Die 15 besten Hip Hop Alben des Jahres

14 Minuten Lesedauer

Diese Liste ist natürlich nicht vollständig und als absolut anzusehen. Dem Leser werden vor allem Deutsch-Rap-Alben fehlen, tatsächlich hat es nur ein deutschsprachiges Album auf die Liste geschafft und auch mit dieser Auswahl dürfte nicht jeder Fan unbedingt einverstanden sein. Eminem fehlt übrigens auch, wie auch Migos, Drake und Lil Uzi Vert.
Gleich vorne weg drei Honorable Mentions:

Leben am Limit – SXTN

SXTN macht Freude und Spaß. SXTN ist Feminismus und irgendwie auch nicht. SXTN ist laut und hart, härter als jeder Mann und spielt mit Rollen-Klischees. SXTN ist einfach nur geil.

17 – XXXTentacion

Der 19-Jährige schafft es nur indirekt auf die Liste. Das liegt zum Großteil am recht kurzen Album – 17 dauert de facto nur 22 Minuten – und zum anderen an seinen unzähligen Eskapaden, darunter auch eine derzeit laufende Anklage wegen häuslicher Gewalt – mutmaßlicher Frauenschläger…

Run the Jewels 3 – Run the Jewels

Das dritte Werk von El-P und Killer Mike erschien noch Ende 2016 und kann deshalb nicht zu den besten Alben des aktuellen Jahres gezählt werden. Allerdings ist diese Platte sicherlich ein Meisterwerk, eine Mischung aus Spaß, Politik und Headbangern. Sollte man sich weiterhin anhören.


Platz 15: Humaniac – Lou the Human


Lou the Human poppte im Laufe des Jahres plötzlich auf, sein Mixtape Humaniac überzeugte auf Anhieb. Der Mittzwanziger aus Staten Island orientiert sich in seinem Stil stark an seinem großen Vorbild Eminem, eine Tatsache, die man in dem zehn Titel umfassenden Werk auch erlebt. Lou ist düster und erinnert auch an Earl Sweatshirt – also etwas depressiv. Keine Features auf der Scheibe, er selbst hat sehr viel Potential. Die Zukunft wird zeigen, wo er sich am Ende eingliedern kann. Lou the Human versucht sich in vielen unterschiedlichen Metiers, will selbst der neue Kanye West oder zumindest David Bowie werden. Ein erster Ansatz ist getan.


Platz 14: No One Ever Really Dies – N.E.R.D.


Sieben Jahre haben Fans von N.E.R.D. auf ein neues Album warten müssen, kurz vor Weihnachten kam mit No One ever Really Dies endlich ein Nachfolger von Nothing. Die Gruppe um Pharrell Williams kann Politik und Beats und hat eines der unglaublichsten Gästelisten seit sehr langer Zeit mit dabei: Rihanna, Kendrick Lamar, Andre 3000, Future, M.I.A. und 2017s finest Boy Ed Sheeran dürfen auf einzelnen Liedern mitwirken. Und das hat Auswirkungen, wirklich jeder Song ist ein sogenannter Banger und frisst sich irgendwie langfristig in die Gehörgänge des Hörers. Die Beats werden teilweise hin- und hergeschoben wie man es sonst nur bei herausragenden Fußballspielern mit deren Spielgerät sieht. Alles in allem sicherlich ein Album für all jene Hip Hop-Hörer, die es gerne etwas mainstreamiger haben.


Platz 13: Drive it like it’s stolen – Injury Reserve


Nach Platz 15 und Lou the Human, die zweite Auswahl die eigentlich kein Album, sondern viel mehr EP ist. Drive it like it’s stolen zeigt eine neue Seite des Trios, es beinhaltet sowohl echte Banger, als auch vermeintlich ruhigere Nummern (North Pole). Diese EP könnte die Richtung für den weiteren Weg der Gruppe vorgeben, einer, der uns noch viel Freude bereiten wird.


Platz 12: The Never Story – J.I.D.


Was aus J. Coles Label Dreamville herauskommt, kann man in der Regel sofort kaufen ohne es auch nur ansatzweise angehört zu haben. Das hochtalentierte Kollektiv wird durch J.I.D. erweitert. Der 27-Jährige veröffentlichte im März sein erstes Album The Never Story, nur einen Monat nachdem er im Februar seinen Plattenvertrag bei Dreamville unterschrieb. J.I.D. zeigt darauf, dass er rappen kann und hat nahezu alles dafür getan, dass der Hörer später auch davon überzeugt ist.


Platz 11: All Amerikkkan Badass – Joey Badass


Joey Badass zweites Album All Amerikkkan Badass hat man sehnsüchtig erwartet, enttäuscht wurde man vom mittlerweile 22-jährigen New Yorker sicherlich nicht. Hochpolitisch switcht Joey zwischen alltäglichen Problemen denen man in Amerika als Afroamerikaner ausgesetzt ist und seinem raschen Aufstieg zu einem angesagten Rapper. Das Album hat sehr viele starke Momente, dass Joey mit Sprache umgehen kann ist ohnehin kein Geheimnis mehr. Unvergessen auch sein Freestyle-Rap bei den L.A. Leakers über Futures „Mask Off“. Vermutlich die Performance des Jahres.


Platz 10: Saturation II – Brockhampton


Es geht los, Brockhampton kommt erstmals auf der Liste vor. Das texanische Kollektiv wühlte im vergangenen Jahr die Hip Hop-Welt ordentlich auf und beschenkte uns mit drei hervorragenden Alben. Wenn man so will, dann ist der zweite Teil der Saturation-Triologie aber noch der schwächste, auch wenn es schwer fällt, das auch wirklich so zu sagen. Auf diesem Album wird der Hörer nahezu ständig direkt in die Fresse geschlagen, im Gegensatz zu den anderen beiden Teilen fehlt ein wenig die Zeit zum Durchatmen. Das macht aber nichts, Saturation II bereitet dennoch viel Freude.


