Cardi B verdirbt auch deine Tochter

Anfang August erschien Cardi Bs neue Single "WAP". Wie immer mit weitreichenden Diskussionen. Vor allem konservative und nicht selten alte, weiße Männer stören sich an dem Song. Warum?

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Wet Ass Pussy. In der zensierten Videoversion auf YouTube bekommt man diese drei Wörter nicht zu hören. Cardi B hat es wieder getan, wieder einen vermeintlich provokanten Titel herausgebracht. Zusammen mit einer der Durchstarterinnen des Jahres – Megan Thee Stallion – begibt sie sich auf eine drei Minuten und acht Sekunden lange Bettgeschichte.  

Das ist ganz klar explizit, Cardi und Megan lassen keine Beschreibung des Geschlechtsakts aus. Sex aus Sicht einer Frau im weiterhin von Männern dominierten Rap-Game? Offenbar immer noch provokant, ja fast schon skandalös.

Dabei ist absolut gar nichts daran verwerflich. Wenn sie will, dass ihr Mann den „big Mack truck“ right in ihrer „Garage“ parkt oder sie ihre Vorlieben des Oralsex beschreibt, ist das nichts anderes, was Männer seit den 90er-Jahren – auch im Mainstream-Rap – machen und damit auch noch ordentlich Geld verdienten.

Das Video? Klassisch Cardi. Dicke Ärsche, große Brüste, viel Zunge. Eben auch kein Unterschied zu 50 Cent-Videos. Dass sie sich zudem noch Unterstützung von Kylie Jenner, Rosalía oder Normani geholt hat, die zu Frank Ski’s „Whores in This Hose“ ihr Hüften schwingen, macht die Sache noch heißer, im Sinne von gelungener. Zusammenhalt, nimm das Patriachart!

Und das ist auch wichtig und richtig. Die Welle der besorgten Empörung scheint weiterhin nicht enden wollend zu sein. Ein Highlight dabei ist sicherlich konservative Politiker James Bradley, der den Song „aus Versehen“ gehört hat und seitdem seine Ohren gerne mit Weihwasser ausspülen würde.

Cardi und Megan seien wieder einmal sehr schlechte Vorbilder für junge Mädchen, denen allein wegen des Hörens von WAP gar nichts mehr anderes übrig bleibt, als früher oder später an der Stange zu tanzen oder auf andere Art und Weise ihren Körper zu verkaufen (außerdem sollten wir dringen über das Thema Sexarbeit sprechen, aber dafür braucht es mehr Platz).

Wir wissen natürlich, dass das nicht passieren wird, sehen aber wieder einmal, wie tolerant Männer Frauen und derer eigenständigen (Sex-)Fantasien sind. Nämlich gar nicht. Es ist ok wenn „Rapper“ wie Lil Wayne eine katastrophale und verachtende Line bringen, aber sicher nicht in Ordnung, wenn zwei Frauen einfach explizit von ihrem Sexleben erzählen. Der Song war schon nach wenigen Stunden ein voller Erfolg. Nie konnten zwei Musikerinnen mehr Views für ein YouTube-Video verzeichnen als Cardi B und Megan Thee Stallion (26 Millionen in den ersten 24 Stunden). Platz 1 auf Spotify und iTunes in den USA. Weil er auch ein absoluter Banger ist. Ein starkes Sample, eine richtige gute Produktion, richtig geile (ja, der war aufgelegt) Lyrics und zwei starke Frauen. Das ist keine Provokation, das ist ein wichtiger Track im sich ständigen füllenden und leider noch sehr lange erklingenden Album auf dem Weg zur Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern.

Und jetzt, weil’s so schön ist, hören wir uns alle die unzensierte Version von WAP an und ernähren uns von den Tränen alter weißer Männer.

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