trank viel Rotwein. Am Ende beschloss man Wasabi in Tirol anzubauen. Japaner wollen aus zwei Gründen Wasabi aus Tirol:

  1. Wasabi aus Fukushima hat es am Markt derzeit schwer
  2. Japaner lieben „Heidi“. Sie glauben, Heidi, Ziegenpeter und Alm-Öhi kommen aus Tirol

(Just for information: Heidi kommt aus der Schweiz)
Wüssten die Japaner, dass Heidi nicht aus Tirol kommt, gäbe es dieses Projekt wohl nicht. Hansjörg hätte dann auch kein Trauma.
Was ist eigentlich Wasabi? Wie schmeckt er?
Kaum ein Produkt, das in Europa als „Wasabi“ verkauft wird, enthält Wasabi. Die Topprodukte enthalten 0,3% Wasabi. In Japan scheint Wasabi das Pendant zur heiligen Hostie zu sein. Selbst die Japaner haben keine Ahnung wie Wasabi angebaut wird.
Eines Tages kam Sepp’s japanischer Freund und brachte eine Wasabiwurzel.
Das Ziel: mit vielen Wasabiwurzeln nach Japan zurückfliegen.
Das Problem: seit zwei Jahren wächst nix.
Hansjörg hat die einzige Wasabi-Plantage auf europäischem Festland. Es gibt aber eine in England. Hansjörg ist nicht dumm. Er wollte sich in England oder Japan anschauen wie das mit dem Wasabi so funktioniert. Doch auf Anfrage kam eine Drohung: Nähert sich Hansjörg auf 100 „Feet“ der Plantage, ist er tot. Mysteriös.
Nach zig Experimenten mit Schatten, Licht, Wasser, Wurzel-Wachstums-Alpecin und Damen-Strümpfen sieht es aktuell ganz gut aus für den Tiroler Wasabi. Warum es gut aussieht weiß Hansjörg nicht. Der Japaner glaubt an den Tiroler Wasabi.
Heute warnt Hansjörg vor 4 Fehlern:

  1. emotionale/euphorische Entscheidungen (immer besser man schläft über eine Idee)
  1. Fehlende Vorinformation
    (Was ist Wasabi?)
  2. Kulturelle-Sprachbarrieren
    (z.B. haben einige Japaner Angst vor der Zahl 4. Das nennt man Tetraphobie )
  3. Halbherzigkeit

(Als Betroffener von Tetraphobie, bitte die vier Warnhinweise ignorieren! – oder nur drei merken!)
Obwohl man schon siebenmal aufgeben wollte, lassen Hansjörg und der Japaner nicht los an der Vision des Tiroler Wasabi.
Man darf gespannt sein. Was Hansjörg abseits vom Wasabianbau macht, erfuhren wir nicht. Er steht aber im schweren Verdacht Kabarettist zu sein. Es bleibt mysteriös…


Alles nur auf Sand gebaut


Holger Stark meldete sich am Tag der FuckUp Night #4 und wollte unbedingt auftreten. Er bekam seine zehn Minuten on stage. Holger ist echter Tiroler mit Migrationshintergrund aus (Baden-) Württemberg. Dort heißt es „Schaffe, schaffe – Häusle baue’“ und „Wer schafft, der heiratet auch mit 20!“. Nach der Lehre im Direktvertrieb verkaufte Holger Töpfe. Dann dachte er sich: „Wer Töpfe verkaufen kann, kann auch Häuser verkaufen!“. Bei der Bundeswehr konnte er schon im Mercedes vorfahren. Das war geil. Mit 24 hatte er zwei Kinder und gründete ein Unternehmen. Jetzt konnte er sich jährlichen Skiurlaub in Tirol gönnen und dort mit anderen Piefke über teure Autos sprechen.
Der jährliche Skiurlaub führte dazu, dass Holger seine nächste Frau kennenlernte. Er machte außerdem die schmerzhafte Erfahrung, dass es mehr Piefke-Witze als Ösi-Witze gibt. Dann eröffnete er einen Skiclub in Dubai. Ein Bekannter sitzt wegen diesbezüglicher Geschäfte nun im Hefen. Nach unzähligen Dubai-Besuchen, merkt er, dass das alles eigentlich auch nur auf Sand gebaut ist. Irgendwann ging Holger Konkurs. Das stand in der Zeitung. Nun wurde er auf der Straße bemitleidend gefragt: „Wie geht’s dir denn?“
„Scheitern mit erhobenem Haupt“ ist Holgers Divise. Alles was er erlebt hat, macht ihm zum „Freischaffender Vertriebskünstler“ der er heute ist. Außerdem lebt er ganz gut mit Frau Nummer drei im Tiroler Oberland: „Ohne meine ersten Zwei hätte ich meine dritte Frau nie kennengelernt.“


 Fazit


Auch die FuckUp-Night #4 war ein Erfolg. Tickets waren schon Tage vorher vergeben. Diesmal waren Menschen auf der Bühne, die von sich aus dort stehen wollten. Das hatte eine etwas andere Dynamik und es ging etwas bewusster auf Gag und Lacher. Die Proponenten kamen auch viel mehr mit konkreten Weisheiten, Vorschlägen und Ratschlägen. Dass es den Dreien im Leben auch mal wirklich schlecht ging, merkte man nicht all zu sehr. Eventuell wäre eine Idee für die FuckUp-Night #5, dass man das mischt: Menschen die wirklich auftreten wollen und Menschen die man etwas bitten muss. Dann sieht man ein breiteres Spektrum an Ups&Downs. Vielleicht ja wirklich Norbert Hofer fragen! Der hat jetzt ja viel Zeit. Sollten die drei Upfucker des Abends aber mit ihrer aktuellen Lebenssituation nicht zufrieden sein, steht einer Karriere auf der Bühne nichts entgegen. Der Ruf auf die Bühne bescherte uns immerhin diesen unterhaltsamen, lehrreichen und upgefuckten Abend. Danke dafür.

 Alle Bilder: Facebook: FuckUp Nights Innbsruck

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.