Platz 9: Big Fish Theory – Vince Staples


Vince Staples zweites Album Big Fish Theory wurde von uns schon besprochen, auf dem zweiten Album hat Staples seine Musik auf ein neues Level gehoben. Irrsinnig spannend fehlt und dominiert die Balance aus klassischem Hip Hop und experimentieren mit verschiedenen Genres die Platte. Ein vermutlich schon jetzt wieder vergessenes Schmuckstück, das 2017 auf den Markt geworfen hat.


Platz 8: Laila’s Wisdom – Rapsody


Rapsody hat sich mit Laila’s Wisdom spätestens in den Olymp des Hip Hops gerappt. Die 34-Jährige zeichnet ein unglaublich buntes Bild einer Welt einer schwarzen Frau in Amerika, erzählt fantastische Geschichten und greift tief auf die Emotionen des Hörers ein. Konzept-Alben sind sehr spannend, vor allem dann, wenn sie so gut gemacht sind, wie Laila’s Wisdom. Die Beats sind fantastisch, die Features stimmen auch. Könnte bald mit einem Grammy als bestes Hip Hop Album des Jahres ausgezeichnet werden.


Platz 7: Saturation I – Brockhampton


Der Erstling der 16-köpfigen Boy Band, zerstörte fast alles bisher bekannte. Ein Gefühl eines unglaublich angenehmen schweren Autounfalls überkommt den Hörer, Saturation sprengte Grenzen und gab den Auftakt für eine herausragende Triologie. Erstmals sah man Roberto und seine Kumpanen, erstmals konnte man sich ein Bild machen, wie man im Kollektiv rappen kann. Kann man sich nicht oft genug anhören.


 Platz 6: CTRL – SZA


Solána Imani Rowe oder SZA ist mehr R&B-Sängerin, Songwriterin aber eben auch Rapperin. Mit CTRL gelang der 27-Jährigen ein hervorragendes Debüt-Album, erzählt wie Rapsody Geschichten, wenn auch noch persönlichere und zum Teil noch schonungslosere. Auf vielen Ebenen wird man an Beyonce erinnert, wohl aber mit dem Vermerk, dass SZA eine neue Ära einleiten könnte. Sie nimmt uns mit auf eine Reise persönlicher Ängste, Verluste und leiser Hoffnung auf Besserung. Auch für sie könnte es bald einen Grammy geben – heißt zwar nicht viel, ist aber erwähnenswert. Fantastische Scheibe!


Platz 5: 4:44 – Jay-Z


Aus dem nichts ein Album gedroppt und wieder bewiesen, dass er einer der größten Rapper aller Zeiten ist. 4:44 dürfte Jay-Zs persönlichstes Album sein, es erzählt von den Problemen seiner Ehe, outet seine Mutter, besticht durch den Flow, den typischen J-Hova-Flow. Starke Samples, starke Produktion – der Milliardär überlässt eben nichts dem Zufall. Mit 47 Jahren immer noch nicht eingerostet, bitte einfach immer so weiter machen.


Platz 4: Hardcore – Retrogott


Ein, in Zahlen 1, einziges deutsches Hip Hop Album schafft es in diese Liste. Und es ist nicht von Kollegah, Farid Bang, Trettmann, Casper, Marteria, Zugezogen Maskulin, Royal Bunger oder Fatoni sondern Retrogott schafft das. Und das mit einem Album, mit dem man nicht unbedingt gerechnet hat, droppte er es doch spontan, weil er es auf irgendeiner Festplatte wiederfand. Aufgenommen 2013, entführt er uns in die Tiefen der Hip Hop Welt. Er kann’s halt fast wie kein anderer, zumindest in dieser Sprache.


 Platz 3: Flower Boy – Tyler, the Creator


Tyler, the Creator gibt sich auf Flower Boy mehr als J. Cole, denn seiner gewohnten, harten Rapart. Ein Album voller Funkensprünge mit starken Beats und starken Features, ein Album voller Tatendrang und guter Abstimmung. Persönlich für mich sicherlich eine der Überraschungen des vergangenen Jahres, überzeugt das jüngste Werk vollkommen.


Platz 2: DAMN. – Kendrick Lamar


King Kendrick meldete sich im April zurück und lieferte in bester Manier ab. DAMN. mag zwar kein neues To Pimp A Butterfly sein, wohl aber immer noch ein sehr starkes Album. Er ist und bleibt der König des Hip Hops dieser Tage, alles was er anfasst wird zu gold. Kleine Abzüge gibt es für die Balance, insbesondere „LOVE.“ lässt das Fanlager gespalten zurück. Aber dafür hat er mit U2 (!) einen wirklich brauchbaren Song entwickelt. „HUMBLE.“ stellt ohnehin eine der Hymnen des Jahres dar.


Platz 1: Saturation III – Brockhampton


Knapp vor Weihnachten bescherten uns Brockhampton mit dem Abschluss der Saturation-Triologie den Höhepunkt des Jahres. Saturation III ist noch einmal stärker als die beiden Vorgänger und ein mehr als würdiger Abschluss der Serie. Jeder Track liefert ab, die Boy Band zeigt noch einmal alle Facetten und eine Weiterentwicklung die sie im vergangenen halben (!) Jahr durchgemacht hat. 46 Tracks umfasst die Triologie, die 15 letzten auf Saturation III sind in ihrer Ganzheit aber nicht mehr zu übertreffen. 2017 war ein gutes Jahr für Hip Hop, auch und vor allem wegen Brockhampton. Vielen Dank dafür.

Titelbild: flickr.com/Andrew Patra

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.